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Experten informierten zu: Frühlingssonne mit Schattenseiten - Heller Hautkrebs
„Frühformen von Hellem Hautkrebs lassen sich gut behandeln“

Sich vor gefährlicher UV-Strahlung und somit vor hellem Hautkrebs schützen. Quelle: nd3000 - stock.adobe.com
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  • Sich vor gefährlicher UV-Strahlung und somit vor hellem Hautkrebs schützen. Quelle: nd3000 - stock.adobe.com
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Vorbeugung, Früherkennung, Behandlung – Fachärzt*innen gaben Tipps

Nach Monaten des Lockdowns zieht es jetzt im Frühjahr besonders viele Menschen nach draußen, um frische Luft und Sonne zu tanken – im Garten, beim Spaziergang oder beim Sport. Doch die Sonne hat es in sich: Schon im März ist die UV-Strahlung so hoch, dass Hautschäden entstehen können. Wie man sich vor Sonnenschäden wie dem Hellen Hautkrebs oder aktinischen Keratosen schützen kann, wann eine Hautkrebsvorsorge sinnvoll ist und wie sich Hautschädigungen behandeln lassen – dazu informieren Fachärztinnen und Fachärzte am Lesertelefon. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten in der Zusammenfassung:

Sonnenschutz

Wie stelle ich fest, wie hoch die aktuelle UV-Belastung ist?
Dr. med. Dagmar Richter-Hintz: Der aktuelle UV-Index für Ihre Region, der die Intensität der UV-Strahlung angibt, ist in vielen Wetter-Apps integriert, die Sie auf Ihr Smartphone laden können. Aktuelle Werte von 27 bundeseigenen UV-Messstationen finden Sie auf der Website des Bundesamts für Strahlenschutz (www.bfs.de).

Worauf kommt es beim Sonnenschutz an?
Dr. med. Dagmar Richter-Hintz: Auf zwei Dinge: Kleidung und Sonnenschutzcreme. Bei der Kleidung sind Oberteile mit längeren Ärmeln, bei Frauen auch ein Seidenschal für das Dekolleté sinnvoll. Bei dünneren Haaren oder einer Glatze ist eine Kopfbedeckung hilfreich. Je weniger Haut der Sonne ausgesetzt ist, umso besser. Beim Sonnenschutz sollten Sie auf einen hohen Lichtschutzfaktor achten, besonders für Kopfhaut, Ohren, Dekolleté und Gesicht. Wer älter als 50 Jahre ist, sollte grundsätzlich einen LSF über 50 wählen.

Ich bin beruflich bedingt viel in der Sonne – worauf muss ich achten?
Dr. med. Roland Aschoff: In manchen Berufen lässt sich der Aufenthalt in der Sonne nicht vermeiden. Hier stehen Arbeitgeber in der Pflicht, den Beschäftigten wirksame Lösungen zum Schutz vor UV-Strahlung anzubieten. Dazu zählen technisch-organisatorische Maßnahmen wie eine Verlagerung der Arbeitszeit ebenso wie die Bereitstellung von geeigneter Kleidung und Mitteln zum Hautschutz. Nicht von ungefähr sind aktinische Keratosen und Heller Hautkrebs seit 2015 als Berufskrankheit anerkannt. Natürlich sind die Arbeitnehmer auch verpflichtet, diese Maßnahmen umzusetzen. Und wer beruflich oft in der Sonne ist, sollte privat besonders vorsichtig sein.

Vorbeugung und Früherkennung

Wann sollte ich bei Hautveränderungen einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen?
Dr. med. Roland Aschoff: Ernstzunehmende Anzeichen sind Veränderungen in Form, Größe und Farbe bestehender Muttermale. Auch wenn Hautveränderungen wie zum Beispiel Rötungen und Knoten, insbesondere im Gesicht, sich neu bilden und an Größe zunehmen, sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Das gilt besonders bei schnell wachsenden Knoten. Aktinische Keratosen, die Vorstufe des Plattenepithelkarzinoms, erkennt man an leicht geröteten und rauen Stellen auf Hautarealen, die der Sonne stark ausgesetzt sind – also vor allem dem Gesicht, den Handrücken, den Ohren und bei Männern häufig der Glatze. Sie lassen sich oftmals sogar besser mit dem Finger ertasten als mit bloßem Auge erkennen. Da der Helle Hautkrebs und seine Vorstufen zunehmen, sollten sie im Rahmen der regelmäßigen Hautkrebsvorsorge besonders beachtet werden.

Habe ich bereits ein erhöhtes Risiko für aktinische Keratosen oder einen Hellen Hautkrebs?
Dr. med. Dagmar Richter-Hintz: Das hängt vom Hauttyp ab. Rothaarige und hellblonde Menschen haben nicht nur helle Haut, sondern meist auch eine schlechtere Hautreparatur. Dadurch kann bereits vergleichsweise wenig Sonne zu einem höheren Risiko für Hellen Hautkrebs führen. Da sich die UV-Belastung in der Haut über die Jahre hinweg „ansammelt“, können Menschen, die regelmäßig lange in der Sonne waren oder häufiger Sonnenbrände hatten, ein erhöhtes Risiko aufweisen. Nicht zuletzt stellen auch typische „Draußen-Berufe“ wie Gartenbauer, Dachdecker oder Maurer ein besonderes Risiko dar.

Ab wann sollte man zur Hautkrebsvorsorge gehen – und wie oft?
Dr. med. Roland Aschoff: Seit 2008 haben gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren einen Anspruch auf ein Hautkrebsscreening alle zwei Jahre. Manche Krankenkassen bieten ihren Versicherten die Vorsorgeuntersuchung bereits ab 18 Jahren an. In jedem Fall sollten Sie das Angebot zur Vorsorge konsequent nutzen.

Werden Vorstufen von Hellem Hautkrebs bei der Hautkrebsvorsoge erfasst?
Prof. Dr. med. Uwe Reinhold: Ja, die Erfassung von sichtbaren Frühformen von Hellem Hautkrebs ist Bestandteil der Vorsorgeuntersuchung der Haut.

Meine Immunabwehr ist geschwächt – was bedeutet das für mein Hautkrebsrisiko?
Prof. Dr. med. Uwe Reinhold: Eine geschwächte Immunabwehr – sei es durch eine Erkrankung oder durch bestimmte Medikamente, etwa nach einer Organtransplantation – bedeutet, dass Ihr Hautkrebsrisiko stark erhöht ist.

Behandlung von Hautschädigungen

Wie wird Heller Hautkrebs behandelt?
Dr. med. Roland Aschoff: In den meisten Fällen wird der Helle Hautkrebs operativ entfernt. Das ist die sicherste Methode, vor allem im Gesichtsbereich. Bei Vorliegen von kleinen und dünnen Basalzellkarzinomen kann auch eine Photodynamische Therapie (PDT) oder eine Therapie mit einer Creme erfolgreich sein, so dass keine Narbe nach der Behandlung sichtbar ist. Ist ein Plattenepithelkarzinom bereits fortgeschritten oder hat es gar Metastasen gebildet, wird eine individuelle Therapiestrategie im Rahmen einer interdisziplinären Tumorkonferenz erarbeitet.

Müssen aktinische Keratosen operativ entfernt werden?
Dr. med. Roland Aschoff: Nein, in erster Linie versuchen wir, aktinische Keratosen topisch zu behandeln. „Topisch“ bedeutet, es werden Wirkstoffe auf die befallenen Stellen aufgetragen. Welcher der verfügbaren Wirkstoffe zum Einsatz kommt, hängt vom individuellen Befund und der Präferenz des Patienten ab. Als sehr effektives Verfahren hat sich hier die PDT etabliert. Dabei wird ein wirkstoffhaltiges Gel aufgetragen und im Anschluss mit Tages- oder Rotlicht belichtet. Das Verfahren ist schnell, bietet eine hohe Sicherheit und liefert ein sehr gutes kosmetisches Ergebnis. Zudem erfasst es durch die flächige Behandlung auch Veränderungen, die noch nicht sichtbar sind.

Schäden durch Sonnenlicht mit Licht behandeln? Wie soll das funktionieren?
Dr. med. Dagmar Richter-Hintz: Das Licht allein wirkt nicht – entscheidend ist die Kombination mit einem bestimmten Wirkstoff, der als Creme oder Gel aufgetragen wird. Die durch die aktinischen Keratosen geschädigten Hautzellen nehmen diesen Wirkstoff stärker auf als gesunde Zellen und machen sie lichtempfindlicher. Während der Belichtung mit rotem Licht oder auch normalem Tageslicht werden diese geschädigten Hautzellen dann zerstört.

Schützt die PDT vor der Entstehung von Hellem Hautkrebs?
Prof. Dr. med. Uwe Reinhold: Indem die PDT Frühformen von Hellem Hautkrebs beseitigt, verhindert sie wirksam die Entstehung von invasivem Hautkrebs, also Hautkrebsarten wie dem Plattenepithelkarzinom, die in tiefer liegendes Gewebe eindringen und es schädigen können.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung?
Dr. med. Dagmar Richter-Hintz: Bei der PDT mit Tageslicht übernehmen sowohl die gesetzlichen als auch die privaten Kassen die Kosten bei aktinischen Keratosen. Die PDT mit rotem Licht ist aufwändiger und dadurch mit höheren Kosten verbunden. Hier übernehmen bisher nur die privaten Kassen die Kosten.

Die Expertinnen und Experten am Lesertelefon waren:
• Prof. Dr. med. Uwe Reinhold, Facharzt für Dermatologie, Allergologie, Medikamentöse Tumortherapie, Geschäftsführer und Ärztlicher Leiter MVZ Dermatologisches Zentrum Bonn GmbH
• Dr. med. Roland Aschoff, Facharzt für Dermatologie, Oberarzt und Stellvertretender Klinikdirektor, Leiter der Poliklinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden
• Dr. med. Dagmar Richter-Hintz, Niedergelassene Fachärztin für Dermatologie, Erftstadt

Autor:

Kraichgau News Ratgeber aus Bretten

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