Rechbergklinik Bretten: "Medizin ist eigentlich ganz einfach"
Das Steckenpferd von Dr. Martina Varrentrapp, Ärztliche Direktorin der Medizinischen Klinik, an der Rechbergklinik in Bretten, ist die Differenzialdiagnostik.
Bretten (swiz) „Ein Beruf ohne Engagement und ohne Spaß ist wie ein vergeudetes Leben.“ Wenn es nach der berühmten deutschen Schauspielerin Inge Meysel geht, dann hat Dr. Martina Varrentrapp, Ärztliche Direktorin der Medizinischen Klinik der Rechbergklinik Bretten, alles richtig gemacht, denn sie liebt und lebt den Arztberuf aus vollem Herzen. Ein Gespräch mit Varrentrapp endet daher auch unweigerlich in zahllosen Anekdoten aus ihrem bisherigen Berufsleben, das sie unter anderem an Kliniken in Hannover, im Ruhrgebiet, auf der schwäbischen Alb sowie in Landau und schließlich in Bretten geführt hat.
„In Landau hatte ich mich eigentlich gerade eingerichtet"
„In Landau hatte ich mich eigentlich gerade eingerichtet, als man mich für den Posten in der Rechbergklinik ansprach“, erinnert sich Varrentrapp. Nach ersten Informationen beschäftigte sie sich dann näher mit dem vergleichsweise kleinen Krankenhaus in der Me-lanchthonstadt und kam zu dem klaren Schluss:„Das ist es“. „Bretten ist eine wachsende Stadt, der Bedarf eines Krankenhauses ist also gesichert“, erinnert sich Varrentrapp an ihre damaligen Überlegungen vor dem Jobwechsel, mit dem sie den scheidenden Prof. Dr. Martin Winkelmann beerbte. Doch nicht nur die Stadtstruktur hatte es der Medizinerin angetan. „Es waren vor allem auch die Menschen, bei denen man sich sofort willkommen gefühlt hat. Das ist nicht überall so und da ist bei mir der Funke übergesprungen.“
„Unsere Ärzte sind wahre Wunderwaffen”
Überhaupt muss es für Varrentrapp menschlich stimmen. Das wird deutlich, wenn sie vom Team der Rechbergklinik spricht. „Dieser wunderbare Umgang aller Fachabteilungen untereinander, das ist in der Klinikland-schaft wirklich selten.“ Das reiche von den Oberärzten und Spezialisten der jeweiligen Fachgebiete - „das sind wahre Wun-derwaffen“, so Varrentrapp lächelnd – bis zu den Pflegekräften, die jeden Tag Großartiges leisten. „Ohne diese Leute, die sich immer gegenseitig aushelfen und für den anderen einspringen, wäre die Arbeit nicht so gut machbar.“
Und im Mittelpunkt der Arbeit steht der Patient
Und im Mittelpunkt der Arbeit, der Patient. Für diesen sieht Varrentrapp die sogenannte „ungeteilte Innere Abteilung“ der Rechbergklinik als entscheidenden Vorteil. Durch eine „ungeteilte Innere“ Abteilung werden Krankheiten ganzheitlich gesehen, aber dennoch von Spezialisten behandelt. „Wir sehen alles“, gibt sich Varrentrapp selbstbewusst. Genau deswegen sei auch ihr Steckenpferd, die Differenzialdiagnostik, so wichtig. Also die Antwort auf die Frage: „Was steckt hinter den Symptomen?“. „Ich sage meinen jungen Assistenzärzten immer: ‚Medizin ist eigentlich ganz einfach, man muss nur immer die Frage Warum stellen‘“, schmunzelt Varrentrapp. „Wir müssen hinter die Kulissen der Symptome schauen, die Grunderkrankung erkennen, um dann die Menschen in die richtige Behandlungsrichtung zu lenken.“
"Wir haben immer noch einen Vertrauensbonus"
Mit der Zeit entwickle man dann eine Intuition und lerne auch auf die kleinen Zeichen bei einem Patienten zu achten. Dabei müsse man den Menschen mit großer Empathie und hochsensibel begegnen. „Ein Spagat, der nicht immer leicht ist“, so die Ärztin. „Wir haben in der Medizin immer noch einen Vertrauensbonus“, ist sie sich sicher und erzählt die Geschichte eines Mannes, der wegen anhaltender Müdigkeit zu Varrentrapp in die Klinik kam. Ein völlig unspezifisches Problem also. Doch Varrentrapp fielen die an den Seiten ausgedünnten Augenbrauen des Mannes auf. Durch stetiges Nachfragen, unter anderem nach der Häufigkeit der Bart-Rasuren sowie weiteren Untersuchungen wurde dann ein Knoten in der Hirnanhangsdrüse diagnostiziert. „Eine Infektion hätte den Mann umgebracht“, betont Varrentrapp. So konnte er geheilt werden.Medizin und eine gute Portion Verwaltung Doch das Leben einer Ärztlichen Direktorin besteht, zumindest was die engagierte Chefin der Medizinischen Klinik in Bretten angeht, nicht nur aus Medizin, sondern auch aus viel Verwaltungsarbeit.
Nach eigenem Bekunden ist das aber ein ebenso liebgewonnenes Steckenpferd von Varrentrapp. So hat sie neben ihrer medizinischen Ausbildung noch eine Ausbildung zur Kodierfach-kraft und ein dreijähriges Ma-nagementstudium abgeschlossen. So erlangte sie 2009 den „Master of Health Business Administration“, ein berufsbegleitendes Studium an der Universität Erlangen-Nürnberg im Bereich der Betriebswirtschaftslehre für Fach- und Führungskräfte im Gesundheitswesen. „Diese Kombination von Medizin und BWL macht mir Spaß. Ich kann mit den Medizinern genauso reden, wie mit dem Management der Regionale Kliniken Holding (RKH), für das Varrentrapp viel Lob bereithält. „Bei der RKH passt es an vielen Stellen. Zum einen ist es für uns Ärzte enorm wichtig, dass der Geschäftsführer, Prof. Dr. Jörg Martin, der medizinischen Qualität immer oberste Priori-tät einräumt. Und durch die von ihm initiierten, übergreifenden Fachgruppensitzungen wurde auch der Zusammenhalt in der Holding weiter gefördert.“ Auch beim anstehenden Umzug in die neue Rechbergklinik stünde die RKH der Klinik treu zur Seite. „Das wurde von unserer Regionaldirektorin Susanne Jansen und dem Assistent der Regionaldirekto-rin, Roland Walther, sorgfältig geplant.“
"Versorgung auf dem Land und in der Stadt müssen gleich sein"
Gemeinsam mit der RKH hat Varrentrapp auch immer wieder eine Lösung für die reduzierte Bettenzahl in der neuen Klinik gesucht. „Wir haben es, gemeinsam mit der Regionaldirektion geschafft, die Betten-verweildauer der Patienten durch eine Intensivierung der poststationären Behandlung, zu verringern. Das schafft neue Kapazitäten“, erklärt Varrentrapp. Zudem habe sie „noch viele weitere Ideen, um den wichtigen Auftrag der regionalen Versorgung bei unverminderter Qualität mit der reduzierten Bettenzahl zu vereinbaren“. Aber eines sei auch klar, so Varrentrapp, „ohne Teil der Holding zu sein, könnten wir diesen Auftrag nicht erfüllen“. Und dieser sei unabdingbar, gibt sich die Direktorin überzeugt: „Jemand, der in einer ländlichen Region lebt, hat das gleiche Recht auf eine einwandfreie und zügige Behandlung, wie jemand, der in einer großen Stadt lebt.“
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Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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