„Wer schmerzfrei bleiben will, braucht eine maßgeschneiderte Behandlung“
„Wer schmerzfrei bleiben will, braucht eine maßgeschneiderte Behandlung“. Ergebnisse des Lesertelefons zum Tag der Rückengesundheit 2017.
(pr-nrw) Eine mehr oder weniger regelmäßig wiederkehrende Qual – das sind Rückenschmerzen für rund 40 Prozent aller Deutschen. Bewegungsmangel, einseitige Belastung oder Überlastung durch Übergewicht, oft verstärkt durch psychische Probleme, sind typische Ursachen für „nicht-spezifische Rückenschmerzen“. Wie Betroffene sie nachhaltig loswerden können und worauf es bei der Behandlung ankommt, dazu informierten Experten am Tag der Rückengesundheit. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Nachlesen:
Was ist der Unterschied zwischen spezifischen und nicht-spezifischen Rückenschmerzen?
Dr. med. Jens Lohmann: Bei spezifischen Rückenschmerzen besteht ein struktureller körperlicher Auslöser, zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall, eine Einengung des Spinalkanals, eine Entzündung oder degenerative Veränderung. Diese Gruppe macht ca. 10 bis 15 Prozent aller Fälle von Rückenschmerzen aus. Die übrigen rund 85 Prozent sind unspezifische Beschwerden, bei denen sich keine eindeutigen, krankhaften körperlichen Veränderungen zeigen. Mögliche Ursachen sind muskuläre Probleme, Fehlhaltung, verminderte Beweglichkeit der Faszien, Stress und psychosoziale Ursachen.
Wann können Rückenschmerzen chronisch werden – und wie kann ich das verhindern?
Dr. med. Matthias Säugling: Rücken- oder Nackenschmerzen werden chronisch, wenn sie fortbestehen, obwohl die Ursache der Beschwerden, beispielsweise ein akuter Bandscheibenvorfall, abgeheilt ist. Der Schmerz koppelt sich von seiner eigentlichen Ursache ab und verliert damit auch seine wichtige Warnfunktion. Hält der Schmerz also länger an, als dies bei der ursächlichen Erkrankung zu erwarten wäre, besteht die Gefahr der Chronifizierung. Um dies zu verhindern, bedarf es während der Akutphase rechtzeitiger Maßnahmen zur Schmerzlinderung – und Sie sollten einen Facharzt konsultieren, wenn Sie länger als 14 Tage Schmerzen haben.
An wen wende ich mich, wenn Rückenschmerzen immer wieder auftreten?
Claudia Büsgen: Wenn Rückenschmerzen immer wiederkehren, sollte man ernsthafte Ursachen ausschließen lassen. Dazu zählen Brüche, ein Bandscheibenvorfall oder Tumor, eine Reizung oder Schädigung der Nerven oder eine Blasen-/ Mastdarmstörung. Die Abklärung gehört unbedingt in die Hände eines Orthopäden, bei Bedarf sollte ein Schmerztherapeut hinzugezogen werden. Zur Vorbereitung auf Ihren Arzttermin hilft eine Checkliste, die Sie unter www.axa.de/orientierung kostenlos abrufen können. Bei der Suche nach einem Spezialisten unterstützen auch die Krankenversicherer. AXA beispielsweise bietet Zugang zu einem Netzwerk von Fachärzten an und ermöglicht Diagnostiktage in spezialisierten Rückenzentren, in denen sich Betroffene innerhalb eines halben Tages von einem interdisziplinären Team durchchecken lassen können. Vor allem Patienten, die bereits eine lange „Odyssee“ hinter sich haben, profitieren von einer solchen Diagnostik.
Soll ich mich bei akuten Rückenschmerzen eher schonen oder bewegen?
Andreas Stommel: Pauschal lässt sich das leider nicht beantworten, weil die Ursachen akuter Rückenbeschwerden so vielfältig sein können. Generell wurde in der Vergangenheit zu viel und zu lange geschont. Heute raten wir tendenziell dazu, möglichst früh wieder aktiv zu werden. Viele Therapieeinrichtungen bieten mittlerweile Rückensprechstunden an und geben Hilfestellungen, welche Maßnahmen individuell zu empfehlen sind.
Worauf muss ich beim Einsatz von Schmerzmitteln achten?
Dr. med. Jens Lohmann: Vor allem auf ein gutes Verhältnis zwischen dem Nutzen und möglichen Risiken durch Neben- und Wechselwirkungen. Die Einnahme von Schmerzmedikamenten sollten Sie deshalb stets mit einem Arzt absprechen. Die Anwendung von Schmerzmedikamenten folgt dem Stufenschema der WHO: Gegen leichte Schmerzen kommen nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Diclofenac zum Einsatz. Sie wirken vor allem bei Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates, bei denen Entzündungen oft eine Rolle spielen. Die schwerwiegendste Nebenwirkung ist die Entzündung und Blutung der Schleimhaut von Magen und Darm. Auch bei Herz- oder Nierenerkrankungen sollten diese Medikamente nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden. Zwei weitere bekannte Medikamente gegen leichte Schmerzen sind Paracetamol und Metamizol/Novaminsulfon. Medikamente gegen mittelstarke und starke Schmerzen stammen von der Grundsubstanz Morphin ab. Diese so genannten Opioide sind verschreibungspflichtig. Zu ihren Nebenwirkungen zählen Übelkeit bis hin zum Erbrechen, Müdigkeit und Verstopfungen. Zudem besteht bei längerer Einnahme die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit.
Wie werde ich wiederkehrende Rückenschmerzen los?
Dr. med. Matthias Säugling: Indem zuerst geklärt wird, was genau Ihre Schmerzen verursacht. Die häufigsten Ursachen sind Bewegungsmangel sowie der momentane Lebensstil oder einseitige Arbeitsbelastungen. Ein wichtiger Ansatz ist, die individuell spezifischen Ursachen mit einem langfristig orientierten und gezielten Bewegungsprogramm anzugehen. Hinzu sollte eine Beratung zu einem besseren Lebensstil und zur Optimierung der Abläufe am Arbeitsplatz kommen.
Ich habe Angst, dass ich für ein Rückentraining nicht fit genug bin…
Andreas Stommel: Bei einem guten Rückentrainingsprogramm analysieren Sie vor Beginn der Therapie oder des Trainings immer die Rücken- und Nackenmuskulatur. Während des Programms sollte Sie ein erfahrener Therapeut begleiten, der Sie „dort abholt wo Sie gerade stehen“. Gemeinsam mit Ihnen entwickelt er ein bestmögliches Therapieprogramm zum Aufbau Ihrer Rücken- oder Nackenmuskulatur.
Kann ich auch mit Übungen zu Hause meinen Rücken wieder fit machen?
Claudia Büsgen: Das hängt von der Schwere der Erkrankung und Schmerzen sowie von Ihrer Körper- und Sporterfahrung ab. Empfehlenswert ist die Anleitung durch einen Physiotherapeuten, bevor Sie mit den Übungen beginnen. Wir sehen ein eigenes Übungsprogramm vor allem dann als sinnvoll an, wenn ihm eine intensive Stärkung der Muskulatur an speziellen Trainingsgeräten unter qualifizierter Anleitung durch ausgebildete Trainer oder Physiotherapeuten vorangeht. Eine weitere Möglichkeit für ein weiterführendes Training zu Hause bietet auch ein Online-Rückentrainer wie www.mein-starker-ruecken.de. Aber das Wichtigste ist: Sie sollten langfristig – also lebenslang – am Ball bleiben! Suchen Sie sich deshalb eine Sportmöglichkeit, die Ihnen Spaß macht und die Sie realistisch in den Tagesablauf integrieren können.
Worauf kommt es bei der Auswahl eines Therapieanbieters an?
Dr. med. Matthias Säugling: Im Idealfall achtet der Anbieter in einer qualitätsgesicherten Einrichtung darauf, dass Sie vor Beginn der Therapie ärztlich untersucht wurden. Er analysiert mit Hilfe einer sorgfältigen Testung die Schwachstellen und erstellt ein individuelles Therapieprogramm. Erkundigen Sie sich auch nach dem Betreuungsschlüssel, so dass eine individuelle Betreuung von 1:1 bis 1:3 sichergestellt werden kann. Außerdem sollte die Wirksamkeit der Therapiemaßnahme wissenschaftlich nachgewiesen sein. Und bitte denken Sie daran: Viel hilft nicht immer viel. Manche Einrichtungen bieten für wenig Beitrag viele Möglichkeiten, die dann aber nicht gezielt auf Ihre Problematik abgestimmt sind.
Übernimmt meine Krankenversicherung die Kosten für eine solche Therapie?
Claudia Büsgen: Eine pauschale Antwort gibt es hier leider nicht, aber die Krankenversicherer haben erkannt, dass sich Kosten langfristig senken lassen, wenn Sie ihren Kunden rechtzeitig die passende Unterstützung anbieten. AXA beispielsweise kooperiert zu diesem Zweck mit FPZ und kann Kunden mit einer Krankenvollversicherung bei AXA oder der DBV auf Anfrage eine schnelle und umfassende Kostenerstattung zusagen. Versicherte bei anderen Krankenversicherungen können sich direkt an ihre Krankenversicherung wenden und den Einzelfallantrag von FPZ unter www.fpz.de nutzen.
Wie lange dauert eine gerätegestützte Rückenschmerztherapie?
Andreas Stommel: Die Dauer einer gerätegestützten Rückenschmerztherapie hängt vom Ergebnis der Eingangsuntersuchung ab. Wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema zeigen, dass bei 90 Prozent der Rückenschmerzpatienten etwa 12 bis 14 Wochen Therapie mit zwei bis drei Therapieeinheiten pro Woche erforderlich sind, um langfristige Therapieeffekte zu erzielen.
Was passiert nach Ende der Therapie?
Andreas Stommel: Dann geht es darum, die erreichten Therapieerfolge zu festigen und zu erhalten. Wir empfehlen den Anschluss in Form eines langfristigen Trainings der wirbelsäulenstabilisierenden Muskulatur. Idealerweise absolvieren Sie alle fünf bis zehn Tage eine Trainingseinheit.
Kann ich zur Therapieempfehlung meines Arztes eine zweite Meinung einholen?
Dr. Jens Lohmann: Grundsätzlich haben Sie immer die Möglichkeit, eine zweite ärztliche Meinung bei einem niedergelassenen Facharzt einzuholen – unabhängig davon, ob Sie gesetzlich oder privat krankenversichert sind. Privatversicherte können zudem die Rücken-Experten der Schön Klinik konsultieren. Dort werden Sie im Rahmen eines Diagnostiktages von verschiedenen Fachärzten intensiv untersucht und können noch am selben Tag eine Therapieempfehlung für den behandelnden Arzt mit nach Hause nehmen.
Welche Unterstützung kann ich von meiner Krankenversicherung bei Rückenschmerzen noch erwarten?
Claudia Büsgen: Krankenversicherer haben großes Interesse, dass ihre Kunden etwas gegen ihre Rückenprobleme tun und unterstützen sie mit zahlreichen Maßnahmen. Bei AXA beispielsweise reicht das Angebot von der Patientenbegleitung mit telefonischer Betreuung über einen Online-Rückentrainer, günstigere Mitgliedsbeiträge für Fitness-Studios, Boni für das Training in einem Fitnessstudio oder das Ablegen des Sportabzeichens bis hin zu Zuschüssen für ausgewählte Gesundheitskurse. Andere private und gesetzliche Krankenversicherungen bieten ähnliche Unterstützung an. Oft nehmen Versicherte diese Angebote jedoch gar nicht in Anspruch. Deshalb lautet mein Tipp: Fordern Sie Ihre Krankenversicherung!
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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