Die Kreuzkirche Bretten - Sehenswürdigkeit des ländlichen Barock

Die Brettener Kreuzkirche wurde ursprünglich für die Lutheraner errichtet. Foto: ch
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  • Die Brettener Kreuzkirche wurde ursprünglich für die Lutheraner errichtet. Foto: ch
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Folge 2 unserer Reihe zum Jubiläumsjahr über Schauplätze der Stadtgeschichte.

Anlässlich des Stadtjubiläums „1250 Jahre Bretten“ veröffentlicht die Brettener Woche jeden Monat einen Beitrag von Dr. Peter Bahn. In der Serie beleuchtet der Leiter des Stadtmuseums im Schweizer Hof ausgewählte Schauplätze, die mit bedeutenden Kapiteln der Brettener Stadtgeschichte verbunden sind. Lesen Sie im Folgenden den zweiten Beitrag von Dr. Bahn über die Kreuzkirche.

Zuweilen wird sie als Kleinod der Altstadt bezeichnet, obwohl ihr äußeres Erscheinungsbild zunächst eher unscheinbar wirkt: die Kreuzkirche an der Ecke der Unteren Kirchgasse und der Lutherstraße.

Ursprünglich für die Lutheraner erbaut

Die Kirche, die aufgrund ihrer früheren konfessionellen Zuordnung manchmal auch noch „Lutherkirche“ genannt wird, wurde 1687 errichtet. Sie diente den Lutheranern, der damals - neben den Reformierten - zweiten protestantischen Kirchengemeinde in Bretten, als Gotteshaus. Bis dahin hatten die Lutheraner, etwa die Hälfte der Bevölkerung, ihre Gottesdienste im benachbarten, damals noch zu Württemberg gehörenden Gölshausen besuchen müssen, da sie in Bretten selbst kein eigenes Kirchengebäude besaßen. Doch schon 1689 im Pfälzer Erbfolgekrieg fiel die gerade neu gebaute Kreuzkirche dem Brettener Stadtbrand zum Opfer. Nach dem Ende des Krieges wurde sie ab 1697 wieder aufgebaut.

Zwei protestantische Kirchengemeinden

Die Tatsache, dass es in Bretten über Jahrhunderte hinweg gleich zwei protestantische Kirchengemeinden gab, ist ein Zeichen dafür, dass die Reformationsbewegung des 16. Jahrhunderts schon bald in zwei Hauptzweige zerfiel. Einer davon orientierte sich an Luther und dem maßgeblich von Melanchthon aufgestellten „Augsburger Bekenntnis“, benannt nach dem Reichstag von Augsburg 1530, der andere am „Helvetischen Bekenntnis“, das auf die Schweizer Reformatoren Zwingli und Calvin zurückgeht. Die pfälzischen Kurfürsten wechselten mehrfach ihre Konfessionszugehörigkeit, bereits seit dem 16. Jahrhundert waren sie zeitweilig Lutheraner, zeitweilig reformiert, aber zeitweilig auch wieder katholisch.

Reformierte und Katholiken teilten sich die Stiftskirche

Nicht alle Untertanen vollzogen die Konfessionswechsel ihrer Landesherren nach, was zur Existenz parallel bestehender Glaubensgemeinschaften bis in die einzelnen Städte und Dörfer hinein führte. In Bretten gehörte das tonangebende reichere Bürgertum überwiegend der reformierten Richtung an. Während sich Reformierte und Katholiken die Stiftskirche teilten, wurde die Kreuzkirche für die Lutheraner errichtet. Erst 1821 und damit bereits in badischer Zeit wurden die beiden protestantischen Richtungen zur evangelisch Kirche im Großherzogtum Baden vereint.

Typisches Beispiel des ländlichen Barock

Der besondere Reiz der Kreuzkirche erschließt sich im Inneren des Gebäudes. Die Ausstattung des Kirchenraumes mit ihren farbigen Bemalungen gilt als typisches Beispiel des ländlichen Barock. Als Sehenswürdigkeit besonderer Art gilt die Orgel, das zentrale Element des kirchenmusikalischen Wirkens. Nachdem die Kreuzkirche bereits 1731 eine erste Orgel erhalten hatte, erfolgte zwischen 1747 und 1749 ein Orgel-Neubau durch den aus Hohenlohe stammenden Orgelbaumeister Philipp Heinrich Hasenmaier, der sich zu jener Zeit im gesamten südwestdeutschen Raum einen Namen machte. Im Laufe der darauf folgenden zweieinhalb Jahrhunderte wurden an dieser barocken Orgel mehrfach Reparaturen beziehungsweise Ergänzungen notwendig.

Reich verziertes barockes Orgelgehäuse

In den Jahren 1992 bis 1994 wurde die historische Hasenmaier-Orgel mit großer Detailtreue wieder instandgesetzt. Das Besondere an der Orgel ist, dass bei ihr die historische Originalsubstanz aus der Barockzeit erhalten werden konnte. Dies gilt für das reich verzierte, im Stil des ländlichen Barock gehaltene Orgelgehäuse, für die Windlade, das Herzstück des Instruments, und die insgesamt etwa 150 Orgelpfeifen. Die detail- und klanggenaue Rekonstruktion wurde möglich anhand der Angaben des vorliegenden, vom 4. Juni 1747 datierten Vertrages über den Bau der Orgel, in dem alle technischen und musikalischen Einzelheiten aufgelistet sind.

Künstlerische und kulturhistorische Sehenswürdigkeit

So präsentiert sich die Kreuzkirche nicht nur als Zeugnis der Brettener Stadtgeschichte, sondern auch als künstlerische und kulturhistorische Sehenswürdigkeit von einigem Rang. Bis in die Gegenwart ist sie immer wieder ein würdiger Rahmen für Gottesdienste und kirchenmusikalische Konzerte. Dr. Peter Bahn

Weitere Schauplätze der Stadtgeschichte finden Sie auf der Themenseite zur Stadtgeschichte

Alles zum großen Jubiläum 1250 Jahre Bretten finden Sie auch auf der Themenseite
1250 Jahre Bretten.

Fotos Außen- und Innenansicht: ch
Fotos Holzmalerei an Empore: Ulrich Reich

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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