Musik, nicht nur, wenn sie laut ist
Musik, nicht nur, wenn sie laut ist
Chorfestival brachte zehn Kraichtaler Chöre mit rund 350 Beteiligten auf die Bühne
Kraichtal-Unteröwisheim (art). Der Chorverband Kraichgau brannte mit seinem Chorfestival ein Feuerwerk ab mit vielen bunten Farben, mit Böllern, Raketen und sprühenden Vulkanen. Keine einzige Fehlzündung war zu verzeichnen bei den zehn Chören aus Kraichtal. Insgesamt standen während des Abends an die
350 Sängerinnen und Sänger auf der Bühne der Mehrzweckhalle in Unteröwisheim.
Sangesfreudiges Kraichtal
Das große Publikum lohnte es mit begeistertem Applaus. "Kraichtal ist sehr sangesfreudig", sagt Peter Bürker, Präsident des Chorverbandes Kraichgau. Hier hat fast jeder Stadtteil, einen Gesangverein und mindestens einen Chor. Dazu kommen auch noch diverse Kirchenchöre." Matthias Böhringer, selbst Dirigent des Meisterchores Provocal Münzesheim und Musikalischer Direktor des Badischen Chorverbandes, hebt die große Qualität der Kraichtaler Chöre hervor und sagt: "Die Dichte von guten Chören ist außergewöhnlich. Konkurrenz belebt offensichtlich auch hier das Geschäft."
Highlights aus Film, Pop und Schlager
Den Reigen der "Highlights aus Film, Pop und Schlager" - wie das Konzert betitelt war - eröffneten die herzhaften Männerstimmen der "Liedertafel" aus Landshausen mit ihrem Dirigenten Manfred Böhringer, der auch als Verbandschorleiter gekonnt und fachkundig durch den Abend führte. Kräftig erklang das Seemannslied "Santiano" bevor sie gefühlvoll "über sieben Brücken" gingen und dann resümierten "So war mein Leben." Dabei glänzte Christian Bleier sowohl als Solist wie auch mit Geige und Gitarre. Der Gesangverein Konkordia Gochsheim hatte mit Dirigent Martin Schirrmeister ein Best of-Medley von Udo Jürgens einstudiert und setzte als gemischter Chor die Frauenstimmen in einen wirkungsvollen Kontrast zu den Männern. Begeisternd und hingebungsvoll interpretierten sie die Songs des bekannten, aber schon gestorbenen Sängers.
Musik überwindet Grenzen
Die Chöre aus Ober- und Unteröwisheim sangen zunächst jeder für sich mit Hannelore Slavik und Florian Schwabenland, dann aber ging es gemeinsam "atemlos durch die Nacht". Mit fast 80 Sängerinnen und Sängern war es ein ganz besonderes Klangerlebnis. Da zeigte sich, dass Musik Grenzen überwinden kann, denn zwischen Unter- und Oberöwisheim gab es schon immer eine gewisse Rivalität, die an diesem Abend beim gemeinsamen Singen aufgehoben war. Kurz vor der Pause fiel ein Schuss, der die Zuhörer zusammenzucken ließ: In der Taverne unter dunkeln Gestalten beim Kriminaltango - sehr effektvoll präsentiert vom MGV Bahnbrücken unter Markus Widdermann.
Dunkle Gestalten und "Melodivas"
Das krasse Gegenteil zu den "dunklen Gestalten" waren die "Melodivas" ebenfalls aus Bahnbrücken, die mit ihrem Gesang "Only You" die harten Männer bezirzten, um dann gemeinsam "Goodnight Sweetheart" zu singen, in einer reizvollen a capella-Version. Ein bunter Farbtupfer war der im Hippie-Look der 1980er Jahre auftretende Chor "Flash" des GV Konkordia Gochsheim mit der Dirigentin Ute Antoni. Hier waren Repertoire und Mode aufs Beste aufeinander abgestimmt bei "Rivers of Babylon", "Daddy Cool", "Rasputin" oder "Aquarius". Mit "Let the Sunshine in" ging selbst am späten Abend noch einmal die Sonne auf in der Halle. "Salto Vokale Menzingen" mit Dagmar Appenzeller ergriff die Zuhörer mit den ruhig und konzentriert vorgetragenen Songs "Hallelujah" und "Dust in the Wind" bevor der Chor mit "I will follow him" zu einem musikalischen Überschlag ansetzte. Von Udo Jürgens, Herbert Grönemeyer und den Wise Guys waren die Songs, die sich die Sänger des MGV "Sängerbund" Münzesheim unter Andreas Burghardt ausgesucht hatten. Sie bekannten, dass sie noch niemals in New York waren, Musik mögen, nur wenn sie laut ist und fragten sich wie kann es sein, dass Zufriedenheit verblasst?
Sangesfreude und Zungengelenkigkeit
Dass ihnen Singen viel Spaß macht, sagt schon der Name der Sängerinnen und Sänger aus Oberacker, "Just for Fun" mit dem Dirigenten Ulrich Brückmann. Bei "Summer in the City" bewiesen sie außerordentliche "Zungengelengigkeit" in einem frischen und fröhlichen Vortrag. Mit ihrer Sangesfreude und ihrem stimmlichen Können rissen auch sie die Zuhörer mit und bekamen kräftigen Applaus. Den Abschluss des Festivals bildete der Meisterchor "proVocal" Münzesheim mit Matthias Böhringer, der zum wiederholten Mal mit Herbert Grönemeyer keinen Parkplatz fand, weil alles zugestellt war und deshalb zu spät kam "zu dir mein Schatz". Dennoch konnten sie doch noch ihre beiden weiteren Songs abliefern: "May it be" und "It had better be tonight". Als große gemeinsame Zugabe sangen dann alle im Saal, die Chorsänger und die Gäste, "Der Mond ist aufgegangen", geleitet von "proVocal".
Viele Übungsstunden für die Festivalreife
Das Chorfestival hat bewiesen, dass die Kraichtaler Chöre auch Pop und Schlager können neben traditionellen Liedern. Dabei ist zu bedenken, dass Songs, die für Solisten geschrieben sind, nicht so einfach von einem mehrstimmigen Chor zu singen sind und viel Übungsstunden brauchen, bis sie festivalreif sind. Diese Mühe haben sich alle Chöre und Chorleiter gemacht, was sehr anzuerkennen ist.
Autor:Martin Stock aus Region |
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