Bruchsaler Kulturszene
Vielfältiges Kulturangebot, alternative Unterrichtsmethoden und Atemschutzmasken

Bruchsal (kn) Mit Gesangsproben per Videokonferenz, Online-Präsentationen aktueller Ausstellungen und Balkonmusik halten derzeit die Bruchsaler Kulturvereine ihre Aktivitäten in Zeiten von Corona aufrecht. Durch Schließung sowie den Ausfall von Unterricht und zahlreichen Aufführungen vor erhebliche Herausforderungen gestellt sind auch die großen Kultureinrichtungen wie die Badische Landesbühne, die Musik- und Kunstschule oder städtische Institutionen wie Volkshochschule, Stadtbibliothek und Museum. Aber auch sie finden individuelle Lösungen – und halten in den schwierigen Zeiten ihren Betrieb auf verschiedene Weise „am Laufen“. Ein Umstand, dem auch Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick große Anerkennung entgegenbringt. „Die Kultur hat in Bruchsal einen sehr hohen Stellenwert“, sagt das Stadtoberhaupt. „Deshalb ist es mir gerade in Zeiten von Corona besonders wichtig, dass diese starke Bedeutung gesichert wird und weiterhin erhalten bleibt.“ Für die Zeit der Kontaktsperre gelte es deshalb, das vielfältige Bruchsaler Kulturleben dennoch sichtbar bleiben zu lassen. Entsprechend unterstützt sie ausdrücklich alle Bemühungen der Vereine und Institutionen, ihre Arbeit im Rahmen des derzeit Machbaren fortzuführen und aufrechtzuerhalten.

So widerspricht auch Ulrike Redecker, Leiterin der Musik- und Kunstschule, dem voreiligen äußeren Eindruck, das Kulturleben sei quasi zum Erliegen gekommen. Vielmehr habe es jetzt die große Chance, von innen heraus seine Wirkung zu zeigen. „Aus passivem Kulturgenuss wird aktives Kulturleben, das ist ein kostbarer Wert“, sagt Redecker. Wo immer möglich unterstützen die Lehrkräfte ihre Schülern „aus der Ferne“ dabei, ihre Kunst und Kreativität aktiv einzusetzen und individuell zu entfalten. „Corona-Pause“ bedeutet für Redecker daher lediglich, den Unterrichtsbetrieb in den vertrauten Räumlichkeiten einstellen zu müssen – nach Vorgabe der Landesregierung bis 19. April. Ersatzweise werden Video- und Audioclips erstellt oder andere alternative Unterrichtsmethoden via moderner Kommunikationsplattformen im Internet erprobt. Eine „Generalpause“, so Redecker, werde es in der Beziehung zwischen der Musik- und Kunstschule und ihren Schülern jedenfalls nicht geben.

Der aktuelle Lockdown stellt auch für die Badische Landesbühne eine große Herausforderung dar. Umso mehr, als die Magie des Theaters – wie Intendant Carsten Ramm betont – gerade auf seiner Unmittelbarkeit und Nähe beruht, auf sozialem Austausch, dem intensiven Zusammenspiel der Darstellenden auf der Bühne und vor allen deren Interaktion mit dem Publikum. Nun sind Spielbetrieb und Proben ebenfalls bis zum 19. April eingestellt, die Büroarbeit ist weitestgehend auf Homeoffice verlagert: Dramaturgie, Verwaltung und Intendanz bereiten die nächsten Inszenierungen, aber auch die kommende Spielzeit vor. Das Ensemble lernt zu Hause die Texte für die nächsten Produktionen und stellt sich auf möglicherweise stark verkürzte Probenzeiten ein. Ungewiss sei im Moment immer noch, wie sich diese Krisenzeit auf die weitere Disposition und Spielplangestaltung auswirken wird. „Gewiss ist aber“, so Ramm, „dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BLB nach dieser Zwangspause voller Energie stecken und sich sehr freuen, wenn der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann und wir wieder in den Austausch mit unserm Publikum treten können. Ein Leben ohne Theater ist doch für uns alle undenkbar.“

Eine Initiative der Kostümabteilung ist Ramm besonders wichtig zu erwähnen: In der Schneiderei des Theaters, aber auch in Heimarbeit werden derzeit Atemschutzmasken hergestellt. Verstärkt neue Wege beschreiten auch die städtischen Einrichtungen. Online-Webinare sind auf der Internetseite der Volkshochschule zu finden, ein Format, das in Zeiten weitgehender Kontaktsperren den Unterrichtsbetrieb aufrechterhalten hilft. Auch die Stadtbibliothek mit ihren mehr als 25000 digitalen Medien setzt ein Zeichen und bietet bis einschließlich 15. Juni einen kostenlosen Schnupperausweis für diesen Sektor, während die regulären Bibliotheksausweise für denselben Zeitraum ebenfalls gebührenfrei bleiben. Die Anmeldung erfolgt per Mail an stadtbibliothek@bruchsal.de. Als Antwort werden eine Ausweisnummer und ein Passwort übermittelt, womit man sich dann im genannten Zeitraum einloggen kann, um Medien auszuleihen. Und mit ihrer „Archivalie des Monats“ sowie dem „Objekt des Monats“ schließlich präsentieren sich mit Stadtarchiv und Städtischem Museum zwei weitere von der vorübergehenden Schließung betroffene Einrichtungen auch in der kommenden Zeit in Internet und Amtsblatt.

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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