Baden-Württemberg hat bisher 170.000 Impfdosen erhalten
Kein Impfstoff da: Impfungen in den Regionen verzögern sich

Die Corona-Impfungen haben in Baden-Württemberg noch keine Fahrt aufgenommen. | Foto: ©Freedomz - stock.adobe.com
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Stuttgart (dpa/lsw) Die anhaltenden Engpässe bei der Impfstofflieferung bringen nun auch den Zeitplan der baden-württembergischen Impfkampagne durcheinander. In den rund 50 Kreisimpfzentren (KIZ) werden die ersten Spritzen deshalb eine Woche später als ursprünglich geplant aufgezogen. "Grund hierfür sind die Impfstofflieferungen durch den Bund", teilte das Gesundheitsministerium am Donnerstag, 7. Januar, in Stuttgart mit. Das Land habe bisher knapp 170.000 Impfdosen erhalten, die alle bereits aufgezogen oder verplant seien.

"Jede Impfdosis, die ankommt, wird auch sofort verimpft"

Eine weitere Lieferung an Impfstoff werde für dieses Wochenende erwartet, hieß es. Erst am 18. Januar gebe es dann wieder Impfstoff vom Bund, der anteilig den Kreisimpfzentren zur Verfügung gestellt werden soll.  "Es ist nicht möglich und auch nicht sinnvoll, diesen Impfstoff eine Woche lang bis zum Start der Kreisimpfzentren zu bunkern", sagte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne). "Wir haben immer gesagt: Jede Impfdosis, die hier ankommt, wird auch sofort verimpft." Es mache daher keinen Sinn, die Infrastruktur in den Kreisimpfzentren hochzufahren, wenn kein Impfstoff zur Verfügung stehe.

Keine Entspannung durch Moderna-Impfstoff

In den vergangenen Tagen war breite Kritik an der Strategie der Bundesregierung und auch der Länder für das Beschaffen, Verteilen und Spritzen der Impfdosen laut geworden. Oppositionspolitiker und Landespolitiker hatten Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgeworfen, dass der Impfstart schlecht laufe und er dafür verantwortlich sei.Eine Entspannung auf kurze Sicht erhofft sich das Gesundheitsministerium auch nicht durch die jüngste EU-Zulassung des Impfstoffes des US-Unternehmens Moderna. "Es ist gut, dass nun ein weiterer Impfstoff zugelassen wurde", sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Dies werde die Situation auf längere Sicht entspannen. "Von heute auf morgen ist jedoch auch durch den Moderna-Impfstoff keine nennenswerte Steigerung der Impfungen im Land möglich, da die Lieferungen nach Baden-Württemberg - wie in allen anderen Bundesländern - wohl weiterhin auf niedrigem Niveau bleiben", sagte er weiter.

In Baden-Württemberg soll es insgesamt 50 KIZ geben

In Baden-Württemberg soll es insgesamt 50 KIZ geben, die meisten davon sind bereits startklar. Weitere neun Zentrale Impfzentren (ZIZ) setzen seit Ende Dezember die ersten Spritzen. Während die ZIZ bereits seit Mitte Dezember betriebsbereit sind, sollte es auf Kreisebene eigentlich ab dem 15. Januar losgehen. Nach den Berechnungen des Ministeriums sind für die Kreisimpfzentren (KIZ) täglich etwa 800 Impfungen geplant. Später im Jahr soll die Impfung auch beim Hausarzt möglich sein.Bis Donnerstag, 7. Januar, wurden laut Ministerium landesweit 42.899 Menschen geimpft. Die meisten der bundesweit Geimpften wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts aus beruflichen Gründen geimpft. Es kann sich dabei zum Beispiel um Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte mit sehr hohem Ansteckungsrisiko und um Personal in der Altenpflege handeln. Zudem wurde das Präparat inzwischen bundesweit mehr als 168.000 Bewohnern von Pflegeheimen verabreicht. Die Impfungen können derzeit auch wegen hohen Alters und/oder aus medizinischem Anlass geboten sein.

Impfstoff ist überall Mangelware

In Baden-Württemberg erklärt sich die Diskrepanz zwischen den 170.000 erhaltenen Impfdosen und den bislang mehr als 42.000 gespritzten Portionen unter anderem durch die notwendige zweite Impfung, für die etwa die Hälfte der Lieferungen zurückgehalten wird. "Zweitens kommt es letztlich auf die Strategie an", sagte der Ministeriumssprecher. "Ein Bundesland, das zunächst vor allem auf mobile Impfteams in Pflegeheimen setzt, wird am Ende auch eine niedrigere Impfquote haben als ein Land, das am Anfang bereits stark in Zentren impft." Impfungen durch mobile Teams in Heimen müssten geplant, die Anfahrten organisiert werden.  "Es vermag zwar auf den ersten Blick in der Statistik besser aussehen, schnell zu impfen", sagte der Ministeriumssprecher. Es mache aber am Ende keinen Unterschied, denn der Impfstoff sei überall Mangelware und es könne nur genutzt werden, was geliefert werde.

Kritik von der FDP

Die FDP gibt sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden. Lucha habe stets gewusst, wie viel Impfstoff das Land erhalte. "Wenn er nun behauptet, es sei zu wenig geliefert worden, so will er nur von seiner eigenen organisatorischen Überforderung ablenken", sagte FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. Er schlug erneut vor, ältere Menschen durch die Krankenkassen einladen zu lassen.

Mehr finden Sie auf unserer Themenseite Coronavirus.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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