Gondelsheim erarbeitet Maßnahmenkatalog für Sperrung der Schnellbahnstrecke Mannheim-Stuttgart
Masterplan von Gondelsheim gegen das drohende Verkehrschaos

Die erste Folge der Sanierung werde die Komplettsperrung des innerörtlichen Bahnübergangs in Gondelsheim für die Zeit von Mitte April bis Ende Oktober kommenden Jahres sein | Foto: ch
  • Die erste Folge der Sanierung werde die Komplettsperrung des innerörtlichen Bahnübergangs in Gondelsheim für die Zeit von Mitte April bis Ende Oktober kommenden Jahres sein
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Gondelsheim (kn) Zwischen April und Oktober 2020 wird die Schnellbahnstrecke Mannheim-Stuttgart wegen einer Sanierung komplett gesperrt. Dieses Szenario wirft in der Region schon lange seine Schatten voraus und versetzt die Gemeinden in Angst und Schrecken. Denn aufgrund der dann wohl kommenden Komplettsperrung der Bahnübergänge, unter anderem auch in Gondelsheim und dem Brettener Stadtteil Diedelsheim, fürchten die Bürgermeister der Region ein Verkehrs-Chaos auf die Bürger zurollen.

"Beschäftigen uns intensiv mit den Auswirkungen"

Mit Hochdruck arbeite Gondelsheim daher an Maßnahmen, die Folgen für den Ort durch die Sanierung der Bahnstrecke so gering wie möglich zu halten, erklärt Bürgermeister Markus Rupp. „Seit das Vorhaben am 30. August der Gemeinde Gondelsheim bekanntgemacht und dessen dramatisches Ausmaß offenbar wurde, beschäftigen wir uns intensiv mit den Auswirkungen", so Rupp. Und weiter: „Das Problem lösen können wir nicht, nur die Folgen ein wenig lindern.“ Die erste Folge der Sanierung werde die Komplettsperrung des innerörtlichen Bahnübergangs für die Zeit von Mitte April bis Ende Oktober kommenden Jahres sein, macht Rupp noch einmal deutlich. „Eine andere Möglichkeit gibt es wohl nicht."

Hintergrund ist der aktualisierte Schließzeiten-Plan

Diese Einschätzung teile er mit den Fraktionsvorsitzenden aller im Gemeinderat vertretenen Parteien: „Zu diesem Entschluss sind wir gemeinsam mit dem Landratsamt Karlsruhe gekommen.“ Hintergrund ist der aktualisierte Schließzeiten-Plan der Bahn. Bekannt war bereits, dass die Schranke in den Hauptverkehrszeiten bis zu 53 Minuten pro Stunde geschlossen bleibt. Nun ließ die Bahn wissen, dass die Situation beispielsweise selbst zwischen 23 Uhr und Mitternacht nicht viel besser werde, so Rupp. "45 Minuten beträgt da die Schließzeit. Bei einer Nichtsperrung des Bahnübergangs würde das zu Verkehrsstaus bis auf die B35 hinaus sowohl Richtung Norden als auch Süden führen. Aus dem Schlossbuckel und der Mühlstraße könnte nicht mehr abgefahren beziehungsweise auf die K3506 eingefädelt werden."

"Das ist völlig unzumutbar"

Was das für Gondelsheim bedeutet, zeigt der Blick auf die geographische Lage und die Infrastruktur. Auf der einen Seite der Gleise im Osten wohnen rund 900 Menschen, auf der anderen Seite im Westen sind es rund 3.100. Sämtliche Einkaufsmöglichkeiten gastronomischen Angebote liegen ausschließlich im Westen, ebenso wie Schule und Kindergärten. Im Osten hingegen hat der einzige Zahnarzt des Ortes seine Praxis, sind Fußballverein, Leichtathletik, Kleintierzüchter und der Rallye Club beheimatet und befinden sich die evangelische Kirche sowie der Wertstoffhof. "Einzige Verbindung, die dann noch bleibt: Die Fußgängerunterführung ganz im Norden am Schlossstadion. Völlig unzumutbar“, findet Rupp. Und das nicht nur angesichts eines bis zu zwei Kilometer langen Fußmarsches, um vom anderen Ende der Gemeinde zur Überquerung zu kommen.

Behelfsbrücke unter anderem für Schüler

In dieser Frage gebe es jedoch es einen ersten Erfolg zu vermelden. „Mit Vehemenz haben wir einen weiteren Fußgängerübergang am Bahnhof gefordert und die Bahn hat zugesagt, einen solchen zu errichten“, informiert der Bürgermeister. Damit könnten auch die rund 160 Schüler, die täglich aus Bruchsal und Bretten mit dem Zug nach Gondelsheim kommen, gefahrlos mittels einer Behelfsbrücke die Gleise überqueren.

Rupp mit vielen Ideen zur Linderung der Folgen der Sperrung

Zudem denkt Rupp an einen kostenlosen Shuttle-Service bei Bedarf, um vor allem ältere, kranke und mobilitätseingeschränkte Menschen von der Haustür an die Haltestellen zu bringen. "Ich denke auch an die Errichtung zusätzlicher Fahrradstellplätze an zentralen Plätzen des Ortes sowie die Bereitstellung von Lastenfahrrädern und an eine Änderung der Fahrtstrecke für die Buslinie 141." Die hält bisher im Norden, in der Ortsmitte und überquert dann die Gleise mit Ziel Neibsheim. Rupp regt an, dass die Linie zukünftig geteilt wird. Die Linie 141 a sollte dann auf der Westseite im Norden, der Ortsmitte und auch im Süden einen Stopp einlegen, um dann direkt nach Bretten weiterzufahren. Und er erwarte von der Bahn, dass „sie die Bürger zeitnah und umfassend informiert, so dass diese auch ihre Fragen an die Bahn stellen können“. Eine Lösung bedürfe es unter anderem auch für die Belieferung der auf der Ostseite gelegenen Mühle. Zumal die Sperrung genau in die Erntezeit und damit in die Hochphase der Mühle fällt.

Zusammenarbeit mit Brettener Feuerwehr intensivieren

Die Verwaltung ihrerseits hat sich schon einiges überlegt. So soll eines der beiden Einsatzfahrzeuge des DRK während der Vollsperrung des Bahnübergangs im Osten stationiert, die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren der Brettener Stadtteile weiter intensiviert werden und ein zusätzlicher Wertstoffhof in Regie des zuständigen Landkreises Karlsruhe im Westen entstehen. „Die Sicherheit und die Versorgung der Bürger muss gewährleistet sein“, macht Rupp deutlich. Im Westen entstehen in der Nähe der Fußgängerunterführung „Schlossstadion“ zusätzliche Parkplätze. „Die sind reserviert für die Bewohner der östlichen Baugebiete wie Schlossbuckel, Mühlhecke  und so weiter. Dort können sie beispielsweise ihren Zweitwagen kostenlos abstellen“, erklärt der Bürgermeister. Die Vergabe der Parkplätze erfolge nach einem noch festzulegenden System.

Baustelle auf der B35 als Zünglein an der Waage

Zudem appelliert Rupp an die übergeordneten Stellen: „Die Vollsperrung des Bahnübergangs sorgt sicherlich für viele Probleme und zahlreiche Staus. Aber wenn bis dahin die Baustelle auf der B35 noch nicht fertig ist, dann erleben nicht nur wir hier in Gondelsheim, sondern dann erlebt die gesamte Region Bruchsal-Bretten einen Verkehrs-Super-GAU“, prophezeit Rupp. Eine Lösung zeichne sich inzwischen auf Drängen der Region, des Landkreises und der Gemeinde Gondelsheim aber ab.

„Solch eine Situation darf nie mehr eintreten"

Eines ist für Bürgermeister Rupp klar: „Solch eine Situation darf nie mehr eintreten. Die Bahn steht nun in der Pflicht, so schnell wie möglich zusammen mit der seit langem darauf wartenden Gemeinde Gondelsheim und dem Landkreis Karlsruhe den Bahnübergang zu beseitigen und eine unterirdische Bahnüberunterführung in Gondelsheim zu schaffen.“

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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