Sanierung und Erweiterung des KIZE Maulbronn
Modernisierte Kinderklinik nimmt Gestalt an
Maulbronn (kuna) Noch gleicht das Kinderzentrum (KIZE) Maulbronn auf dem ersten Blick einer Baustelle: Ein großer Kran begrüßt Besucher am Eingangsbereich und zahlreiche Handwerker wuseln um das Gebäude herum. Doch nach fast fünf Jahren Bauzeit ist die Fertigstellung der Modernisierung und Erweiterung in greifbare Nähe gerückt. Im Frühjahr 2025 soll der Umbau der Klinik für Kinderneurologie und Sozialpädiatrie abgeschlossen sein. Ermöglicht wurde das vor allem durch Spenden und Fördergelder.
"Die Nachfrage ist enorm"
Dabei handelt es sich bei dem KIZE um ein wichtiges Behandlungszentrum für Kinder mit körperlichen, geistigen und seelischen Beeinträchtigungen. Die Warteliste werde von Jahr zu Jahr länger, "die Nachfrage ist enorm", erklärt Fritz Schäfer von der Christophorushilfe, dem Förderverein des KIZE.
Man beobachte einen stetigen Anstieg von Kindern, die von spezialisierten Ärzten und Therapeuten behandelt werden müssen. Die Klinik behandle ein breites Spektrum an Störungsbildern, angefangen von Kindern mit autistischen Zügen über intubierte junge Patienten bis zu Kindern, die einen Schlaganfall überstanden haben, verdeutlicht Schäfer.
KIZE behandelt derzeit rund 600 Kinder pro Jahr
Bereits in Betrieb ist die neue Kantine, ein moderner Anbau mit wunderbarem Blick über die Stadt mit ihren alten Klostergemäuern. In vollem Gange ist derzeit die Aufstockung des Patientenflügels. Aktuell behandelt die Klinik rund 600 Kinder pro Jahr, in Zukunft sollen es 150 mehr werden, beziffert Dirk Berner, der kaufmännische Geschäftsführer des KIZE.
Stillgelegtes Hallenbad wird saniert
Große Freude macht sich bei ihm breit, wenn er an das stillgelegte Hallenbad denkt, das momentan auf Hochtouren saniert wird. In Zukunft wird es den Kindern wieder zu therapeutischen Zwecken, aber auch zur Freizeitgestaltung zur Verfügung stehen. Außerdem soll eine neue Kinderarztpraxis und eine Frühförderstelle den Altbau, der aus den 1920er Jahren stammt, neu beleben, fügt Berner hinzu.
Energetische Ertüchtigung
Bei der Modernisierung wird das KIZE auch energetisch auf den neuesten Stand gebracht – soweit es die denkmalpflegerischen Regelungen zulassen. Immerhin befindet sich die Klinik in direkter Nähe zum Kloster Maulbronn, einem UNESCO-Weltkulturerbe. Weltpolitische Ereignisse, insbesondere der Krieg in der Ukraine, hätten nun zumindest den Bau einer Photovoltaik-Anlage ermöglicht, erklärt Berner. Vorher habe der Denkmalschutz dies untersagt. Das Bestandsgebäude sei außerdem gedämmt worden und bei der Konstruktion der Aufstockung setze man auf so viel Holz wie möglich.
Bauphase im Zeichen der Corona-Pandemie
Mit Beginn des nächsten Sommers werde man dann Patienten in den neuen Räumlichkeiten begrüßen können, freut sich Berner. Bis dahin war es ein steiniger Weg: Die Bauzeit fand mitten während der Corona-Pandemie statt, für die Baubranche eine beschwerliche Zeit, die von Lieferengpässen, Kostensteigerungen und dem Ausfall von Handwerkern geprägt war. Nur wenige Zeit später folgte der Krieg in der Ukraine, der die Lage weiter zuspitzte. Eine Verschiebung des Bauprojekts kam allerdings nicht in Frage, bekräftigt Schäfer, der an die langen Wartelisten der Klinik erinnert.
Klinik wird nicht von kommunalen Trägern gestützt
Finanzielle Unterstützung erhielt das KIZE, das nicht von kommunalen Trägern gestützt wird, von vielen helfenden Händen, dazu gehören der Enzkreis, die Stadt Maulbronn, das Land Baden-Württemberg und die Dietmar Hopp Stiftung. Insgesamt 24 Millionen Euro galt es für den Umbau zu stemmen. Eine wichtige Stütze des Klinikbetriebs ist zudem die Christophorushilfe, der Förderverein mit seinen rund 480 Mitgliedern, der Spenden für die Klinik entgegennimmt und sich für das Klinikleben einsetzt. In erster Linie erhalte man viele kleine Spenden von privaten Unterstützern oder von regionalen Spendensammlungen, zum Beispiel von Kindergärten oder Firmen, erklärt Schäfer.
Kontinuierliche Weiterentwicklung
Nach dem Umbau wird sich das KIZE-Gebäude, dessen ältesten Teile aus den 1920er Jahren stammen, seit hundert Jahren kontinuierlich weiterentwickelt haben. Der Ursprung für die Kinderklinik fußt im Wirken des Maulbronner Arztes Dr. Dieter Spieth. Er hatte das alte Kreiskrankenhaus in den 1970er Jahren in ein "Spastikerzentrum" umgewandelt, in dem Wissen, dass für Kinder mit Behinderung mehr getan werden müsse. Eng verbunden damit ist die Christophorushilfe, die seit nunmehr 52 Jahren besteht und in dieser Zeit, durch Öffentlichkeitsarbeit und finanzielle Förderungen, ebenfalls auf ein reges Engagement für die Kinder des KIZE blickt.
Enzkreis und Landkreis Karlsruhe als Einzugsgebiete
Das KIZE ist ein zentraler Baustein für die regionale Versorgung, insbesondere für den Enzkreis und die Stadt Pforzheim. Als zweitgrößtes Einzugsgebiet gelte der Stadt- und Landkreis Karlsruhe, so Berner. In der Klinik kommen Kinder zwischen null und 17 Jahren in stationärer Behandlung unter, auch die Belegung von Eltern-Kind-Zimmern ist möglich. Die Familie als System zu begreifen sei ein wichtiger Behandlungsansatz des KIZE, erläutert Berner.
Jedes Kind wird individuell betreut
Die Klinik ist vollkommen auf die Bedürfnisse von Kindern mit Beeinträchtigungen eingerichtet: Reizarm, barrierefrei, kindgerecht und einladend gestaltet. Immerhin leben die Kinder stationär oft für mehrere Wochen in der Klinik und werden dann höchst individuell betreut. "Ein Kind hat ein ganzes Therapeutenteam um sich herum", erläutert Berner. Aber auch durch die ambulante Betreuung und Weiterbehandlung sei das KIZE für viele Kinder ein fester Bestandteil in den frühen Lebensjahren.
Autor:Kathrin Kuna aus Bretten |
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