Die Kläranlage Heidelsheim wird in zwei Bauabschnitten erweitert / Kosten von rund 30 Millionen Euro erwartet
Viel Geld für sauberes Wasser
Bruchsal-Heidelsheim (swiz) Wenn das Wasser glucksend im Abfluss des Waschbeckens verschwindet oder die Toilettenspülung gedrückt wird, ist für die meisten Menschen der weitere Weg des Abwassers kein Thema mehr. Doch mit der Einleitung in das fast 80 Kilometer lange Kanalnetz des Abwasserverbands Weißach- und Oberes Saalbachtal und der anschließenden Aufbereitung in der Kläranlage Heidelsheim passiert noch einiges mit dem flüssigen Nass. Das Abwasser in der Anlage stammt dabei von acht Gemeinden und Städten, darunter Bretten, Bruchsal, Gondelsheim und Oberderdingen sowie Knittlingen, Maulbronn, Neulingen und Ölbronn-Dürrn. In Betrieb genommen wurde die Kläranlage im Jahr 1977 und wurde zwischenzeitlich in den Jahren 2004 und 2005 auf eine Ausbaugröße von 100.000 Einwohnern erweitert. Doch der steigenden Zahl von Menschen im Einzugsbereich muss auch die Kapazität der Anlage Tribut zollen. Die Folge: In zwei Bauabschnitten wird die Kläranlage derzeit erweitert. Geplant sind der Abschluss der Arbeiten und die Inbetriebnahme, der dann auf eine Einwohnergröße von circa 170.00 Menschen ausgelegten Anlage Ende des Jahres 2025.
Reinigungsstufe soll mehr Medikamentenrückstände filtern
Doch nicht nur die wachsende Einwohnerzahl macht einen Umbau notwendig, erläutert Susanne Strauß, Geschäftsführerin des Abwasserverbands: "Durch die Erweiterung der Anlage gibt es auch höhere wasserwirtschaftliche Anforderungen an die Stickstoff- und Phosphorelimination." Daher wird als zentrales Element dieser Erweiterung eine sogenannte "vierte Reinigungsstufe" mit einem Aktivkohlefilter und einer anschließenden Flockenfiltration installiert. Das Ziel ist es, den Phosphorgehalt im Wasser noch deutlicher zu eliminieren und sogenannte Spurenstoffe – das sind unter anderem Rückstände von Medikamenten oder Pflanzenschutzmitteln – herauszufiltern. So soll der Einlauf in den Saalbach nach der neuen Reinigungsstufe zum Beispiel einen Wert von unter 0,15 Milligramm Phosphor pro Liter erzielen, erklärt Strauß.
99 Prozent des Mikroplastiks können herausgefiltert werden
Laut der Geschäftsführerin des Abwasserverbands sei diese vierte Reinigungsstufe derzeit noch keine Pflicht, man mache dies freiwillig. Unter anderem hatte der Landesnaturschutzverband gewarnt, dass die zunehmenden Spurenstoffe im Wasser schädliche Auswirkungen auf die ihnen ausgesetzten Lebewesen hätten. Besonders betroffen seien Fische, Flohkrebse und Insektenlarven. Über die Nahrungsketten würden die Stoffe dann auch in andere Tiere gelangen. Die Inbetriebnahme der vierten Reinigungsstufe mit anschließenden sechs Monaten Probebetrieb ist laut Strauß für Anfang 2023 vorgesehen. Kein signifikantes Problem stellt derweil die Belastung der Gewässer mit Mikroplastik dar, wie die Geschäftsführerin erklärt. "Durch Sandfiltration können wir inzwischen rund 99 Prozent des Mikroplastiks aus dem Wasser herausfiltern."
Zweiter Bauabschnitt beginnt Mitte 2023
Für Mitte 2023 ist dann der Baubeginn des zweiten Abschnitts geplant. Dabei werden sowohl die technische als auch die biologische Stufe der Kläranlage ertüchtigt. Angedacht ist in diesem Zusammenhang unter anderem die Vertiefung eines bereits bestehenden Beckens, um das Gesamtvolumen der biologischen Stufe von 12.300 auf 17.000 Kubikmeter zu erhöhen.
Die gewaltigen Maßnahmen, die auch von zahlreichen Baggern und Lkw-Kolonnen dokumentiert werden, bedeuten für den Abwasserverband auch immense Kosten. Und die sind, wie bei so vielen anderen Bauprojekten in der jüngeren Zeit, deutlich über den geplanten Wert angestiegen.
30 Millionen Euro Baukosten für Erweiterung
"Wir werden für die beiden Bauabschnitte auf geschätzte Gesamtkosten von rund 30 Millionen Euro kommen", erklärt der Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff, gleichzeitig auch Vorsitzender des Abwasserverbands. Nur um gleich darauf einzuschränken: "Aber diese Summe unterschreibt Ihnen bei der derzeitigen Kostenentwicklung heute noch keiner." Zu sehen sind die Steigerungen konkret am Bauabschnitt eins. Die erste Kostenschätzung hatte sich dort in 2018 noch auf 14,6 Millionen Euro belaufen. Diese Summe stieg zwischenzeitlich auf 16,5 Millionen an und liegt in 2021 nun bei 17,8 Millionen Euro. Allerdings wird die Maßnahme vom Land mit einer Förderung von rund 4,2 Millionen Euro unterstützt. Die Kosten für die Erweiterung und Ertüchtigung der Kläranlage werden indes nach einem bestimmten Schlüssel unter den Mitgliedsgemeinden des Abwasserverbands aufgeteilt. "Die Stadt Bretten muss daher 50 Prozent der Kosten tragen", sagt Wolff und ergänzt: "Das wird mittelfristig auch zu einer Erhöhung der Abwassergebühren führen".
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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