Kandidaten der Bürgermeisterwahl in Walzbachtal stellen sich den Bürgern
Wahlkampf bei tropischen Temperaturen

Sechs der sieben Kandidaten in Walzbachtal (von links): Michael Paul, Jürgen Bereswill, Iris Würtz, Siegfried Weber sowie Timur Özcan und Sascha Oehme.
  • Sechs der sieben Kandidaten in Walzbachtal (von links): Michael Paul, Jürgen Bereswill, Iris Würtz, Siegfried Weber sowie Timur Özcan und Sascha Oehme.
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Walzbachtal (swiz) Trotz tropischer Temperaturen hatten sich am gestrigen Dienstag über 600 Walzbachtaler Bürger auf den Weg in die Jöhlinger Jahnhalle gemacht. Der Grund: Die erste von zwei öffentlichen Kandidatenvorstellungen zur Bürgermeisterwahl der Gemeinde. Sieben Kandidaten gibt es, sechs von ihnen fanden an diesem Abend ihren Weg in die aufgeheizte Halle, einzig Bewerber Werner Kuhn hatte per E-Mail seine Teilnahme abgesagt. Er freue sich sehr über das große Interesse der Bürger, betonte der amtierende Bürgermeister Karl-Heinz Burgey, der nicht mehr zur Wahl antritt und den Abend leitete. "Vor allem, wenn man den Abend auch im Garten oder unter einem Baum verbringen könnte." Doch danach stand weder den vielen sitzenden und stehenden Besuchern noch den Kandidaten auf dem Podium der Sinn. In jeweils zehn Minuten bekamen diese die Gelegenheit, sich den Bürgern vorzustellen. Im Anschluss gab es eine Fragerunde für die Bürger. Den Artikel dazu lesen Sie hier.

Wirtschaftsbeirat gründen und Unternehmen stärken

Den Anfang bei den Vorstellungen machte der Walzbachtaler CDU-Gemeinderat Michael Paul. Der 53-Jährige erinnerte an seine tiefe Verwurzelung mit der Gemeinde und sein großes Engagement im Ehrenamt. 1999 sei er Mitglied im Gemeinderat geworden, da hätten noch Ortsteildenken und Grabenkämpfe vorgeherrscht. Er habe großen Anteil daran gehabt, dass dies heute nicht mehr so sei, betonte Paul selbstbewusst. Zudem habe er Erfahrung in der Mitarbeiterführung sowie die notwendige Sachkenntnis und das Durchsetzungsvermögen, dass ein Bürgermeister benötige. Er wolle als Oberhaupt der Gemeinde vor allem die Jugendbeteiligung fördern und die Kinderbetreuung weiter ausbauen, dafür sei unter anderem die Sanierung der Walzbachschule nötig. Doch auch die Senioren wolle er immer im Blick haben, betonte Rechtsanwalt Paul. Gerade auch für sie, müsse die medizinische Versorgung in der Gemeinde gesichert werden. Ebenso unerlässlich sei es, dem Gewerbe eine größere Rolle zu geben. "Ich werde die Wirtschaftsförderung zur Chefsache machen und einen Wirtschaftsbeirat einberufen."

Bauprojekte mit Bürgern besprechen

Aus eben dieser Wirtschaft kommt der 58-jährige Jürgen Bereswill, der auf seine erfolgreiche Arbeit in der Kunststoffindustrie verwies. Er habe viel Erfahrung im Projektmanagement und sei sich sicher, nur eine kurze Einarbeitungszeit für das Schultes-Amt zu benötigen. Danach wolle er vor allem Schnittstelle zwischen Gewerbe und Bürgern sein. Mit den Bürgern wolle er als Gemeinde-Oberhaupt auch sämtliche neue Bauprojekte besprechen und diskutieren. Zudem müsste die Finanzlage der Gemeinde verbessert werden. "15,6 Millionen Euro Schulden können wir uns auf Dauer nicht leisten." Zudem habe er einen sehr heißen Draht zur Jugend, den er nutzen wolle. Ebenso sei die Förderung von Familien einer seiner Schwerpunkte.

Schulden im Blick

Die Schulden der Gemeinde hat auch Betriebswirtin Iris Würtz im Blick. "Das Vermögen der Gemeinde ist auf einem besorgniserregenden Stand, die Rücklagen fehlen und der Schuldenstand ist hoch", fasste sie zusammen. Privatwirtschaftliche Modelle könnten jedoch helfen, mittelfristig wieder Vermögen aufzubauen, so die Betriebswirtin. Dazu sei eine ehrliche Bestandsaufnahme der verschiedenen Verwaltungsbereiche notwendig. Vorausschauend wolle sie zudem zeitnah ein Dorfentwicklungskonzept realisieren, an dem auch alle Bürger teilhaben sollen, die "einen sachlichen Beitrag leisten können", so Würtz. Denn einer allein schaffe es nicht, die Aufgaben zu bewältigen. Es gehe aber auch grundlegend darum, "einiges zurechtzurücken in der Walzbachtaler Kommunalpolitik".

Trinkwasser als Steckenpferd

Die Bürgerbeteiligung zu erhöhen, das hat auch der 34-jährige Kandidat Siegfried Weber auf seinem Wunschzettel als eventueller Bürgermeister von Walzbachtal. Der Verwaltungsfachwirt, der derzeit im Bürgerbüro der Gemeinde arbeitet, kritisierte dabei, mehr Bürgerbeteiligung sei immer wieder gewünscht worden, "getan hat sich aber nichts". Er wolle daher als Gemeinde-Oberhaupt Bürgerforen mit neutralen Moderatoren organisieren, um Themen der Gemeinde zu erörtern und zu entwickeln. Sein anderes Steckenpferd sei das Trinkwasser. Er plädiere unter anderem für die Anschaffung einer zentralen Enthärtungsanlage durch die Gemeinde. Zudem würden laut Prognosen, die gemeindeeigenen Quellen, über die Walzbachtal sein Trinkwasser bezieht, spätestens im Jahr 2035 versiegen. Darauf müsse man reagieren. Unter anderem mit dem Anschluss an die Wassernetze der Stadtwerke Karlsruhe oder der Bodensee-Wasserversorgung.

Großer Applaus nach Rede von Özcan

Für großen Applaus und vereinzelte Jubelrufe sorgte die Rede des 28 Jahre alten Timur Özcan aus Mannheim. Der schilderte zunächst seinen Ausbildungsweg von der Hauptschule bis zum Abitur und dem darauffolgenden Verwaltungsstudium. Damit habe er das Rüstzeug für das Bürgermeisteramt von der Pike auf gelernt. Vor seiner derzeitigen Tätigkeit im Führungs- und Einsatzstab des Polizeipräsidiums Mannheim war er unter anderem in der Finanzverwaltung von Sinsheim tätig. Er wolle in Walzbachtal "das Rad nicht neu erfinden, aber ich sehe auch viele Chancen". Die Kinderbetreuung sei schon sehr gut, Mängel beim Hort wolle er aber schnellstens beheben. Darüber hinaus wolle er den Gewerbeverein reaktivieren, ein ganzheitliches Mobilitätskonzept entwickeln, mehr Radwege bauen und die Straßen sanieren. Zudem müsse die Biodiversität geschützt und die in Walzbachtal starke Wirtschaft vorangetrieben werden. Er sei in jedem Fall gekommen um zu bleiben. Weitaus kürzer fiel die Rede des letzten Kandidaten auf dem Podium, Sascha Oehme, aus. Er wolle nur ein Zitat vorlesen, betonte er, bevor er den deutschen Staatsmann Otto von Bismarck mit den Worten zitierte: "Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd."

Am heutigen Mittwoch, 26. Juni, präsentieren sich die Kandidaten um 19 Uhr in der Wössinger Böhnlichhalle. Wahltag ist am 7. Juli.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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