Fachkräftemangel in Deutschland
Wo sind denn all die Fachkräfte hin?
Die Zahl der Bewerber sinkt, während die Zahl der Ausbildungsplätze steigt: So gibt es laut der Agentur für Arbeit im März 2022 in Baden-Württemberg über 65.000 offene Ausbildungsstellen, aber nur knapp 40.000 Bewerber. Der Fachkräftemangel spitzt sich immer weiter zu. Nachdem es 2019 einen "Höhepunkt" des Angebots an Fachkräften gab, schrumpft die Anzahl mittlerweile stetig. Während der Coronapandemie sank die Nachfrage an Fachkräften aufgrund der bundesweiten Einschränkungen und es gab viele Entlassungen. Kurzweilig herrschte damit sogar ein Überangebot.
Wo sind denn all die Fachkräfte hin?
Seit sich die Pandemie allerdings stabilisiert hat und die Wirtschaft wieder hochfährt, bekommen Unternehmen den Fachkräftemangel zunehmend zu spüren. Diejenigen Fachkräfte, die während der Pandemie gekündigt wurden, haben sich mittlerweile umorientiert und fehlen in ihrer ursprünglichen Branche. Laut Prognosen der Industrie- und Handelskammer soll die Anzahl der Fachkräfte in Baden Württemberg bis 2030 um ca. 30% sinken.
Das hat zur Folge, dass jedes dritte Geschäft den Fachkräftemangel als akutes Geschäftsrisiko ansieht. Die Produktivität eines Unternehmens sinkt und dadurch auch die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit, nicht nur der einzelnen Unternehmen, sondern am Ende auch die ganz Deutschlands international gesehen. Um sich akut zu helfen, Mitarbeiter zu finden, lohnt es sich, über eine externe Personalberatung nachzudenken. Diese haben sich darauf spezialisiert, rar gesäte Fachkräfte ausfindig zu machen. Das Problem des allgemeinen Mangels löst das jedoch auch nicht.
Was sind also die Ursachen des Fachkräftemangels?
Zum einen die Akademisierung: Immer mehr Menschen erlangen eine Hochschulzugangsberechtigung und dadurch steigt die Zahl der Studierenden stetig an. Grundsätzlich ist das kein Problem, da unsere komplexer werdende Welt auch zunehmend studierte Fachkräfte benötigt. Problematisch ist, dass trotz der steigenden Akademisierung auch hier Fachkräfte in einschlägigen Branchen fehlen.
Viel ausschlaggebender ist aber, dass durch die Akademisierung die Attraktivität von klassischen Ausbildungsberufen sinkt und dadurch die Anzahl der hochqualifizierten Fachkräfte aus Ausbildungsberufen wie Meister, Fachwirte, Techniker und Kaufleute noch stärker abnimmt.
Zu guter letzt ist auch der demographische Wandel eine wichtige Ursache für den ansteigenden Mangel: bestehende Fachkräfte werden immer älter, während immer weniger junges Personal nachkommt. So soll das Durchschnittsalter von 45 Jahren im Jahr 2021 auf 49 Jahre im Jahr 2030 ansteigen.
Welche Branchen sind betroffen?
Vor allem der Hotellerie/Gastronomie hat die Coronapandemie nachhaltig geschadet. Bereits vorher waren Fachkräfte in diesem Bereich rar gesät. Doch spätestens durch die Schließungen wurden immer mehr Arbeitskräfte entlassen oder in Kurzarbeit geschickt. Die Folge: viele haben die Branche komplett aufgegeben, sich umgeschult und fehlen jetzt. Auch der Einzelhandel klagt schon länger über fehlende Fachkräfte und auch hier hat die Coronapandemie die ohnehin angespannte Situation weiter verschärft. Aber auch technische und handwerkliche Kräfte fehlen, vor allem auch in Baden Württemberg. So sollen laut der Industrie- und Handelskammer bis zum Jahr 2030 im Fahrzeug- und Maschinenbau bis zu 100.000 Fachkräfte fehlen.
Und jetzt?
Eins der nachhaltigsten Mittel zur Bekämpfung des Fachkräftemangels ist die betriebliche Ausbildung wieder attraktiver zu gestalten. Eine Möglichkeit dafür wäre, mehr in Weiterbildungen zu investieren und somit auch die Karrierechancen mit einer Ausbildung zu erhöhen, wodurch diese für junge Leute attraktiver wird. Was viele nämlich nicht bedenken: die Vergütung von Ausbildungsberufen nimmt sich nicht viel mit der Bezahlung von studierten Leuten. Vor allem durch Fort- und Weiterbildungen kann auch mit Ausbildungsberufen sehr gutes Gehalt verdient werden, ähnlich dem eines Akademikers.
Ein kleiner positiver Aspekt am Fachkräftemangel: Es herrscht ein Bewerbermarkt. Unternehmen sind zunehmend gezwungen, die Arbeit so attraktiv wie möglich zu gestalten, was den Arbeitnehmern zugutekommt.
Autor:Fr. Müller aus Region |
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