Krankenhaus, Feuerwehr, Stadtwerke: Mitarbeiter/innen halten an Weihnachten und Silvester die Notversorgung aufrecht
Auch an den Feiertagen immer auf dem Sprung
BRETTEN (ch) Wenn die meisten es sich an Weihnachten im Kreis der Familie gemütlich machen oder an Silvester mit Freunden und Bekannten feiern, dann gehen einige wenige arbeiten oder halten sich bereit. Zum Beispiel, um die Notdienste im Krankenhaus, bei der Feuerwehr oder bei den Stadtwerken abzusichern. So auch in Bretten.
Häusliche Unfälle an Weihnachten
Oberarzt Michael Bruder hat dieses Jahr am ersten Weihnachtsfeiertag Rufbereitschaft an der Chirurgischen Klinik der Rechbergklinik. Das ist nicht an vorderster Front, aber den Feiertagsdienst in der Notfallambulanz kennt er aus seiner Zeit als Assistenzarzt ebenfalls. „Verletzte kommen immer, auch an Weihnachten“, sagt der Unfallchirurg, wenngleich er selbst die Weihnachtsdienste als „eher ruhig erlebt“ hat. Klar, mal habe sich jemand mit einer Fonduegabel verletzt und ein anderer an einem Glas geschnitten. Auch Stürze wurden eingeliefert. Häusliche Unfälle, wie sie auch die Krankenpflegerin Nadine Knittel über die Feiertage zu Gesicht bekommt. Auf der Intensivstation der Rechbergklinik, wo sie arbeitet, finden über die Feiertage keine geplanten OPs statt, Patienten, denen es einigermaßen gut geht, dürfen nach Hause. „Das heißt, wir bekommen Patienten von der Straße.“ Glatteisunfälle zum Beispiel.
An Silvester geht’s in der Klinik rund
Anders an Silvester. Es geht erst ruhig los, aber ab halb eins - „da kann man die Uhr nach stellen“ - kommen dann die Verletzten. „Böllerunfälle, Menschen mit Atembeschwerden, alkoholbedingte Verletzungen“, zählt die Krankenschwester auf. Immerhin: Laut Oberarzt Michael Bruder sind schwere Handverletzungen durch Böller selten. Bis fünf Uhr morgens am Neujahrstag, „bis auch der letzte sein Bett gefunden hat“, so Nadine Knittel, hat der Feiertagsdienst an der Klinik gut zu tun.
Rückendeckung von der Familie
Die Mutter von zwei Kindern macht Nachtdienst, dieses Jahr ausgerechnet an Heiligabend. Deshalb feiert sie mit ihrer Familie am Nachmittag bei ihren Eltern in Ötisheim schon mal vor. „Man braucht eine Familie, die ein bisschen leidensfähig ist“, weiß auch Oberarzt Michael Bruder. Er selbst hat Glück, seine Frau ist auch Ärztin und hat Verständnis, wenn er von daheim in Karlsruhe zu einer Not-OP in Bretten gerufen wird. “Wir feiern dann am nächsten Tag.“ Um wenigstens ein bisschen Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen, werden die Stationsräume weihnachtlich geschmückt. „Kollegen bringen Gebäck mit, in den Pausen trinkt man einen Tee zusammen – oder man bestellt sich was“, erzählt der Arzt. Ähnlich im Nachtdienst, wo sich Nadine Knittel mit drei Kolleginnen zum Essen verabredet hat. Allerdings: Wenn viel los ist, ist es mit der Besinnlichkeit ganz schnell vorbei. Und solange man im Dienst ist, bleibt immer eine „innere Anspannung“, so der Arzt.
Silvester als Ernstfall für die Feuerwehr
Eher unspektakulär hat auch Markus Rittmann seine bisherigen Weihnachtsdienste bei der Brettener Freiwilligen Feuerwehr in Erinnerung: Ein durch eine Kerze ausgelöster Rauchmelder oder ein in Flammen aufgegangener Adventskranz, das war´s dann schon. Der 44-jährige Brettener ist erst dieses Jahr zu einem der drei Stellvertreter von Feuerwehrkommandant Oliver Haas gewählt worden. Dieses Jahr muss Rittmann an Silvester ran. Die Chance, dass es zwischen 23 und 6 Uhr zu Einsätzen komme, sei „relativ hoch“, ist seine Erfahrung und er ergänzt: „Meine Frau weiß schon, was auf sie zukommen kann.“
Abenteuerliche Fahrt durch die Knallerei
Bei der Freiwilligen Feuerwehr muss zwar niemand ständig auf der Wache sitzen. „Aber die Fahrt mit dem Privatauto dorthin sei in der Silvesternacht „manchmal abenteuerlich“, sagt Markus Rittmann: „Überall Menschen mitten auf der Straße, überall stehen Flaschen, alles ist vernebelt von der Knallerei, und hin und wieder fliegen einem sogar Raketen unters Auto.“ Stress pur schon vor dem eigentlichen Einsatz. Was er da erlebt hat? Böller, die Müll- oder Kleidercontainer in Brand setzen, ein „aus Jux“ gedrückter Feuermelder zum Beispiel. Der Feuerwehrmann schüttelt den Kopf: „Wir haben auch schon einen Betrunkenen aus dem Bach gezogen.“
Sieben Tage 24 Stunden einsatzbereit
Verglichen damit geht es bei der Feiertagsbereitschaft der Stadtwerke Bretten, die dafür sorgt, dass alle Haushalte mit Gas, Wasser und Strom versorgt werden, an den Feiertagen relativ geruhsam zu. Wenn man eine Sieben-Tage-24-Stunden-Bereitschaft geruhsam nennen kann. Denn: „Wir sind zwar mit Pieper, Diensthandy und Laptop zuhause, müssen aber innerhalb von 30 Minuten an jedem möglichen Störungsort sein können - und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit“, erläutert Torsten Barth und fügt hinzu: „Mit nachts ruhig schlafen ist da nichts.“
Schöne Bescherung an Heiligabend
Der Abteilungsleiter Gas-Wasser-Wärme denkt noch an jenen Heiligabend, an dem er nachmittags um 14 Uhr zu einem Wasserrohrbruch nach Ölbronn gerufen wurde. Die Suche nach dem Leck gestaltete sich schwierig. Nicht genug, dass er und seine Männer an Heiligabend die Erde aufgraben mussten, sie mussten auch noch die besorgten Einwohner beruhigen. „Es gab Leute, die sich beschwert haben, dass sie die letzte Wäsche nicht waschen können, andere kamen mit Kaffee und Kuchen.“ Alle hatten Sorge, dass sie ausgerechnet an Heiligabend kein Wasser haben. „Aber wir haben´s dann doch hingekriegt“, erzählt der gebürtige Sachse.
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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