"Oft denkt man an den Feuerwehrmann"
In der Freiwilligen Feuerwehr in Bretten steigt der Anteil an Mädchen und Frauen

Maja Kern, Larissa Geiselhart und Sarah-Louise Noé (von links) sind in der Feuerwehr aktiv. Fotos: privat
  • Maja Kern, Larissa Geiselhart und Sarah-Louise Noé (von links) sind in der Feuerwehr aktiv. Fotos: privat
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Bretten (kuna) Sie kämpfen sich durch beißenden Qualm, bedienen schweres Gerät und bergen Menschen in Gefahrenlagen. Auch in Bretten ist die Feuerwehr regelmäßig im Einsatz. Dabei ist es längst Alltag, dass auch Frauen verunfallte Personen aus ihren Fahrzeugen befreien, Gruppen im Einsatz anweisen und sich mit Atemschutzgeräten in die Flammen wagen.

Anteil an Frauen und Mädchen steigt in Bretten

Laut Innenministerium Baden-Württemberg ist der Anteil an Frauen und Mädchen bei der Feuerwehr in den letzten fünf Jahren um 47 Prozent gestiegen. Auch in der Melanchthonstadt bestätigt sich dieser Trend. Dort gibt es laut Feuerwehrkommandant Oliver Haas einen Anstieg von rund 40 Prozent. Unter den 357 Mitgliedern in den Einsatzabteilungen gibt es demnach 48 Feuerwehrfrauen. Und in den Kinder- und Jugendfeuerwehren sind bei 234 Mitgliedern insgesamt 87 Mädchen. Lediglich in der Ehrenabteilung und auf der Ebene der Kommandanten fehlen sie noch – die Feuerwehrfrauen.

Viele fangen bei der Jugendfeuerwehr an

Dass es immer mehr von ihnen gibt, ist die Fortsetzung einer langen Entwicklung. „Im Zweiten Weltkrieg waren viele Frauen in den Feuerwehren aktiv“, schildert Haas. „Die Männer waren oft im Krieg – gebrannt hat es aber trotzdem. Nach dem Krieg sind aber nicht viele Frauen in der Feuerwehr geblieben.“ Erst durch das Aufkommen von Jugendabteilungen sei die Aufgabe für Frauen interessant geworden. „Von der Erzieherin über die Kfz-Meisterin, von der Ingenieurin bis hin zur Biologin mit Doktortitel haben wir mittlerweile alles in unseren Reihen“, so der Feuerwehrkommandant.

"Frauen werden nicht unterschiedlich eingesetzt"

„Frauen werden in der Feuerwehr nicht unterschiedlich eingesetzt“, bekräftigt Haas. „Die Ausbildungen sind gleich, es gibt keine Unterschiede.“ Die Brettener Woche/kraichgau.news hat mit drei Frauen aus Bretten über ihr Ehrenamt gesprochen: Maja Kern, Larissa Geiselhart und Sarah-Louise Noé. Alle drei sind über – zumeist männliche – Familienmitglieder zunächst in der Kinder- und Jugendfeuerwehr eingestiegen und sind heute in Gefahrensituationen wie Bränden oder Überschwemmungen als Feuerwehrfrauen im Einsatz. Da alle drei einen Lkw-Führerschein besitzen, sind sie auch dazu berechtigt, mit den schweren Fahrzeugen auszurücken.

Feuerwehr als "große Familie"

Ebenso wie Haas betonen sie das starke Gemeinschaftsgefühl in der Feuerwehr. Maja Kern aus Diedelsheim beschreibt die Feuerwehr als eine „große Familie“. Sie ist schon lange bei der Freiwilligen Wehr dabei. „Als 1987 die Jugendfeuerwehr in Diedelsheim gegründet wurde, waren wir als Mädels zu zweit“, erinnert sie sich. „Da war ich zwölf Jahre alt und sozusagen ein Gründungsmitglied“, sagt sie mit einem Lachen. Der Feuerwehr ist die Erzieherin seitdem treu geblieben und mittlerweile als Gruppenführerin und Ausbilderin für Truppmann und Truppführer tätig.

Im Einsatz wird volle Power erwartet

Durch die gute Kameradschaft würden sich Stärken und Schwächen von Einsatzkräften immer ausgleichen, erklärt auch Larissa Geiselhart. Sie ist in der Abteilung Sprantal aktiv und leitet die Jugendfeuerwehr im kleinsten Brettener Stadtteil. Hauptberuflich ist sie als Auditorin für Medizinprodukte tätig. „Wir sind ja immer im Trupp, also zu zweit und niemals alleine unterwegs. Das hat den Hintergrund, dass man schnell Hilfe holen kann, falls jemandem etwas passieren sollte“, erklärt sie. Wenn es dann zum Einsatz kommt, gäbe es zwischen den Geschlechtern keine Unterschiede in der Aufgabenverteilung. „Dann wird volle Power erwartet“, beschreibt Geiselhart. „Im Einsatz hat man auch einen richtigen Adrenalinschub – dann macht man sich gar keine Gedanken darüber, ob man etwas nicht kann. Dann packt man zu.“

Feuerwehrfrauen sehen sich nicht benachteiligt

Auch Sarah-Louise Noé erklärt, dass sie sich gegenüber den männlichen Kollegen nicht benachteiligt fühle. „Mit meinen 1,60 Meter bin ich zwar etwas klein, aber ich bekomme trotzdem alles gemeistert“, sagt sie mit einem Schmunzeln und fügt hinzu: „Es gibt ja auch kleine Männer.“ Noé hat im Alter von zehn Jahren in der Brettener Jugendfeuerwehr angefangen und erklärt, dass sie aus einer regelrechten "Feuerwehrfamilie" stammt. „In meiner Familie sind eigentlich alle in der Feuerwehr aktiv, auch meine Mutter. Sie leitet die Kinderfeuerwehr der Brettener Abteilung." Noé macht gerade eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin. Über den steigenden Anteil an Mädchen und Frauen in der Feuerwehr ist sie erfreut. "Die Brettener Feuerwehr ist auf einem guten Weg", stellt sie fest. "Es werden immer mehr Mädchen, gerade bei den Jüngeren in der Kinder- und Jugendfeuerwehr ist das der Fall“, meint sie und hofft, dass möglichst viele dabeibleiben und einmal zu den Aktiven übergehen werden.

Feuerwehrfrau mehr in den Vordergrund stellen

Das Bild in der Gesellschaft, die bei der Feuerwehr zunächst an Männer denkt, empfindet sie jedoch als etwas verzerrt. „Oft denkt man eben an den Feuerwehrmann“, meint sie. In diesem Zusammenhang sei noch mehr Öffentlichkeitsarbeit notwendig, die auch die Feuerwehrfrau in den Vordergrund stelle. Dabei könnten gerade Mütter oder Frauen, die in Bretten arbeiten, eine große Hilfe darstellen. „Sie sind für Tageseinsätze gut geeignet, da sie schnell vor Ort sein können“, erklärt sie.

"Viele kommen wieder, wenn die Kinder größer sind"

Doch gerade wenn die Kinder noch jung sind, bleiben Frauen der Feuerwehr oftmals fern. Das berichtet auch Kern, die wie viele Frauen für eine Weile aus der Feuerwehr ausgestiegen ist, nachdem sie Mutter wurde. Doch die Leidenschaft für das Ehrenamt hat sie nie losgelassen. „Ich war vor der Geburt der Kinder noch so lange dabei wie es ging“, erklärt die zweifache Mutter. „Und sobald meine beiden Söhne groß genug waren, bin ich sofort wieder zur Feuerwehr zurückgegangen.“ Auch Geiselhart teilt die Beobachtung, dass Frauen oft weniger Zeit haben, wenn der Nachwuchs noch sehr jung ist. „Viele kommen aber wieder, wenn die Kinder größer sind“, bestätigt sie und meint: „Die Feuerwehr gehört einfach zum Alltag dazu.“ So sei es kein Wunder, dass die Begeisterung für die Feuerwehr in der Regel in der Familie weitergegeben wird. „Und wenn der Piepser einmal losgeht, ist das für Kinder ein Highlight“, sagt sie mit einem Lachen.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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