Bauunterlagen sollen 2023 erstellt werden
Sechs Millionen Euro für Neubau des Brettener Polizeireviers geplant

Seit 1978 ist das Gebäude (rechts) in der Weißhofer Straße Sitz des Polizeireviers Bretten. Foto: Stadtarchiv Bretten
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  • Seit 1978 ist das Gebäude (rechts) in der Weißhofer Straße Sitz des Polizeireviers Bretten. Foto: Stadtarchiv Bretten
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Bretten (hk) Auch wenn es in den letzten Monaten um den Neubau des Brettener Polizeireviers ruhig geworden ist – hinter den Kulissen werden die Pläne weiter geschmiedet. Wie nun das Amt Vermögen und Bau Baden-Württemberg auf Nachfrage der Brettener Woche/kraichgau.news mitgeteilt hat, ist der Baubeginn für Mitte 2025 und die Fertigstellung für Anfang 2027 vorgesehen. Die Kosten sollen sich aus heutiger Sicht auf rund sechs Millionen Euro belaufen, informiert Christian Lindinger, Leiter des Amts. Die Maßnahme ist zur Anmeldung im Staatshaushaltsplan 2025/2026 vorgesehen. In seiner Rolle als Eigentümer, Bauherr und Betreiber trägt Vermögen und Bau Baden-Württemberg die Verantwortung für die Immobilien des Landes. Zur Erfüllung dieses Auftrags erwirbt das Amt bestehende Gebäude, mietet an, saniert und entwickelt landeseigene Gebäude oder erstellt Neubauten. Das Land plane, so Lindinger weiter, für den Neubau ein Grundstück in der Hermann-Beuttenmüller-Straße mit einer Fläche von rund 1.900 Quadratmetern zu erwerben. Nach wie vor handele es sich dabei um eine Teilfläche auf dem Mellert-Fibron-Gelände ist aus dem Finanzministerium Baden-Württemberg zu erfahren. Der Planungsauftrag für den Neubau sei erteilt worden, informiert eine Sprecherin.

„Von optimalen Sicherheitsbedingungen sind wir weit entfernt“

Das bestehende Polizeigebäude in der Weißhofer Straße 47 entspricht schon lange nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Polizeiwache. „In der derzeitigen Situation versuchen wir, das Beste daraus zu machen. Kleinere Reparaturen sind immer wieder nötig, um die Arbeitssituation erträglicher zu machen“, berichtet Polizeihauptkommissar Günther Hummel im Gespräch mit der Brettener Woche. Mal seien die alten Toiletten verstopft, mal würden verrostete Rohrleitungen den Polizeibeamten Kopfzerbrechen bereiten. „Das sind Unannehmlichkeiten, mit denen wir aktuell leben müssen“, so der Polizeihauptkommissar. An der Substanz des Gebäudes würden die Maßnahmen aber nichts ändern. Die Sicherheitsschleusen der Polizeiwache wurden zwar mittlerweile den erhöhten Anforderungen angepasst und gewährleisten mit Fensterscheiben aus Sicherheitsglas den Schutz der Beamten. „Von optimalen Sicherheitsbedingungen sind wir aber noch weit entfernt“, betont Hummel.

Barrierefreiheit sollte im Neubau gegeben sein

Von einem „schlimmen Zustand“ spricht der Polizeihauptkommissar in Bezug auf die Umkleidemöglichkeiten für Polizistinnen. „Ein alter Gewölbekeller bleibt eben ein alter Gewölbekeller“, beschreibt er den Frauenumkleideraum. Der Putz blättere von den Wänden ab, es sei feucht und beengt. Obwohl man sich freue, dass immer mehr Frauen bei der Polizei in Bretten eingestellt würden, "werden die Räumlichkeiten diesem positiven Trend nicht gerecht." Wenn mehrere Polizeibeamtinnen in einer Schicht seien, müssten sie sich aus Platzmangel etappenweise umziehen. Zwar gebe es im Gewölbekeller eine Duschmöglichkeit für die Beamtinnen, aber die werde nur genutzt, „wenn es gar nicht anders geht“, so Hummel. Von einem Neubau würde er sich, neben modernen Sanitäranlagen, eine einheitliche technische Ausstattung in jedem Büro des Reviers sowie Einzelbüros für die Sachbearbeiter der Polizeiwache wünschen. Auch die Barrierefreiheit sollte im Neubau gegeben sein. Im Polizeigebäude in der Weißhofer Straße gibt es keinen Aufzug, sodass die Polizeibeamten sich teilweise gezwungen sehen, mit Gehbehinderten, die das Revier aufsuchen, vor dem Gebäude zu sprechen. „Auch in solchen Momenten müssen wir das Beste aus der Situation machen.“

Seit 1978 Sitz des Polizeireviers

Das Gebäude in der Weißhofer Straße stammt wohl aus dem 19. Jahrhundert, weiß Stadtarchivar Alexander Kipphan: „Nach unseren Kenntnissen wurde das Haus als zweistöckiges Dienstgebäude der großherzoglichen Domänenverwaltung Bretten und der Obereinnehmerei mit Gewölbekeller um 1831 neu errichtet.“ Das Gebäude der Domänenverwaltung, dessen Hinterhof an die damalige Zehntscheune angrenzte, wurde laut Kipphan bereits zur Zeit seiner Errichtung von zwei einstöckigen Nebengebäuden flankiert, wie auf dem Foto von 1967 auf der Titelseite zu erkennen ist. „Bei der großherzoglichen Domänenverwaltung handelte es sich um einen Vorläufer der heutigen Landesfinanzverwaltung“, erklärt der Stadtarchivar. 1891 soll der großherzogliche Steuerfiskus das Gebäude übernommen haben – es diente fortan als Finanzamt. Per Erlass kam es 1943 zur Auflösung des Finanzamts Bretten, das daraufhin seine Eigenständigkeit verlor und fortan als Außenstelle des Finanzamtsbezirks Durlach fortgeführt wurde. Während des Zweiten Weltkrieges diente es als Notlazarett. Das Gebäude erlitt dann am 9. April 1945 durch Brandstiftung einen schweren Schaden. "Erst 1948 konnte es als Außenstelle des Finanzamts Durlach wieder belegt und öffentlich zugänglich gemacht werden", berichtet Kipphan. Versuche, wieder ein eigenständiges Finanzamt für Bretten zu erhalten, scheiterten. „Zum 1. Januar 1974 erfolgte die endgültige Auflösung der ‚Außenstelle‘ Bretten“, so der Stadtarchivar. Infolge der Neuabgrenzung der Finanzamtsbezirke wurde Bretten dann dem Finanzamtsbezirk Bruchsal unterstellt. Seit 1978 ist das Gebäude schließlich Sitz des Polizeireviers Bretten, das zuvor in einem Teil des Amtsgerichts untergebracht war.

DRK-Kreisgeschäftsführer befürwortet Blaulichtzentrum

Derzeit würden noch die Vertragsverhandlungen mit der Stadtverwaltung laufen, heißt es aus dem Landesbetrieb Vermögen und Bau. Die Auswahl des neuen Grundstücks habe in enger Abstimmung mit der Polizei und der Stadt Bretten stattgefunden. Von Bürgermeister Michael Nöltner ist zu erfahren, dass bisher noch keine Grundstücksübertragung stattgefunden habe. Die Stadt habe zwar keinen Einfluss auf den Landeshaushalt, dennoch würde sich die Verwaltung freuen, wenn das Projekt eher zu realisieren wäre. „Je früher, desto besser“, sagt Nöltner. An der mittelfristigen Zielsetzung habe sich jedoch nichts geändert, teilen die Landtagsabgeordneten Andrea Schwarz (Grüne) und Ansgar Mayr (CDU) mit. „Der Planungsauftrag für den Neubau wurde erteilt und somit ist das Vorhaben planmäßig unterwegs“, berichtet Schwarz. Im kommenden Jahr, informiert Mayr, sollen die Bauunterlagen erstellt werden, die „wiederum die Grundlage bilden, um für den Doppelhaushalt 2025/2026 die erforderlichen Mittel für den Neubau in Bretten einzustellen.“ Bereits vor einigen Jahren sprach sich „aktiven“-Stadtrat Jörg Biermann als damaliger Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Karlsruhe für die Errichtung eines „Blaulichtzentrums“ von Polizei, Feuerwehr und DRK auf dem Mellert-Fibron-Areal aus. Auf Nachfrage bestätigt Daniel Schneider, dass ein solches Blaulichtzentrum auch unter seiner Ägide als DRK-Kreisgeschäftsführer denkbar sei. Eine durchdachte Umsetzung vorausgesetzt, könne es laut Schneider, eine Win-win-Situation für alle Beteiligten hervorbringen. Schneider weist in diesem Zusammenhang auf den großen Platzbedarf hin, den ein solches Projekt mit sich bringe.

Seit 1978 ist das Gebäude (rechts) in der Weißhofer Straße Sitz des Polizeireviers Bretten. Foto: Stadtarchiv Bretten
Finanzamt Bretten in der Weißhoferstraße 47 um 1910. | Foto: Stadtarchiv Bretten
Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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