So viele Unfälle mit Pedelecs im Südwesten wie noch nie
In immer mehr Unfälle sind Nutzer von Fahrrädern mit Elektromotor verwickelt - 2016 wird ein neuer Höchststand erreicht. Sind Pedelecs gefährlicher als gewöhnliche Drahtesel?
Stuttgart (dpa/lsw) Die Zahl der Unfälle mit Pedelecs in Baden-Württemberg hat 2016 einen Rekordwert erreicht. Fahrer von Rädern, die durch einen Elektromotor beim Treten verstärkt werden, waren von Januar bis Ende November in 842 Unfälle verwickelt, bei denen neun Menschen ums Leben kamen, wie das Innenministerium der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Obwohl noch nicht alle Unfälle des Jahres eingerechnet sind, entspricht das bereits einer Steigerung um 21 Prozent im Vergleich zum gesamten Vorjahr, als 695 Unfälle mit acht tödlich Verletzten registriert wurden. Seit 2012 steigen die Unfallzahlen mit Pedelecs Jahr für Jahr an.
Zahl der Elektroräder hat sich um 22 Prozent erhöht
Anders sah das zuletzt bei der Zahl aller Fahrradunfälle aus - inklusive der mit Pedelec. Sie lag Ende November mit 9598 Unfällen noch hinter der Ganzjahreszahl 2015, als 9699 gezählt wurden. Was die hohen Zuwachszahlen bei den Unfällen relativiert: Die Zahl aller Elektroräder auf deutschen Straßen hat sich ersten Schätzungen zufolge im vergangenen Jahr um rund 22 Prozent erhöht. 560 000 Pedelecs und E-Bikes wurden laut Prognose des Zweiradindustrieverbands (ZIV) 2016 in Deutschland verkauft. Sie kommen zu den 2,5 Millionen Elektrorädern hinzu, die schon 2015 einen Anteil von 3,5 Prozent an den 72 Millionen Fahrrädern in Deutschland ausmachten.
Nicht gefährlicher als gewöhnliches Fahrrad
Das Pedelec ist aber nach Angaben des Leiters der Unfallforschung der Versicherer (UDV), Siegfried Brockmann, nicht gefährlicher als ein gewöhnliches Fahrrad. Grund für die zunehmende Zahl an Unfällen sei auch, dass immer mehr solcher Fahrräder verkauft würden. Zudem führen durch die Elektrounterstützung wieder mehr ältere Menschen Rad. „Gerade Senioren bilden eine neue Nutzergruppe, die jetzt wieder ungeschützt auf dem Zweirad sitzt“, sagte Brockmann.
Extra Broschüre für Pedelec
Die Polizei in Baden-Württemberg hat inzwischen eine Broschüre entwickelt, die auf Gefahren beim Pedelec-Fahren hinweist. „Wir raten dazu, sich das Fahrverhalten vor dem Kauf erklären zu lassen“, sagt Jürgen Enderle von der Koordinierungsstelle Verkehrsunfallprävention beim Landeskriminalamt. Das Pedelec habe eine andere Beschleunigung als ein Fahrrad, und moderne Bremsen reagierten schneller als bei einem alten Drahtesel.
Unfälle mit E-Bikes, die zulassungspflichtig sind, scheinen indes eher konstant zu bleiben - nach 48 im gesamten Jahr 2015 wurden bis November des vergangenen Jahres 46 solcher Unfälle registriert. Die Statistik gibt alle Unfälle mit E-Bike- oder Pedelec-Beteiligung wieder, welche Rolle der Fahrer beim Unfall spielte, wird nach Angaben des Innenministeriums nicht erfasst.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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