Vielerorts völlig verschwunden
Alarmierende Rückgänge beim Feldsperling

- Der Schwund des Feldsperlings ist für den Nabu Bretten alarmierend. Sichtungen sollten am besten über das Meldeportal eingereicht werden.
- Foto: Stefan Bosch
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Bretten/Region (pm). In einer Artikelserie will der Naturschutzbund (Nabu) Bretten auf die Vielfalt der Natur und ihrer Lebewesen eingehen und den Leserinnen und Lesern der Brettener Woche/kraichgau.news näherbringen. Als Autor hat der Nabu Stefan Bosch gewinnen können. Er ist einer der bekanntesten Arten- und Vogelexperten des Nabu, der für seine Verdienste schon die höchste Auszeichnung des Naturschutzbundes, die Lina-Hähnle-Medaille, erhalten hat.
Feldsperling verschwindet still und leise
Derzeit zeichnet sich in unseren Feldfluren ein leises, aber dramatisches Verschwinden des Feldsperlings ab. Die Ursachen sind unklar und sollen mit Hilfe der Öffentlichkeit erforscht werden.
Mit dem umgangssprachlichen „Spatz“ ist meistens der Haussperling (Passer domesticus) gemeint, der nahezu weltweit als Kulturfolger bei und mit uns Menschen lebt. Er hat aber noch einen etwas kleineren Verwandten, den Feldsperling (Passer montanus), der Ackerland, Gärten, Ortsränder und lichte Wälder bewohnt.
Während der Haussperling trotz Rückgängen noch allgegenwärtig ist, verschwindet der Feldsperling derzeit still und leise aus vielen Regionen Deutschlands. Häufig war der hübsche braune Sperling mit der weißen Wange und dem kastanienbraunen Kopf nie und schwankende Bestandszahlen gab es immer. Schon vor dem Bestandskollaps kamen auf einen Feldsperling 100 Haussperlinge. Doch in den letzten fünf Jahren registrieren aufmerksam Beobachtende und standardisierte Vogelmonitoringprogramme großräumig massive Bestandseinbrüche in nicht gekanntem Ausmaß. In vielen Landschaften Nord- und Westdeutschlands ist der vor kurzem noch verbreitete Singvogel völlig verschwunden.
So zum Beispiel nahezu flächendeckend in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und angrenzenden Bundesländern. Aber auch in Regionen Baden-Württembergs vermissen Vogelkundige den Feldsperling zunehmend. Im Ländle steht er bisher nur auf der Vorwarnliste, da ihm der Mangel an Hecken, Sämereien und Insekten in der Feldflur zu schaffen macht.
Aktuelle Beobachtungen melden
Weitgehend unklar sind die Gründe für den derzeitigen Kollaps vieler Populationen. Fachleute diskutieren die industrialisierte Landwirtschaft, Beizmittel, Landschaftsveränderungen und Flächenverbrauch. In Frage kommen auch Parasiten oder Krankheiten wie Salmonellen-Infektionen, für die Feldsperlinge offenbar empfänglich sind. Ein bundesweites Forschungsprojekt des „Netzwerks Feldsperling“ mit mehreren Universitäten soll nun zur Klärung beitragen. Dazu sind Naturinteressierte aufgerufen, aktuelle Beobachtungen über Meldeportale einzugeben und tot aufgefundene Feldsperlinge zur Untersuchung einzuschicken, damit die Vögel auf Todesursachen wie Krankheiten oder Gifte untersucht werden können.
Link mit Informationen und Meldemöglichkeit: nabu-naturgucker.de/meldeportal/naturbeobachtungen-melden/feldsperlinge/
Hintergrund:
Der Weltspatzentag wird seit 2010 begangen und geht auf eine Initiative von Naturschutzorganisationen in Indien und Frankreich zurück.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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