Freunde treffen in Frankreich
Bürgerreise der Stadt Bretten

Die Brettener Reisegruppe vor dem Waffenstillstandsmuseum in Rethondes | Foto: privat
  • Die Brettener Reisegruppe vor dem Waffenstillstandsmuseum in Rethondes
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„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.“ Dieser alte Spruch trifft in überreichem Maße auch auf die Bürgerreise der Stadt Bretten zu. Gut durchdacht, schlossen sich an den Tag mit den Freunden aus Longjumeau, dem Festakt vor der Kathedrale in Reims, dem Gottesdienst und Champagnerkellereibesuch in Epernay für die Brettener noch weitere Tage in der nord-westlichen Umgebung von Reims an.

Die Kathedrale von Reims hat in der Baugeschichte die wohl schönste gotische Westfassade. In dieser Zeit übertrumpften sich die Städte. Damit diese Kathedralen gut einzuordnen sind, bekamen die Mitreisenden ein Heftchen mit Bildern und Erklärungen zum Nachlesen an die Hand.
Bei der kurzweiligen Stadtrundfahrt wurde die Basilika St. Remi angefahren, in der der Merowinger Chlodwig 496 den christlichen Glauben annahm. Fast alle Champagnerkellereien zeichnen sich auch durch wunderschöne Bauwerke aus. So wurde mal eben bei Pommery in den Hof gefahren. Das Blau des Bauwerks strahlte in der Morgensonne besonders schön.
Eigentlich sollte die Bisquitfabrik Fossier, mit ihrer 260jährigen Geschichte auf der Heimfahrt besucht werden, doch nun war jeder gespannt, was es da alles zu sehen gibt. Bisquit Rose de Reims, so etwas wie ein Löffelbisquit mit natürlicher Farbe der Himbeeren, sind der Renner. Eintauchen in Champagner oder Rotwein machen das Getränk erst zum Erlebnis. Ein Film und eine kleine Verkostung schafften den richtigen Überblick zum Einkauf.
Soissons stand auf dem weiteren Programm. Unterwegs ein wenig Regen, aber beim Aussteigen hörte es auf. Es reichte leider nur zum Besuch der Kathedrale, in der ein echter Rubens „Die Anbetung der Hirten“ hängt.
Die schöne Strecke über riesige Agrarflächen führte nach Crépy-en-Valois ins Hotel für die nächsten zwei Nächte. Wunderbares Essen und Getränke gaben den Worten „Leben - wie Gott in Frankreich“ Inhalte.
Der Besuch von Noyon, der Geburtsstadt Jean Calvins, war für die Melanchthonianer ein Muss. Schließlich steht eine Calvin-Statue im Melanchthonhaus. Das Geburtshaus wurde wieder aufgebaut, nachdem im 1. Weltkrieg die Stadt bei der Rückeroberung durch die Franzosen sehr zerstört wurde. Ein kleines Museum zeigt sein Leben und die Bedeutung im Kontext der Reformation. Melanchthon kommt dabei nicht vor. Gefreut hat man sich über das Büchergeschenk des Melanchthonvereins.
Ja, und in Noyon wurde 768 Karl der Gr. zum König der Franken gekrönt.

An vielen Orten in dieser Gegend wird man mit den Weltkriegsgeschehen konfrontiert, seien es Denkmale oder allein das Bewusstsein, dass hier erbitterte Schlachten stattgefunden haben. Einer der Erinnerungsorte ist das Mémorial de L’Armistice, Gedenkort der Waffenstillstände, und das in zweifacher Hinsicht. Am 11.11.1918 unterschrieb im Eisenbahnwagon des Marschalls Foch Deutschland den Vertrag. Ein Museum wurde um den Wagon gebaut.
Der Stachel der Niederlage saß tief im deutschen Bewusstsein. So ließ Hitler die Wand des Museums aufbrechen, um den Wagon zur Unterschrift an den gleichen Ort zu bringen. Es war Juni 1940. Deutschland beherrschte die Hälfte Frankreichs.

Nach dem Museumsbesuch erwartete auf dem Waldparkplatz ein Kaffeebuffet, das Herr Wilk trefflich vorbereitete. So konnte der Museumsbesuch noch einmal im Gespräch reflektiert werden.

Der nächste Tag hatte die Schlossbesichtigung in Compiègne auf dem Programm.
Die Appartements von Königen und Kaiser konnten besichtigt werden. Hier traf z. B. Marie-Antoinette zum ersten Mal ihren Mann Ludwig XVI. Die Begegnung mit dem badischen Maler Franz Xaver Winterhalter zeigte die bezaubernden Bilder der Herrscherfamilien. Seine Malerei erweckt Spitzen, duftige Stoffe, Blumen zum Leben. Zum Träumen schön.
In Frankreich gibt es viele Chocolaterien. Deshalb war auch eine Führung bei Beussent in Lachelle gebucht. Eigene Plantagen in Südamerika sorgen für den Rohstoff, der in Bauvais bearbeitet wird. Die für Schokolade notwendige Milch kommt aus Deutschland.
Die kurze Pause nach dem Einschecken in Compiègne wurde zur Einstimmung auf den Abschiedsabend genutzt, denn der fand auf einem Schiff auf der Oise statt. Die Schiffer des hybridbetriebenen Ausflugsbootes warteten in Longueil-Annel mit einem köstlichen Abendessen mit mehreren Gängen auf die Gruppe. Die Seele konnte baumeln.

Und dann ging auch schon die Reise, vom Ehepaar Leins ausgearbeitet, dem Ende zu. Die Kathedrale von Laon, der direkte Vorläufer von Reims, liegt hoch auf einem Berg. Der Blick in die Landschaft war sehr eindrucksvoll und der Blick auf und in die Kathedrale ebenso.
Um noch einmal den Blick auf die tragische Geschichte zwischen Deutschland und Frankreich zu lenken, war dann der Abschluss des Besichtigungsprogramms der Reise der Deutsche Soldatenfriedhof in Asfeld. Hier liegen 5.386 Soldaten aus der 2. Aisne-Schlacht 1917, der Frühjahrsoffensive 1918 sowie der 100-Tagesoffensive im Herbst 1918.

Der Anspruch, den die Bürgerreisen stellen, wurde auch dieses Mal erfüllt, so Heidemarie Leins. Eine gute Gemeinschaft und Jeder soll mit mehr Wissen nach Hause kommen, als er wegfuhr.

Autor:

Heidemarie Leins aus Bretten

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