Das Amtshaus - Schloss in der Stadt
Folge 3 unserer Reihe zum Jubiläumsjahr über Schauplätze der Stadtgeschichte
Anlässlich des Stadtjubiläums „1250 Jahre Bretten“ veröffentlicht die Brettener Woche jeden Monat einen Beitrag von Dr. Peter Bahn. In der Serie beleuchtet der Leiter des Stadtmuseums im Schweizer Hof ausgewählte Schauplätze, die mit bedeutenden Kapiteln der Brettener Stadtgeschichte verbunden sind. Lesen Sie heute den zweiten Beitrag von Dr. Bahn über das Amtshaus.
Auf den ersten Blick wirkt es fast wie ein kleines Schloss: Das mitten in der Stadt, im Geviert zwischen Oberer und Unterer Kirchgasse, Steingasse und Lutherstraße gelegene Brettener Amtshaus mit seiner prächtigen Fassade. Der Hausplatz hat eine Jahrhunderte lange und für Bretten in vielerlei Hinsicht bedeutsame Geschichte.
Vorgängerbau Steinhaus beim Stadtbrand 1689 zerstört
An der Stelle des heutigen Amtshauses befand sich seit dem Hochmittelalter das Steinhaus des kurpfälzisches Vogtes: ein steinerner Wohnturm, der auf dem Merian-Stich über Bretten von 1645 deutlich erkennbar ist. Ein Steingebäude war in der überwiegend in Fachwerkbauweise errichteten mittelalterlichen Stadt etwas derart Besonderes, dass die östlich an dem Gebäude verlaufende Gasse den Namen „Steinhaus-Gasse“ - heute „Steingasse“ - erhielt. Auch das Steinhaus fiel, mit Ausnahme der mächtigen Gewölbekeller, der Zerstörung der Stadt im Jahre 1689 zum Opfer.
Heutige Dimension erst seit 1888
Erst 1783/84 wurde mit dem Wiederaufbau dieses traditionellen kurpfälzischen Amtssitzes begonnen, der seine Funktion als „Amtshaus“ auch nach dem Übergang Brettens an Baden im Jahr 1803 beibehielt. Bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1936 hatte die Verwaltung des großherzoglich-badischen Bezirksamtes dort ihren Sitz. 1888 war eine Erweiterung des Amtshauses um Räume für das Amtsgericht erfolgt, erst seit diesem Zeitpunkt hatte das Gebäude seine heutige Dimension. Amtsgericht und Notariat haben in dem Gebäude nach wie vor ihren Sitz. Über lange Zeit hinweg war auch das staatliche Forstamt hier untergebracht. Ein Teil des Gewölbes ist inzwischen Spielstätte des bekannten „Gugg-e-mol-Kellertheaters“.
Jahrhunderte lang Zentrum der landesherrschaftlichen Macht
Jahrhunderte hindurch war im Amtshaus beziehungsweise seinem Vorgängerbau der oberste Vertreter des Landesherrn im Oberamt Bretten ansässig. Das Gebäude war das Zentrum der landesherrschaftlichen Macht in der Region, hier liefen alle Fäden der Verwaltung zusammen, hier wurden wichtige Entscheidungen über das Wohl und Wehe Brettens und der umliegenden Dörfer getroffen. Dies blieb auch in der badischen Zeit, bis zur Auflösung des badischen Bezirksamtes Bretten im Jahre 1936, so.
Während württembergischer Belagerung Abwehrzentrum
Zur Zeit der Belagerung Brettens durch Herzog Ulrich von Württemberg im Jahre 1504 spielte das Steinhaus eine herausragende Rolle. Es war damals Sitz des kurpfälzischen Vogtes Conrad von Sickingen und des „Stabes“ der Verteidiger Brettens. Hier liefen alle Fäden, die die Abwehr der Württemberger betrafen, zusammen. Zur Verpflegung der Stadtverteidiger befand sich beim oder im Steinhaus ein Proviantmagazin mit Garküche. Dazu heißt es in der Schwartzerdt-Chronik:
„Der hochlöbliche Pfalzgraf Philipp hatte die Stadt Bretten mit Geschützen, Pulver, Blei und Proviant versorgt. Im Steinhaus wurde eine Garküche eingerichtet. Dort konnte sich jeder seine Verpflegung holen. Damit gab es in Bretten keinen Mangel.“
Schmuckstück in der Brettener Altstadt
Beim alljährlichen Peter-und-Paul-Fest wird ebenso bewusst wie stilvoll an diese Geschehnisse erinnert. So baut die Landsknechtsgruppe Bretten 1504 e.V. seit rund drei Jahrzehnten im Hof des Amtshauses ihr prachtvoll ausstaffiertes Lager auf, und im Gärtchen unterhalb des Gebäudes lädt eine Garküche zum Verweilen und Speisen ein – fast so, wie zur Zeit der Belagerung. Als ein zentraler Schauplatz der Stadtgeschichte und als bauhistorisches Kleinod ist das Amtshaus eines der Schmuckstücke in der Brettener Altstadt. Dr. Peter Bahn
Fotos, wenn nicht anders ausgezeichnet: ch
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1250 Jahre Bretten.
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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