"Ein wahres Tiermärchen" von Klaus Haag / Tiere nicht sitzen lassen
Das Waldkätzchen vom Oberderdinger Horn

Das "wahre Tiermärchen" von Klaus Haag handelt von diesem kleinen Kätzchen, das im vergangenen Jahr am Derdinger Horn in Oberderdingen ausgesetzt und glücklicherweise zur kühlen und stürmischen Herbstzeit am Panoramaweg gefunden wurde. | Foto: Klaus Haag
  • Das "wahre Tiermärchen" von Klaus Haag handelt von diesem kleinen Kätzchen, das im vergangenen Jahr am Derdinger Horn in Oberderdingen ausgesetzt und glücklicherweise zur kühlen und stürmischen Herbstzeit am Panoramaweg gefunden wurde.
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Oberderdingen (kn) Nachdem Klaus Haag mit einem ausgesetzten, jungen Kätzchen am Derdinger Horn in Oberderdingen konfrontiert war, schrieb er "ein wahres Tiermärchen". Das Märchen berichtet von einem unglücklichen, jungen Kätzchen, das entlang des Panoramawegs am Derdinger Horn neben einem Futternapf gefunden wurde. Das traurige an dem Märchen sei, dass Tiere immer mal wieder am Horn ausgesetzt würden, so Haag. Das habe er in einem Gespräch mich einem Weingärtner erfahren.

Tiere nicht sitzen lassen

Auch Birgit Hornsby vom Kreis Privater Tierfreunde Bretten bestätigt, dass sie immer mal wieder mit ausgesetzten Tieren zu tun hat. Wer, wie in diesem Fall, ein Kätzchen finde, solle es nicht sitzen lassen, sondern zur Not mit nach Hause nehmen, bis geklärt sei, was mit dem Tier passiere. Ebenfalls könne man sich bei Tierarzt, Tierheim oder dem Kreis Privater Tierfreunde Bretten melden. Bei letzteren sei die Kapazität jedoch gering, da derzeit nur wenige Pflegestellen zur Verfügung stünden. Diese und die dazugehörigen Menschen würden stets gesucht. Ein Tier einfach auszusetzen sei jedoch das "allerschlimmste", so Hornsby. Daher sollte man sich immer an den Tierschutz wenden. Da sich der Fund des kleinen Kätzchens jährte, stellte Haag sein Märchen in der Redaktion der Brettener Woche/kraichgau.news vor.

"Das Waldkätzchen vom Oberderdinger Horn"

Letztes Jahr im Herbst – der Wald, die Weinberge, ja die ganze Natur zeigten sich in den schönsten Herbstfarben. Die Sonne und die Farbenpracht der Natur lockten hinaus ins Freie und zu einem Spaziergang. Auch der Heidelberger Jura-Studenten Nico, der zu Hause den ganzen Tag über den Büchern gebüffelt hatte, wollte am Spätnachmittag noch ein wenig auf dem Panoramaweg am Oberderdinger Horn entspannen.

Die Herbstsonne strahlte und der Spaziergang über dem Bernhardsweiher Tal war ein Genuss.
Doch plötzlich vernahm Nico ein Rascheln und ein leises, klagendes „Miau“ am Waldrand. Gibt es das? Unter einem gefällten Baumstamm schaute ein kleines Tigerkätzchen hervor. Das Kätzchen war mutterseelenallein, nur unter dem Baumstamm stand ein leeres Plastikschälchen, in welchem sich wohl einst Futter befunden hatte - kein Zweifel, das Kätzchen war dort oben von Menschen ausgesetzt und allein gelassen! Das kann doch nicht wahr sein – die Nächte waren regnerisch, windig und schon sehr kalt. Nicos Entschluss stand fest: hier muss etwas geschehen!

Einfangen ließ sich das verschreckte Tierchen nicht. Es lief immer wieder weg. Mit seinem Smartphone machte Nico daher Fotos und informierte seine Familie, vor allem seinen Onkel Willi und seine Tante Petra von denen er wusste, dass diese große Katzenfreunde sind. Ein Anruf bei dem im Tal liegenden Bauernhof ergab außerdem, dass dort kein Katzenbaby als Ausreißer vermisst wurde. In der folgenden kalten, regnerischen und strürmischen Nacht machten sich alle viele Gedanken um das kleine, einsame Katzenkind im Wald.

Am nächsten Morgen machten sich Willi, Petra und Nico dann nochmals auf den Weg zum Horn, um zu sehen, ob der Winzling noch immer am Waldrand war. Und: tatsächlich! Den erfahrenen Katzenhaltern gelang es, das kleine Tier anzulocken und einzufangen. Gut geschützt in eine wärmende Jacke gewickelt wurde das Tierchen von seinem unfreiwilligen Wohnplatz abtransportiert.

Der erste Weg führte zu Futter- und Wassernapf, dann ging es sofort zum Tierarzt, wo das Katzenkind gründlich untersucht und auch geimpft wurde. Das Tigerchen, ein Katzen-Mädchen, wurde auf ein Alter von circa drei Monaten geschätzt, und laut Tierarzt wäre eine weitere Nacht mitten zwischen Weinbergen und Wald, ohne Schutz und Futter, für das Tierchen fatal gewesen.

Und nun? Die kleine Lilo - wie der Findling inzwischen hieß – brauchte ein neues Zuhause.
Bei Willi und Petra wohnte allerdings schon Katze Emmi und die war ganz und gar nicht erfreut über den winzigen Familienzuwachs, von dem alle so entzückt waren. Eine befreundete Familie bot sich daher an, den Findling aufzunehmen. Drei Kinder und ein Hund freuten sich schon auf den Ersatz der erst kürzlich verstorbenen Familienkatze. Also fand Lilo dort ein neues Zuhause. Allerdings: Der Hund, der sich mit der Vorgängerkatze so gut vertragen hatte, war mit der neuen Hausgenossin nun überhaupt nicht mehr einverstanden! Das wurde nichts!

Also zurück mit dem Kätzchen zu Willi, Petra und Emmi. Doch Emmi wehrte sich noch immer heftigst gegen den Neuzuzug. Schrecklich fauchen und Haare aufstellen musste man angesichts von Lilo!
Auch das ging also nicht gut. Was tun? Zunächst bezog das Kätzchen vom Oberderdinger Horn die leer stehende Dachgeschosswohnung, in welcher es ungestört von der eifersüchtigen Emmi fressen, schlafen, spielen, toben und viele, viele Streicheleinheiten von den Besuchern aus der Familie bekommen konnte. Lilo hatte die Herzen aller im Sturm erobert! Doch auch das konnte nur eine Übergangslösung sein. Lilo brauchte ein „eigenes und gutes“ Zuhause – das hatte sie einfach verdient!

Petra, Büroangestellte in einem Stuttgarter Betrieb, fragte daher bei Kollegen nach, zeigte Fotos und berichtete von Lilos Geschichte. Und tatsächlich: eine Kollegin, die wenige Tage vor dem Ruhestand stand, zeigte Interesse. Also wurde das Katzenkind am nächsten Tag in Emmis Transportbox nach Stuttgart spediert, zur „Katzenübergabe“. Lilo war sofort der Liebling aller und zwischen ihr und ihrer neuen Besitzerin war es „Liebe auf den ersten Blick“. So gingen Lilo und ihr neuer Mensch gemeinsam in den Ruhestand – die Odyssee des ausgesetzten Derdinger Kätzchens hatte ein glückliches Ende gefunden.

Heute, ein Jahr später, sieht man Lilo in ihrem neuen, liebevollen Zuhause, einem schönen Anwesen mit Haus und Garten in bester Stuttgarter Halbhöhenlage gesund, munter und voller Lebensfreude.
Die schrecklichen Träume vom Oberderdinger Horn sind Vergangenheit und Lilo genießt ihr neues Leben als "Kaiserin von Gablenberg".

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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