Lesertelefon am 13. Februar
Experten informierten zu Fördermitteln und CO2-Preisentwicklung
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- Heizungstausch geplant? Die Experten informierten.
- Foto: TNC Production GmbH/Sascha Linke
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Während der größte Teil der Neubauten in Deutschland mit Wärmepumpen beheizt wird, ist bei bestehenden Gebäuden noch viel Luft nach oben. Eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung für die Wärmepumpe spielen staatliche Förderprogramme. Aktuell werden bis zu 70 Prozent der Investitionskosten durch Zuschüsse abgedeckt, doch wie es mit der Förderung nach der Bundestagswahl weitergeht, ist ungewiss. Wie und wie lange man sich Fördermittel jetzt noch sichern kann, welche Rolle der zukünftige CO2-Preis bei der Entscheidung spielt und welche Voraussetzungen ein Gebäude für den Heizungstausch erfüllen sollte, dazu informierten Expertinnen und Experten des Bundesverbands Wärmepumpe am Lesertelefon. Hier wichtige Fragen und Antworten zum Nachlesen:
Mit welchen Kosten muss ich für den Heizungstausch mit einer Wärmepumpe rechnen – und wie viel wird davon gefördert?
Katja Weinhold: Die Kosten hängen von den Ausgangsbedingungen des Gebäudes ab. Am geringsten sind sie, wenn sich im Gebäude niedrige Vorlauftemperaturen ohne weitere Maßnahmen realisieren lassen und nur der Wärmeerzeuger getauscht werden muss. Tendenziell höher sind sie bei zusätzlichen Maßnahmen, um das Gebäude an die Wirkweise einer Wärmepumpe anzupassen, zum Beispiel dem Austausch von einzelnen Heizkörpern. Meist belaufen sich die Kosten für den Einbau einer Wärmepumpen-Anlage auf 30.000 bis 40.000 Euro. Der Staat fördert die Investition mit einem Zuschuss von 30 bis maximal 70 Prozent, je nach Rahmenbedingungen und Einkommen – und gedeckelt auf Investitionskosten von 30.000 Euro. Insgesamt können Sie also mit einer maximalen Förderung von 9.000 bis 21.000 Euro rechnen.
Welche Bedingungen gelten für die Förderung?
Peter Kuscher: Die der KfW-Förderung von Wärmepumpen im Rahmen der „Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen“, kurz BEG-EM. Zunächst einmal ist die Förderung auf die Installation von Wärmepumpen in Bestandsgebäuden beschränkt, wobei die Anlagen spezifische Energieeffizienzstandards erfüllen müssen. Welche Anlagen förderfähig sind, ist in einer regelmäßig aktualisierten Liste aufgeführt. Zudem sind Nachweise wie die Berechnung der Jahresarbeitszahl, die mindestens 3,0 betragen muss, sowie entsprechende technische Zertifikate erforderlich. Ein hydraulischer Abgleich der Heizanlage ist verpflichtend, und es werden ausschließlich Ausgaben für neue Anlagen oder Komponenten gefördert. Notwendige Umfeldmaßnahmen, wie beispielsweise die Dämmung von Leitungen, sind übrigens ebenfalls förderfähig.
Wie beantrage ich die Förderung?
Peter Kuscher: Die Fördervoraussetzungen sehen vor, dass Maßnahmen vor Beginn des Projekts beantragt werden müssen. Daher verständigen Sie sich zunächst mit Ihrem Fachpartner auf einen Vertrag unter aufhebender oder aufschiebender Bedingung – das heißt, der Vertrag tritt nur in Kraft, wenn Sie die Förderzusage der KfW erhalten. Bevor Sie ihren Antrag bei der KfW stellen, erstellt der Fachpartner die sogenannte Bestätigung zum Antrag (BzA). Diese enthält Details zu Ihrem Gebäude und zur geplanten Heizungsanlage. In Ihrem eigentlichen Antrag im Online-Portal „Meine KfW“ geben Sie dann nur noch Daten zu sich selbst sowie zu Ihrem Einkommen an, falls Sie den Einkommensbonus beantragen möchten.
Ist der Fördertopf irgendwann leer? Wie lange ist die Förderung noch sicher?
Katja Weinhold: Werden keine anderslautenden politischen Entscheidungen getroffen, gilt die Förderrichtlinie der BEG-EM bis zum 31. Dezember 2030. Selbst wenn eine neue Bundesregierung Änderungen in der Förderung umsetzen wollte, ginge dies nicht von heute auf morgen. Hinzu kommt, dass zum Beispiel die CDU/CSU in Ihrem Wahlprogramm eine „verlässliche Förderung” im Gebäudebereich hervorhebt. Bis zu einer neuen Regierungsbildung bleibt die alte Bundesregierung geschäftsführend im Amt und hat die Absicht bekräftigt, die Förderung so lange auch zur Verfügung zu stellen. Nach einem Rundschreiben des amtierenden Finanzministers Jörg Kukies darf sie dafür trotz vorläufiger Haushaltsführung auch das volle Budget für die Zuschussförderung im Gebäudebereich ausschöpfen, auf das sich die Ampel-Koalition verständigt hatte – etwas mehr als 5 Milliarden Euro.
Wie gehe ich den Heizungstausch konkret an?
Joel Grieshaber: Gemeinsam mit einer Energieberaterin/einem Energieberater oder einer Heizungsbaufirma sollten Sie zunächst die Sanierungsmöglichkeiten sondieren. Für diesen Termin sollten sämtliche Unterlagen zum Gebäude sowie Energieverbrauchsabrechnungen vorliegen. Steht der Sanierungsumfang fest, können Sie ein Angebot über die gewünschte Leistung anfordern. Holen Sie ruhig ein zweites Angebot zum Vergleich ein. Haben Sie sich für einen Anbieter entschieden, kann der Auftrag erteilt und die Förderung beantragt werden. Nach Umsetzung der Sanierungsmaßnahme erfolgt die Bestätigung an den Fördermittelgeber und es folgt die Ausschüttung der Fördersumme.
CO2-Preis:
Sind Wärmepumpen vollständig von der CO2-Bepreisung ausgenommen?
Felix Uthoff: Das ist richtig. Da Wärmepumpen keine fossilen Brennstoffe direkt verbrennen, sind sie vom nationalen Emissionshandelssystem (nEHS) ausgenommen und werden nicht mit CO2-Kosten belastet. Doch Wärmepumpen verbrauchen auch Strom, der über den Europäischen Emissionshandel für Strom (ETS-1) bereits an einem Emissionshandelssystem teilnimmt. Allerdings ist der Stromsektor in Deutschland bereits zu mehr als der Hälfte fossilfrei, weswegen hier nicht von einer signifikanten Steigerung auszugehen ist.
Wie wird sich der CO2-Preis voraussichtlich entwickeln?
Peter Kuscher: Aktuell gilt für Erdgas und Erdöl über den Bundesemissionshandel ein Preis von 55 Euro pro Tonne CO2-Äquivalente. Sobald das System auf einen europäischen CO2-Preis umgestellt wird, der auf dem freien Markt gehandelt wird, werden die Kosten ansteigen. Die Studienlage weist dabei je nach Modell relativ große Differenzen aus. Nach übereinstimmenden Berechnungen großer Institute wird der Preis bis 2030 auf etwa 100 bis 120 Euro pro Tonne ansteigen, Anfang der 2040er Jahre dann bis zu etwa 200 bis 300 Euro pro Tonne. Das entspricht einem Anstieg von etwa 250 bis 450 Prozent gegenüber dem heutigen Preisniveau. Ohne einen Plan für das schrittweise Ende der fossilen Energien in den eigenen vier Wänden könnte es also unangenehm teuer werden.
Wann rechnen sich die Mehrkosten für eine Wärmepumpe?
Felix Uthoff: In der Regel amortisieren sich die Investitionskosten einer Wärmepumpe über die Einsparungen bei den Heizkosten innerhalb weniger Jahre. Zusätzlich wird die Wirtschaftlichkeit durch steigende Energiepreise für fossile Brennstoffe, die Steigerung der CO2-Preise und nicht zuletzt durch unterschiedliche Förderungen kontinuierlich verbessert. Wenn man die maximale Förderung erhält und gleichzeitig die Temperatur des Systems senken kann, entstehen kaum Mehrkosten und die Anlagen rechnen sich sofort.
Bauliche Voraussetzungen:
Wann eignet sich ein Altbau für die Beheizung mittels Wärmepumpe?
Joel Grieshaber: Fast jeder Altbau kann mit einer Wärmepumpe beheizt werden. Ist ein Altbau in einem schlechten Zustand lohnt es sich, Sanierungsmaßnahmen zu ergreifen, die jedoch auch bei einer Öl- oder Gasheizung erforderlich wären. Wichtig für die Wärmepumpe sind relativ große Heizflächen. Es sollte möglich sein, die Heizflächen mit einer maximalen Vorlauftemperatur von 50 bis 55°C zu betreiben. Häufig reicht es aus, einzelne Heizkörper zu ersetzen, zum Beispiel im Wohnzimmer oder dem Bad, um die Systemtemperaturen reduzieren zu können. Eine angemessene Vorlauftemperatur ist die Grundvoraussetzung für einen effizienten Wärmebetrieb mit niedrigen Energiekosten.
Welche Art der Wärmepumpe ist für Bestandsimmobilien geeignet?
Harald Fonfara: Eine pauschale Antwort ist in dieser Frage nicht möglich. Bei der Beurteilung kommt es auf die Bauweise der Immobilie, ihren Standort und ihren Sanierungszustand an. Die gute Nachricht: In fast allen Fällen ist eine der Wärmepumpen Arten - Luft-Wasser, Sole-Wasser und bei verfügbarem Grundwasser auch Wasser-Wasser - geeignet.
Muss ich energetisch sanieren, bevor ich eine Wärmepumpe einbauen lasse?
Felix Uthoff: Ältere Bauten, die energetisch nicht auf dem neuesten Stand sind, verbrauchen für das Heizen viel Energie, doch das gilt unabhängig davon, welches Heizsystem betrieben wird. Bevor Sie eine Wärmepumpe in einem solchen Gebäude installieren, ist eine energetische Sanierung empfehlenswert, aber keine zwingende Voraussetzung. Rationaler und verantwortungsbewusster Umgang mit Energie schließt neben der energetischen Sanierung auch Maßnahmen wie den hydraulischen Abgleich und die Vergrößerung der Heizflächen, etwa durch größere Heizkörper vom Typ 33, ein. Diese Schritte senken die Vorlauftemperatur, steigern die Effizienz der Wärmepumpe, reduzieren Verluste und sind Maßnahmen, die unabhängig vom eingesetzten Energieträger Vorteile bringen. Ziel sollte eine Vorlauftemperatur von 55 Grad Celsius sein. Wenn sie Ihr System bereits mit 55 Grad Vorlauftemperatur betreiben, ist ihr Gebäude absolut geeignet für eine Wärmepumpe.
Meine alte Heizung funktioniert noch. Warum sollte ich jetzt tauschen?
Harald Fonfara: Je nach Art der Anlage ist bei Heizungen nach 20 Jahren zunehmend mit Störungen zu rechnen. Viele Heizungen in Deutschland werden wegen technischer Defekte in den kommenden Jahren ohnehin auszutauschen sein. Der Zeitpunkt dafür ist derzeit günstig, denn einerseits werden Wärmepumpen aktuell gut gefördert, andererseits wird das Heizen mit Öl oder Gas über den CO2-Preis in den nächsten Jahren sukzessive teurer. Allerdings ist es mit dem Tausch des Wärmeerzeugers allein oftmals nicht getan – in vielen Fällen sind zusätzliche Arbeiten erforderlich. Entscheidend ist immer das Gesamtbild unter Berücksichtigung der Preisentwicklung der kommenden Jahre. Um darüber Klarheit zu bekommen, empfiehlt es sich, zum Beispiel einen Energieberater/eine Energieberaterin hinzuzuziehen.
Der Bundesverband Wärmepumpe informiert auf seinen Internetseiten www.waermepumpe.de und www.warmwerden.info zu allen Fragen rund ums Thema Heizungstausch. Die Verbraucherzentralen informieren zum Thema Heizen, Warmwasser und energetische Sanierung unter www.verbraucherzentrale.de.
Die Expertinnen und Experten in der Sprechzeit waren:
- Dipl.-Ing. Harald Fonfara (freier Berater)
- Joel Grieshaber (BWP)
- Peter Kuscher (BWP)
- Felix Uthoff (BWP)
- Katja Weinhold (BWP)
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Autor:Kraichgau News Ratgeber aus Bretten |
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