Neiguggt in Büchig: Die unvergessene Kastanie 

So kannten und liebten ihn viele: Um den einstigen Kastanienbaum auf der Verkehrsinsel vor Büchig ranken sich viele private Erinnerungen. | Foto: Hubert Uhländer
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  • So kannten und liebten ihn viele: Um den einstigen Kastanienbaum auf der Verkehrsinsel vor Büchig ranken sich viele private Erinnerungen.
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Erinnerungsbuch soll private Geschichten versammeln

Büchig (ch) Sie war markantes Wegzeichen, Litfasssäule und zugleich Hüterin manch eines in ihren Stamm geritzten Liebesschwures. Vor allem aber war sie für viele Büchiger eine Herzensangelegenheit. Um die 100 Jahre stand die alte Kastanie an der Abzweigung der Hügellandstraße von der Straße nach Oberacker. Wer von Bretten nach Büchig unterwegs war, musste an ihr vorbei. Bis zu jenem Tag im Jahr 2016, als sie gefällt wurde.

Pilzkrankheit trocknete den Baum aus

2010 hatte man eine Pilzkrankheit entdeckt, ein Rettungsversuch durch Rückschnitt brachte nicht die erhoffte Gesundung. Der Baum trocknete aus, abgestorbene Äste drohten auf die Fahrbahn zu stürzen – eine Gefahr für die Verkehrssicherheit. Bestürzung und Anteilnahme machten sich breit. Neben dem Baumstumpf auf der verwaisten Verkehrsinsel häuften sich Trauerbekundungen und Schilder wie: „Ohne dich ist alles nichts“. Schnell machte das Gerücht die Runde, der Baum sei gar nicht krank gewesen, weil die Schnittstelle noch gut aussah. Für Ortsvorsteher Uve Vollers war das der Beginn des Kastanienbaum-Mythos. „Nur wenige Zentimeter oberhalb der Schnittstelle war das Holz schon ganz weich“, betont er.

Skulptur aus dem Stamm

Das lasse sich heute noch an der vom Neibsheimer Kettensägenkünstler Christoph Gerweck aus dem Stamm geschaffenen Skulptur in der Bürgerwaldhalle nachweisen. Auch deren hölzerne Baumkrone zerbrösele fast zwischen den Fingern. Die Forderung, auf der Verkehrsinsel erneut einen Kastanienbaum zu pflanzen, wurde abgelehnt. Ein neuer Baum verbiete sich schon aus verkehrsrechtlichen Bedenken gegen starre Hindernisse auf außerörtlichen Verkehrsinseln, sagt Vollers. Wegen im Boden noch vermuteter schädlicher Pilzsporen sei eine Neupflanzung an dieser Stelle zudem „nicht sinnvoll“. Trotzdem wollte man der allgemeinen Betroffenheit Rechnung tragen. Die aus dem Ortschaftsrat angeregte Skulptur schuf der Künstler zum Selbstkostenpreis, die Vitrine wurde gesponsert.

Ortsverwaltung sammelt Geschichten zur Kastanie

Doch der Ortsvorsteher wollte noch mehr: „Wenn an dem Baum so viele Erinnerungen hängen, dann legen wir ein Büchiger Kastanienbuch auf“, so seine Idee. Ein Aufruf, persönliche Geschichten rund um den Baum einzusenden, fand jedoch geringe Resonanz. Nur zwei Geschichten fanden den Weg auf Vollers Schreibtisch, zu wenig für ein Buch. Aber der Ortsvorsteher gibt noch nicht auf: „Wir sind gerne bereit, weitere Geschichten aufzunehmen“, lautet sein Angebot an mögliche Nachzügler. Wer eine Geschichte kennt, kann sie in der Ortsverwaltung abgeben oder per E-Mail einsenden an: Ortsverwaltung.Buechig@bretten.de 

Fotos: Hubert Uhländer (4), Chris Heinemann (1)

Hier gibt es auch noch ein Gedicht zum Kastanienbaumvom Büchiger Alfred Hagmann.

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Neiguggt in Büchig

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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