Proben mal anders
Online Chorprobe - Gesangverein Frohsinn Büchig

Donnerstagabend, 19:40 Uhr.

Die ersten Sängerinnen und Sänger finden sich im virtuellen
Chorprobenraum ein. Und dann wird zuerst einmal eines:
der neuste Klatsch und Tratsch der vergangenen Woche
ausgetauscht. Dass dabei das eine oder andere Mikrofon
zu pfeifen beginnt, manch ein Sänger verzweifelt fragt, warum
er jetzt niemanden sieht, und man hin und wieder jemanden
im Hintergrund über die Technik fluchen hört, stört niemanden.
Nein, es verleiht dem Einstieg in die Chorprobe seinen ganz
besonderen Charme. Und die Freude einander gesund und
munter zu sehen, übertönt alle kleineren technischen „Problemchen“.
Bis zum Start der Chorprobe um 20:00 Uhr haben sich dann auch
alle Sängerinnen und Sänger eingefunden und die Kameras sind
größtenteils gut positioniert - der technischen Unterstützung einiger
Kinder und Enkel sei Dank!

Dann wird es plötzlich still in der Runde: Chorleiter Johannes Antoni
schaltet mit einem Klick alle Mikrofone seiner Sänger auf stumm
und übernimmt das Wort. „Manchmal wäre es schön, wenn man
auch in einer normalen Chorprobe die Sänger mit einem Klick zur
Ruhe bringen könnte“, scherzt der 24-jährige Musikstudent. Erst vor
kurzem hat er gemeinsam mit seiner Schwester Carolin die Leitung
des Gesangverein Frohsinn Büchig übernommen. Schließlich geht
die Probe los: Zuerst wird sich gemeinsam eingesungen. Nach einem
langen Tag im Home-Office tut in bisschen Gymnastik jedem gut. Und
endlich reicht auch einmal der Platz, damit sich jeder ausgiebig
strecken kann, ohne dem Nachbarn die Hand ins Gesicht zu schlagen.
Zu den Erwachsenen schleicht sich auch das eine oder andere Kind
ein und hüpft mit den Eltern fleißig vor der Kamera mit. Danach
geht es ans Proben neuer Stücke. Der Chorleiter singt vor – die
Sängerinnen und Sänger singen nach. „Natürlich kann eine virtuelle
Chorprobe keine normale Probe ersetzen, bei der man einander direkt
sieht und hört – dennoch kann man auch auf diese Art und Weise
einiges erreichen.“ Durch die Zeitverzögerung der unterschiedlichen
Internet-Übertragungen ist es leider nicht möglich, dass die Sängerinnen
und Sänger sich einander hören, wenn sie gemeinsam singen. Die Sänger
hören deshalb nur den Dirigenten. Dies hat aber den Vorteil, dass jeder
der Singenden auf sich alleine gestellt ist und der stützende „Singnachbar“
weg fällt: da zeigt sich doch noch einmal ganz nüchtern betrachtet, wie
jeder seine Melodie und seinen Notentext beherrscht.

In einer kurzen 5-Minuten-Pause greift dann der eine oder andere Sänger
zum Bier, die Frauen hingegen zum Likör. „Das lasse ich auch nur jetzt bei
den Online-Chorproben durchgehen. Sobald wir uns wieder in unserem
Probenraum sehen, wird wieder auf Wasser umgestellt“, scherzt Chorleiter
Johannes Antoni. Die Sänger brechen in schallendes Gelächter aus – zumindest
sieht es so aus – denn hören kann man aufgrund der ausgeschalteten Mikrofone
niemanden.

Nach der Pause übernimmt Carolin Antoni die Probe: Vom Klavier
aus werden die neu einstudierten Lieder der letzten Woche wiederholt.
Mit dem Daumen können die Sängerinnen und Sänger klar machen, wie gut sie
das Stück schon können oder ob eine Wiederholung einzelner Stellen nötig ist.

Gegen 21:30 Uhr werden schließlich noch einmal alle Mikrofone
angeschaltet und man verabschiedet sich herzlich. Es ist inzwischen
die vierte Online-Chorprobe des Gesangverein Büchig. Zuerst war die
Chorprobe über das Internet nur ein einmaliges Experiment, dem
alle sehr kritisch gegenüberstanden. Doch nach der ersten Probe
zeigte sich durchweg Begeisterung. Das Feedback der SängerInnen des
Gesangverein Büchig hat das Dirigenten-Duo schließlich bewegt, regelmäßig
online zu arbeiten. „Wir wurden überschüttet mit positiven Rückmeldungen
und so viel Dankbarkeit für unsere erste gemeinsame Online-Chorprobe.“
Für viele seien die 1,5 Stunden sogar zum Highlight der Woche geworden.
Inzwischen haben auch viele fremde Sängerinnen und Sänger zu den
Online-Chorproben gefunden. Dem Chor ist es ein Anliegen in diesen
besonderen Zeiten die Türen für jeden zu öffnen und alle einzuladen, mit
ihnen 1,5 Stunden in der Woche vom teils schwierigen Alltag abzuschalten.
„Viele Menschen verbringen ihre Abende alleine, weil der abendliche Besuch
des Sportvereins oder des Chores wegfällt. Deshalb darf jeder der möchte, ganz
unverbindlich bei einer Online-Chorprobe vorbeischauen und mitsingen oder
auch nur zuhören. Nur keine Scheu: Auch wenn man mal einen Ton
daneben singt – kein Problem, es hört ja keiner… “

Informationen dazu bietet der Gesangverein Frohsinn Büchig auf seiner Homepage
und Facebook-Seite (> www.gesangverein-buechig.de).

Autor:

Holger Schenkel aus Bretten

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