Gründung einer Bürgergenossenschaft geplant
"Vieles selbst in die Hand nehmen"

Der Brettener Rainer Dosch will eine Bürgergenossenschaft zur Wiederbelebung der Altstadt gründen. | Foto: hk
  • Der Brettener Rainer Dosch will eine Bürgergenossenschaft zur Wiederbelebung der Altstadt gründen.
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Bretten (hk) „Was ist ein Peter-und-Paul-Fest ohne die dementsprechende Kulisse?“, will Rainer Dosch wissen. Mit dieser Frage wolle er gleichzeitig zum Ausdruck bringen, dass es in Bretten einen einzigartigen Schatz von historischen Gebäuden gibt, den es unbedingt zu erhalten gilt. Gleichzeitig werde das Stadtbild durch einen Leerstand geprägt. Deshalb will der Brettener eine Bürgergenossenschaft gründen, um historisch wertvolle und leerstehende Objekte in der Altstadt wieder mit Leben zu füllen, gemäß dem Credo: "Was einer nicht kann, das schaffen viele." Er sucht nach Mitstreitern, weil ein solches Vorhaben nicht mit einem losen Zusammenschluss zu schultern wäre. „Ich befürchte, dass immer mehr abgerissen wird“, begründet Dosch seine persönliche Motivation und ergänzt im gleichen Atemzug: „Ich möchte mich mit diesem Vorhaben nicht gegen die Stadtverwaltung stellen, sondern sehe es als Ergänzung.“ Man könne ja nicht alles der Stadt zumuten. „Wenn sich bei historischen Gebäuden keine Investoren finden, dann sind sie weg“, sagt Dosch. Und wenn es dann doch Investoren gibt, wie etwa beim Böckle-Haus, hätten die Brettener Bürger kein Mitspracherecht. „Was der Investor macht, ist schließlich seine Sache“, stellt er klar.
Aber genau darum gehe es ihm: Die Bürger selbst sollen die Erhaltung und Revitalisierung der Altstadt mit der Bürgergenossenschaft als starkes Werkzeug selbst in die Hand nehmen.

Jeder Genosse hat ein Stimmrecht

Dosch selbst ist nach eigenen Angaben seit über 40 Jahren Mitglied in einer Genossenschaft, ergänzend dazu ist er zweiter Vorsitzender der Initiative Altstadtrettung Bretten sowie Beisitzer im Verein Haus & Grund Bretten. „Daher war es – aufgrund dieser Erfahrungen – eigentlich naheliegend, dass diese Idee entstanden ist“, sagt er mit einem Lachen. Auf der Suche nach bereits existierenden Bürgergenossenschaften, die die Altstadt im Fokus haben, sei er schließlich auf die Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt eG gestoßen. Dort wurde die Organisationsform der Genossenschaft gewählt, weil „einerseits durch den Erwerb von Anteilen ein Grundstock an Kapital für den Kauf einer Immobilie gebildet wurde, andererseits die Anteilseigner durch das Miteigentum eine persönliche, innere Bindung zum Gebäude aufbauen konnten“, heißt es dazu auf der Seite der Mündener Altstadt eG. „Und weil jeder Genosse Miteigentümer ist, bekommt er natürlich ein Mitspracherecht“, bringt es Dosch auf den Punkt. Jedes Mitglied habe demnach als Anteilseigner von dem Objekt, egal ob als Eigner eines Anteils oder von mehreren, exakt ein Stimmrecht.

Ideen und Muskelkraft werden benötigt

Den Gründungsgedanken knüpft Dosch auch schon an ein konkretes Objekt: Die beiden Häuser sowie die Scheune in der Oberen Kirchgasse. Dort hatte der ursprünglich geplante Abriss der 1738 erbauten Scheune für Diskussionen gesorgt (wir berichteten). Für die Gründung einer Bürgergenossenschaft benötige Dosch Mitstreiter, die „es auch für notwendig erachten, dass eine Bürgergenossenschaft gegründet wird und die bereit sind, vieles selbst in die Hand zu nehmen.“ Denn ähnlich wie in Münden soll das erworbene Objekt weitgehend durch das ehrenamtliche Engagement der Bürgergenossen saniert werden. „Jeder – egal, ob Privatpersonen, Firmen, Handwerker, Bildungsstätten – kann mitmachen. Wir brauchen auf jeden Fall auch Leute, die Ideen einbringen“, so Dosch, zum Beispiel Fachwissen zu Fach- und Handwerk. Aber auch Muskelkraft und Sachspenden werden benötigt. Wer die Idee von Rainer Dosch unterstützen möchte, oder vielleicht auch selbst eine Bürgergenossenschaft gründen würde, kann sich per E-Mail an bg-bretten@t-online.de mit ihm in Verbindung setzen.

"Gezielt von Initiative trennen"

Die Initiative Altstadtrettung Bretten, deren Vorsitzender Matthias Goll ist, stehe hinter seiner Idee, bekräftigt Dosch. „Wir waren uns ganz klar einig, dass man so etwas ganz gezielt von der Initiative trennen muss, weil das finanziell betrachtet ein ganz anderes Thema ist“, stellt er klar. Das sehe man auch an dem Beispiel in Münden: Dort gab es zunächst einen Förderverein, und danach eine Genossenschaft. Passend dazu berät der Brettener Gemeinderat in seiner Sitzung am nächsten Dienstag über die Erarbeitung einer Erhaltungssatzung für die Altstadt.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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