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„Das System kann nicht bleiben“
Winzer David Klenert begegnet den Klimaextremen mit neuem Reberziehungssystem

Bildunterschrift: Winzer David Klenert zeigt die unterschiedliche Struktur der Trauben der beiden Systeme. | Foto: Foto: Weingut Klenert
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Kraichtal (psp) David Klenert ist zufrieden. Trotz der anhaltend hohen Temperaturen dieses Sommers sei „die Menge endlich mal wieder toll“. Zum einen, weil „Hitze für Reben immer besser ist als Nässe“. Zum anderen, weil sein System der Reberziehung sich einmal mehr bei außergewöhnlichen Klimabedingungen bewährt hat. „Letztes Jahr war ein sehr nasses Jahr und es hat funktioniert. Dieses Jahr mit der extremen Trockenheit funktioniert es auch“. Wovon er spricht, ist in einem Weinberg zwischen Oberacker und Gochsheim deutlich zu sehen. Dort auf dem Lößboden gedeiht Scheurebe, die als „Klenert S“ in die Flasche kommt.

Unterschiede auf den zweiten Blick sichtbar

Der 33-jährige Bio-Winzer aus Kraichtal-Münzesheim steht zwischen zwei Rebreihen und erläutert den Unterschied, der auf den ersten und den zweiten Blick sichtbar ist: Die Trauben hängen unterschiedlich hoch, die Weintrauben oder Traubenhenkel sind unterschiedlich kompakt. Die eine Reihe ist konventionell, wie seit den 1960er Jahren üblich, bearbeitet, die Blätter wurden schon kurz nach der Blüte geschnitten, die Beeren sind groß und hängen dicht an dicht am Stiel. Gegenüber wurde nach dem neuen System verfahren, über das eine Infotafel am Wegesrand informiert.

Natürliche Wuchsform der Rebe wird beachtet

Demnach werde bei dem hier angewendeten Reberziehungssystem die „natürliche Wuchsform einer Rebe“ beachtet, die als Lianengewächs hängend wachse. Es bildet sich ein Blätterdach aus, das erst kurz vor der Ernte geschnitten wird und so die Trauben vor Sonne oder Hagel schützt. Auch die Rebgasse wird besser beschattet und die Erde trocknet selbst bei großer Hitze nicht so schnell aus. So können sich die Blühpflanzen besser halten und höher wachsen, da die Reben weiter weg vom Boden sitzen, wodurch mehr Tiere und Nützlinge angezogen werden. Die stärkere Durchlüftung beugt Pilzbefall vor. Die Traubenstruktur ist ebenfalls luftiger, die Beeren kleiner, sodass sie sich nicht gegenseitig drücken, was eine geringere Anfälligkeit gegen Schadpilze und Fäulnis bedeutet auch dann, wenn der viele Regen im September die Trauben aufquellen lässt. So können die „hocherzogenen“ Reben länger am Stock bleiben und die warmen Tages- und kühleren Nachttemperaturen für mehr Aromabildung nutzen. Unterm Strich also ein System, das robustere und vor allem an das veränderte Klima angepasste Reben hervorbringt.

Experimentieren, Lernen und Anpassen

Für David Klenert ist klar, er wird jetzt nach erfolgreichem Experimentieren, Lernen und Anpassen seine gesamten Anlagen mit 20 Hektar Rebland, die ausschließlich nach ökologischen Prinzipien bewirtschaftet werden, Stück für Stück auf dieses System umstellen. Denn: „Wenn sich die Bedingungen ändern, kann das System nicht bleiben.“ Auch wenn im Sommer seine Rebreihen wegen des üppigen Blätterdaches nicht mehr so ordentlich und akkurat, sondern eher nach Wildwuchs aussehen. Aber am Ende „muss man schauen, was die Weine sprechen“. Und die aus seinem Keller wurden bereits mehrfach ausgezeichnet.

Mehr finden Sie auf unserer Themenseite Weingüter der Region.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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