Brettener Ergotherapeutin Rosa Linda Scheep und Heilmittelverbände schlagen Alarm
Am Ende leiden die Patienten

Rosa Linda Scheep sieht sich derzeit mit vielen Absagen von Patienten konfrontiert. archiv/ch
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  • hochgeladen von Christian Schweizer

Bretten (swiz) Die Folgen der Corona-Krise sind vielfältig, kaum eine Branche, ein Wirtschaftszweig, der derzeit von den Folgen verschont bleibt. Hart getroffen hat es auch die Mitglieder der Heilmittelverbände, zu denen unter anderem Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden und Podologen gehören. Unter ihnen "wächst in diesen Tagen allerorten die Verzweiflung", heißt es in einem Offenen Brief, den der Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) jüngst veröffentlicht hat.

"Wir können die Praxis nicht einfach schließen"

Dieser Verzweiflung kann sich leider auch Rosa Linda Scheep, Ergotherapeuthin mit eigener Praxis im Brettener Kraichgau Center, anschließen. "Bei uns in der Praxis verwalte ich momentan nur die Absagen", erzählt Scheep im Gespräch mit der Brettener Woche. Sie könne diese Absagen natürlich verstehen, denn viele ihrer Patienten gehörten zu den momentanen Risikogruppen in der Corona-Krise. Dennoch würden diese Absagen den Verlust von barem Geld bedeuten. "Wir gehören aber zu den systemrelevanten Berufen", so Scheep. "Das heißt, wir können die Praxis nicht einfach schließen und Hilfsgelder beantragen".

Massive Versorgungsprobleme befürchtet

Die momentane Situation bringe die selbstständigen Praxisinhaber und deren Angestellte immer näher an den Rand des wirtschaftlichen Ruins, bekräftigt auch der SHV. Und auch Scheep prognostiziert eine düstere Zukunft: Sollten die Praxen aus finanziellen Gründen schließen müssen, werde dies auch in Bretten auf Dauer und nicht nur während der Krise, massive Versorgungsprobleme bringen. Dies würde am Ende allen Patienten schaden, weil es Heilungsprozesse verzögere oder gar unmöglich mache.

"Umsatzrückgänge um 60 bis 90 Prozent"

Noch deutlicher wird im Schreiben des SVH, Ute Repschläger, Vorsitzende des Spitzenverbands. Die Politik nehme derzeit wissentlich die Insolvenz von vielen tausend Heilmittelerbringern in Kauf und gefährde damit hunderttausende von Arbeitsplätzen und die Gesundheit der Bevölkerung. Die Heilmittelbereiche Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Podologie leiden nach Angaben des SHV seit Jahren unter sehr geringen Vergütungssätzen. „Und bei den derzeitigen Umsatzrückgängen um 60 bis 90 Prozent sind die finanziellen Rücklagen dann schnell aufgebraucht, wenn es sie überhaupt gibt“, verdeutlicht Repschläger.

Soforthilfen von Gesetzlicher Krankenversicherung gefordert

Die Heilmittelerbringer als systemrelevanter Beruf gehörten laut Repschläger ausdrücklich zum Kern der Gesundheitsversorger wie Krankenhäuser, Ärzte und Apotheker auch. Sie dürften und müssten ihre Patienten weiter behandeln. „Deshalb muss ein weiterer Rettungsschirm selbstverständlich auch für uns Therapeuten gelten“, fordert nun die SHV-Vorsitzende. Der Verband fordert daher finanzielle Soforthilfen von der Gesetzlichen Krankenversicherung in Form von Ausgleichszahlungen.

"Bringt Kassen nicht in finanzielle Schwierigkeiten"

„Wenn wir keine Leistung erbringen können, entstehen den Krankenkassen keine Kosten. Ganz im Gegenteil: Sie profitieren finanziell von dieser Situation“, sind sich laut Repschläger alle SHV-Mitgliedsverbände einig. Der Grund, die Kosten für Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Podologie seien im Haushaltsplan der Krankenkassen bereits eingeplant. Es bringe die Kassen also nicht in finanzielle Schwierigkeiten, den Heilmittelerbringern eine Soforthilfe auszuzahlen, um deren Umsatzeinbußen auszugleichen. „Für die Krankenkassen ist das ein Nullsummenspiel. Den Heilmittelerbringern rettet das aber deren Existenz – und darauf kommt es im Moment mehr denn je an. Andernfalls ist die Versorgung mit Heilmitteln in der Zukunft gefährdet.“

Mehr finden Sie auf unserer Themenseite Coronavirus.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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