B35-Ostumfahrung sorgt für hitzige Diskussionen
Alternativroute des Bruchsaler Gemeinderats stößt auf Kritik aus Bretten.
Bretten/Bruchsal (swiz) Mit großer Mehrheit hat der Bruchsaler Gemeinderat die geplante B35-Ostumfahrung abgelehnt (wir berichteten). Wie die Umgehungsstraße in Bretten ist auch die Bruchsaler Ost-Spange im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2030 enthalten. Mit der Ablehnung der Maßnahme geht auch die Präsentation einer Alternativroute einher. Diese sieht eine Neubaustrecke östlich von Bruchsal entlang der Bahnstrecke Richtung Stuttgart vor. Dabei würde die Trasse entlang der Bahnschienen dicht am Norden Büchigs vorbeiführen. Dieser Vorschlag hat harsche Kritik des Brettener Oberbürgermeisters Martin Wolff nach sich gezogen. Die Alternativplanung provoziere eine deutliche Verkehrsbelastung von Büchig und der Kernstadt. „Die Vorgehensweise ist rücksichtslos und egoistisch“, erklärte er mit Blick auf die Entscheidung des Rats und kritisierte diese als "Ausfluss einer Kirchturmpolitik". Wolff und der Büchiger Ortsvorsteher Uve Vollers seien sich einig, dass die Entlastung Bruchsals und gleichzeitige Belastung Brettens und Büchigs inakzeptabel sei. Wolff forderte die Bruchsaler Entscheidungsträger auf, die Verkehrsbelastung auf der Ausweichroute auf der Achse Bruchsal-Pforzheim gemeinsam zu lösen.
"Vor Bretten kommt Bruchsal"
Er stellte aber gleichzeitig klar: „Bevor es zur Verkehrsverlagerung in Bruchsal kommt, muss zunächst die Brettener Umfahrung realisiert werden." Diese Kritik hat wiederum die Regional-FDP auf den Plan gerufen. „Ich bin entsetzt, mit welcher Unkenntnis in Bezug auf Planungsfragen teilweise argumentiert wird“, sagte FDP-Regionalversammlungsmitglied Christian Jung nach Wolffs Äußerung. „Es handelt sich um eine Gespensterdebatte, denn es wird keine Umgehungsstraße an Büchig vorbei nach Bretten gebaut, das macht planungstechnisch überhaupt keinen Sinn. Niemand sollte die Bevölkerung unnötig verunsichern“, so Jung. Kritik an der Bruchsaler Alternativroute äußert jedoch auch er. „Das ist eine nicht komplett durchdachte und nicht abgestimmte Alternative für eine mögliche Streckenführung.“
Metzger verteidigt Brettener OB Wolff
Dem Brettener Oberbürgermeister zur Seite gesprungen, ist sein Amtsvorgänger Paul Metzger, selbst Mitglied im Kreistag und in der Regionalversammlung Karlsruhe. Wolff und die Bruchsaler Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick hätten nach den ersten Veröffentlichungen der Bruchsaler Wünsche ihre Bereitschaft erklärt, Bedürfnisse und Planungsabsichten miteinander abzustimmen. "Durch den jüngsten Beschluss des Bruchsaler Rats wurde nicht nur diese kluge Absicht konterkariert, sondern auch die mit dem Bundesverkehrswegeplan beabsichtigten Ziele in Frage gestellt", kritisiert Metzger. Trotz des dreistreifigen Ausbaus der A8 zwischen Pforzheim und Karlsruhe und der A5 zwischen Karlsruhe und Bruchsal sehe der Bund zusätzlichen, konkreten Bedarf für eine leistungsfähige Ausweich-Umleitungsstrecke zwischen der A8 bei Pforzheim und der A5 bei Bruchsal. Die B294 und die B35 erfüllten diese Anforderungen mit dem derzeitigen Ausbauzustand und der Linienführung nicht. Daher seien auch alle Ortsumfahrungen der B294 von Bauschlott und Bretten sowie die Nordumfahrung der B35 bei Bruchsal in den vordringlichen Bedarf aufgenommen worden. "Das darf nicht durch kleinräumig geprägte Bruchsaler Egoismen in Frage gestellt werden", so Metzger.
"In Bretten geht verkehrstechnisch schon jetzt nichts mehr"
Ähnlich sieht das auch die Fraktion "die aktiven" im Brettener Gemeinderat. Die Bruchsaler Planung löse vielleicht Bruchsaler Probleme, belaste aber den Ortsteil Büchig und führe zusätzlich Verkehr nach Bretten, "wo schon jetzt verkehrstechnisch nichts mehr geht", so Fraktionsvorsitzender Jörg Biermann. Er fordert zudem, "die Verkehrsproblematik der Achse Bruchsal/Bretten anzupacken, auch wenn in beiden Städten nächstes Jahr OB-Wahlen anstehen".
Alle aktuellen Artikel zum Thema Verkehrsentlastung finden Sie auch auf unserer großen Themenseite „Verkehrsentlastung“.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.