Vorläufige Ergebnisse der Gemeinderatswahl in Bretten nach 33 Wahlbezirken
CDU trotz Verlusten stärkste Kraft - Grüne mit deutlichen Gewinnen
Bretten (swiz) Die vorläufigen Ergebnisse der Gemeinderatswahl in Bretten stehen nach Auszählung von 33 Wahlbezirken fest. Nach bisherigem Stand ist die CDU mit 25,03 Prozent (71.267 Stimmen) der Wahlsieger. Allerdings mussten die Christdemokraten im Vergleich zur Wahl 2014 klare Verluste hinnehmen. Sie verloren 7,11 Prozent (2014: 32,14 Prozent). Über deutliche Gewinne kann sich dagegen Bündnis90/Die Grünen freuen. Die Partei verzeichnete ein vorläufiges Wahlergebnis von 16,92 Prozent (48.183 Stimmen). Das ist ein Plus von 3,82 Prozent (2014: 13,10 Prozent). Drittstärkste politische Kraft in der Melanchthonstadt ist demnach die Freie Wähler Vereinigung (FWV) mit 16,74 Prozent (47.664 Stimmen) - ein Plus von 1,84 Prozent gegenüber der Wahl in 2014 (14,90 Prozent).
Deutliche Verluste bei der SPD
Auf Platz vier folgen in der Wählergunst "die aktiven" mit einem vorläufigen Ergebnis von 14,23 Prozent (40.511 Stimmen). Sie bleiben damit nur 0,15 Prozent unter dem Ergebnis aus 2014 (14,38 Prozent). Verluste musste die SPD Bretten bei der Gemeinderatswahl 2019 einstecken. Die Sozialdemokraten kamen auf 13,46 Prozent (38.310 Stimmen), ein Minus von 3,22 Prozent (2014: 16,68 Prozent). Die FDP kommt bei der Wahl auf 6,95 Prozent (19.783 Stimmen) und steht damit 1,07 Prozent besser da als 2014 (5,88 Prozent). Der "Aufbruch Bretten" landet bei der Wahl bei 3,43 Prozent (9.773 Stimmen, während die AfD bei ihrer Premieren-Wahl in der Melanchthonstadt auf 3,25 Prozent (9.240 Stimmen) kommt. Die Wahlbeteiligung lag in Bretten bei 55,85 Prozent, 12.885 Bürgerinnen und Bürger gaben ihre Stimme ab.
Die Stimmkönige der Parteien
Stimmkönige bei den jeweiligen Parteien sind nach der vorläufigen Auszählung Aaron Treut (CDU) mit 8.837 Stimmen, Edgar Schlotterbeck (SPD) mit 3.844 Stimmen, Bernhard Brenner (FWV) mit 4.922 Stimmen, Ariane Maaß (die aktiven) mit 4.612 Stimmen sowie Ute Kratzmeier (Grüne) mit 5.421 Stimmen, Jan Elskamp (FDP) mit 3.281 Stimmen, Andreas Laitenberger (AfD) mit 3.394 Stimmen und Hermann Fülberth (Aufbruch) mit 2.107 Stimmen.
"Frischer Wind für das Gremium"
So unterschiedlich wie die Ergebnisse fielen auch die Bewertungen der Wahl durch die Bewerber aus. "Ich freue mich natürlich über viele Stimmen, bin aber noch am mitfiebern, ob die CDU auf sechs oder sieben Sitze kommt", erklärte Stimmenkönig und CDU-Stadtrat Aaron Treut. Und weiter: "Es ist interessant, wie sich jetzt doch einzelne Positionen innerhalb des Gemeinderats verändert haben. Das wird mit Sicherheit frischen Wind ins Gremium bringen, was für den Gemeinderat auch von Vorteil sein kann." Im Hinblick auf einen möglichen Fraktionsvorsitz gab sich Treut offen. "Die Fraktion wird ihren Vorsitzenden wählen. Traditionsgemäß wird es derjenige mit den meisten Stimmen, aber ob es so kommt, ist offen. Das ist eine demokratische Entscheidung." Sein Fraktionskollege Martin Knecht freut sich, "dass wir weiter stärkste Fraktion sind, die Bevölkerung hat das so gewollt, und das ist gut so". Allerdings habe sich der Bundestrend leider auf die Kommunalwahl übertragen. "Selbstverständlich hat die CDU-Fraktion vor Ort auch den Klimaschutz im Programm, das kann man nachlesen. Aber wir sehen die Politik vielfältiger. Es gibt noch viele andere Punkte, die genauso gewichtig sind, zum Beispiel die Arbeitsplätze und das Wirtschaftswachstum." Aber "der derzeitige Hype" gehe eben schwerpunktmäßig auf Klimaschutz.
"Uns ist noch schwindlig"
Otto Mansdörfer (Bündnis90/Die Grünen) muss sich nach dem sehr guten Wahlergebnis noch sammeln und erklärt: "Uns ist noch schwindlig". Die Mobilisierung der jungen Wählerschaft habe sich aber gewaltig ausgewirkt, ist er sich indes sicher. "Das ist ein Novum gegenüber der letzten Wahl." Dr. Ute Kratzmeier, die die meisten Stimmen bei den Grünen auf sich vereinen konnte, zeigt sich davon „wirklich völlig überrascht“. Natürlich freue sie sich riesig. Zugleich verstehe sie die hohe Stimmenzahl als „Auftrag, dass ich persönlich, aber auch die Grünen in der Fraktion und in Bretten allgemein eine gute Arbeit machen.“ Ebenso „zufrieden“ und „froh“ ist sie, dass die Fraktion einen vierten Sitz erreicht hat, denn: „Das war unser Wahlziel: Ein Sitz mehr muss drin sein.“ Den Erfolg wertet Ute Kratzmeier einerseits als „Bestätigung unserer guten kommunalpolitischen Arbeit im Gemeinderat“. Andererseits habe den Grünen „natürlich auch die politische Gesamtlage geholfen, dass das Thema Klimaschutz so stark an Bedeutung gewonnen hat.“
Bisher ernannt, jetzt erstmals gewählt
FWV-Stimmenkönig Bernhard Brenner, von Beruf Leiter des Brettener Polizeireviers, zeigt sich ebenfalls hoch erfreut über sein gutes Abschneiden: "Ich bin politisch unglaublich motiviert und informiert, aber noch nicht engagiert, denn bislang wurde ich immer ernannt." Bei der Gemeinderatswahl sei er nun zum ersten Mal gewählt worden. "Und das ist nochmal ein ganz neues Gefühl", so Brenner. Ganz wichtig sei ihm dabei: "Ich sehe mich nicht als Einzelkämpfer, sondern mir geht es schon um die Freien Wähler." Insofern hätte er sich gewünscht, dass die Freien Wähler noch den einen oder anderen Sitz zusätzlich gewonnen hätten. "Nichtsdestotrotz sind wir natürlich froh, dass es uns nicht so wie anderen Fraktionen ging, die Federn lassen mussten, sondern dass wir unser Niveau im Großen und Ganzen halten konnten." Persönlich möchte Brenner im Naturschutz künftig "deutlich mehr Flagge zeigen".
"Durch Leistung überzeugt"
Ihren eigenen Bekanntheitsgrad unterschätzt hat wohl auch Ariane Maaß, die auf der Liste "die aktiven" die meisten Stimmen bekommen hat. "Wenn man jemand kennt, ist man sicher eher bereit, sie oder ihn zu wählen", meint die selbstständige Apothekerin. Schließlich stehe sie täglich in ihrer Apotheke, "und da gibt es halt viele persönliche Kontakte." Entsprechend habe sie sich im Gemeinderat "für die Sicherung der gesundheitlichen Versorgung" eingesetzt. dass "die aktiven" ihre vier Gemeinderatssitze halten konnten und nahezu die gleiche Prozentzahl wie bei der vorangegangenen Wahl erhielten, sehe die Fraktion als Bestätigung ihrer Arbeit. "Ich denke, wir haben durch Leistung überzeugt." Nach wie vor gehörten zu den zentralen Themen der "aktiven" die Stärkung der Innenstadt, die Unterstützung bestehender Unternehmen und die Förderung der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung in Bretten. "Das Wahlergebnis ist für uns natürlich ein Ansporn, die erfolgreiche Arbeit fortzusetzen, indem wir die an uns herangetragenen Anliegen ernst nehmen und uns bemühen, in Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen eine Lösung herbeizuführen", betont Ariane Maaß.
Spekulation über Versäumtes
Der Stimmenkönig der Brettener SPD, Edgar Schlotterbeck, ist „generell enttäuscht über das gesamte Abschneiden“ seiner Partei in Bretten. Eine Ursache sieht er im „generellen Trend“: „Offenbar ist die SPD nicht mehr so gefragt bei den Wählern.“ Zudem habe man weder aus Berlin noch aus Stuttgart Rückenwind bekommen. Welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind, darüber ist sich Schlotterbeck noch unsicher: „Wir müssen eventuell an unserer Politik etwas ändern.“ Gleichwohl meint er: „Ich denke, wir haben einen engagierten Wahlkampf geführt.“ Vielleicht habe man versäumt, in den neuen Medien besser und mehr aufzutreten. „Das werden wir nächstes Mal ändern und uns sicher auch jünger aufstellen.“ Sein eigenes gutes Abschneiden erklärt er sich damit, dass er offenbar bei den Leuten „gut angekommen“ sei. In den vergangenen fünf Jahren als Stadtrat habe er viele neuen Bekanntschaften gemacht. Außerdem sei er infolge seiner beruflichen Tätigkeit in Bretten viel unterwegs und komme mit den Bürgern in Kontakt.
Junge Generation an Kommunalpolitik interessiert
Auch wenn er persönlich mit seiner Stimmenzahl zufrieden ist, hätte sich der Spitzenkandidat des FDP-Stadtverbands, Jan Elskamp, doch gewünscht, mit einem dritten Kandidaten in den Gemeinderat einziehen zu können. Immerhin sei zusammen mit dem Zweitplatzierten Ingo Jäger „der Generationswechsel geglückt“. Dass die Wähler ihn selbst auf Anhieb als liberalen Spitzenkandidaten in den Gemeinderat gehievt haben, erklärt sich der 24-Jährige auch damit, dass er bei der Gemeinderatswahl 2014 schon einmal einen Anlauf genommen hat. Zudem sei er bereits 2011 mit den meisten Stimmen in den Jugendgemeinderat gewählt worden. Deshalb mache ihn auch das gute Abschneiden der insgesamt neun U-30-Kandidaten auf der FDP-Liste „sehr zufrieden“, sagt Jan Elskamp und ergänzt: „Das macht Mut für die Zukunft und zeigt, dass bei der jungen Generation das Interesse für Kommunalpolitik vorhanden ist.“ Im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre meint er: „Ich freue mich und brenne für eine konstruktive und zukunftsorientierte, nicht rückwärtsgewandte Arbeit im Brettener Gemeinderat, wo er auch den Wählerauftrag umsetzen will, stärker für junge Menschen Politik zu machen.
Kontrolle der Verwaltung als Wählerauftrag
„Wir dachten, dass wir vielleicht mit zwei Sitzen in den Gemeinderat kommen“, sagt rückblickend Linke-Stadtrat Hermann Fülberth, der diesmal als Spitzenkandidat des Wählerbündnisses „Aufbruch Bretten“ knapp vor dem Zweitplatzierten Dr. Peter Bahn landete und damit seinen Ratssitz behaupten konnte. Dennoch habe man einen „sehr guten, intensiven Wahlkampf“ geführt. Der bundesweite Trend sei für das Abschneiden des Wählerbündnisses „nicht relevant“ gewesen, da man sich ausschließlich auf Brettener Themen konzentriert habe. Für Hermann Fülberth ist das Wahlergebnis eine Bestätigung, dass die Wähler uns den Auftrag erteilt haben, die Verwaltung weiterhin zu kontrollieren. Daher werde man diese Linie weiterverfolgen und außerdem in Zukunft regelmäßig mit dem „Aufbruch“ in der Stadt auftreten.
"Wir hoffen, wir fungieren jetzt als Eisbrecher"
Überrascht über die hohe Einzelstimmenzahl zeigt sich Andreas Laitenberger (AfD): "Mit einer volleren Liste hätten wir sicher mindestens zwei Sitze mehr geschafft. Wir haben fast genauso viel Stimmen wie der 'Aufbruch', aber nur drei Leute". Auf die Frage, ob er glaube, dass die Brettener AfD vom Trend auf nationaler Ebene profitiere, erklärt Laitenberger: "Wir liegen im nationalen Trend und sogar etwas besser. Hier in Bretten waren wir immer schon etwas stärker als im nationalen Trend. Wir hoffen, wir fungieren jetzt als Eisbrecher und können bei der nächsten Wahl mit einer vollen Liste antreten."
Stimmen zur Wahl lesen Sie auch in der Brettener Woche am 29. Mai.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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