Hiebs- und Kulturplan im Gemeinderat
"Der Wald hat Klimawandel" - Alte Buchenbestände in Bretten leiden massiv unter Klimawandel

Eine absterbende Buche inmitten noch weitgehend vitaler Buchen. Ein Bild, das sich auch im Stadtwald Bretten zeigt. Foto: Archiv/Boden, Forstamt Karlsruhe
  • Eine absterbende Buche inmitten noch weitgehend vitaler Buchen. Ein Bild, das sich auch im Stadtwald Bretten zeigt. Foto: Archiv/Boden, Forstamt Karlsruhe
  • hochgeladen von Christian Schweizer

Bretten (swiz) Buchen muss man im Brettener Stadtwald zwar nicht suchen, dennoch werden sie in den kommenden Jahren immer weniger. Das ist ein Ergebnis des einstimmig beschlossenen Hiebs- und Kulturplans 2022, der am gestrigen Dienstag vom Forstbezirksleiter für den Kraichgau Simon Boden und dem Brettener Stadtförster Ewald Kugler im Gemeinderat vorgestellt wurde. Besonders die langen Trockenphasen der vergangenen Jahre und die hohen Temperaturen über 40 Grad Celsius bedeuteten das Aus für die Hauptbaumart im Brettener Stadtwald, betonte Kugler. Zudem sei zu befürchten, dass geplante Klimaschutzmaßnahmen nicht so schnell wirken würden, wie es zum Erhalt der mächtigen und über 120 Jahre alten Buchen-Altbestände notwendig wäre. Daher müsse ein "geordneter Abbau noch vor dem Absterben erfolgen, solange man das Stammholz noch sinnvoll wirtschaftlich nutzen kann", heißt es im Hiebs- und Kulturplan.

Hauptschadgebiete im Süden des Stadtwaldes

Dieser negative Trend war auch in 2021 zu beobachten, als viele schwer geschädigte Buchenalthölzer kurz vor dem vollständigen Vertrocknen eingeschlagen werden mussten. Und auch 2022 müssen die Hauptschadgebiete, die vor allem im Süden des Stadtwaldes zu finden sind, laut Plan auf geschädigte Buchen untersucht werden. Das relativ nasse Jahr 2021 habe das Buchensterben zwar im Wesentlichen aufgehalten, "teilgeschädigte Buchen aber erholen sich nicht mehr." Und so ist für 2022 der Einschlag von 5.000 Festmeter Douglasie, 10.000 Festmeter Buche und 1.000 Festmeter Zwangsausfälle vorgesehen. "Diese 16.000 Festmeter können wir pro Jahr aber auch einschlagen, ohne den Vorrat anzugreifen", so Kugler.

"Es gibt keine Entwarnung"

Dennoch mahnte der Förster: "Es gibt keine Entwarnung, denn wir werden immer mehr trockene Jahre mit hohen Temperaturen erleben." Und auch Boden betonte, "der Wald hat zwar kein Corona, aber er hat Klimawandel." Inzwischen gebe es bei jeder Baumart Schwierigkeiten, weil das Wasser fehle. Daran habe auch das vergangene Jahr nichts geändert. "Der Wald ist ein träges Ökosystem, und gerade in die tieferen Schichten ist das Wasser nach sieben Jahren relativer Trockenheit nicht wirklich vorgedrungen." Ein Problem für alle tiefwurzelnden Bäume.

Neupflanzungen wegen Trockenschäden

Sorgen machen aber auch ihm vor allem die Buchen, "gerade weil sie so einen großen Anteil am Brettener Stadtwald haben." Doch einfach zuschauen will man dem Sterben des Waldes in Bretten nicht. So wurden in 2021 über zehn Hektar an Neupflanzungen wegen Trockenschäden vorgenommen. Zudem sollen an den Rändern von sieben bereits bepflanzten kleineren Kahlflächen noch zusätzliche 4.000 Douglasien gepflanzt werden. Auf 0,7 Hektar werden im Großen Wald darüber hinaus Traubeneichen, Linden und Hainbuchen gepflanzt. Mit Blick auf die Klimaerwärmung lege man bei Neupflanzungen, so Boden und Kugler unisono, den Fokus vor allem auf trockenresistente, heimische Baumarten wie Eiche und Douglasie. Zudem stehe man mit der forstlichen Versuchsanstalt Freiburg in Verbindung, die eventuell zusätzlich eine Versuchsbaumart liefere, die dem heißeren Klima noch besser standhalte.

"Klimawandel Rechnung tragen"

In seiner Stellungnahme für die CDU-Fraktion fasste es dann Stadtrat Ulrich Schick im Hinblick auf den Klimawandel treffend zusammen: "Die Zukunft des Waldes ist fremdgesteuert". Dennoch sei es nun gerade umso wichtiger, den Aufbau des Forstes klimatechnisch optimal abzustimmen. Dem stimmte auch Grünen-Rätin Ute Kratzmeier zu und betonte: "Der Klimawandel ist die größte Herausforderung, gerade im Hinblick auf die Buchenbestände." Da sei es gut, dass man auch mit wissenschaftlichen Einrichtungen in Kontakt stehe, um resistente Baumarten zu finden. "Da wünsche ich mir viel Mut zur Kreativität, denn Biodiversität ist für den Erhalt des Waldes unbedingt notwendig", so Kratzmeier. Waldbewirtschaftung in Zeiten des Klimwandels sei schwer, konstatierte auch Bernd Diernbeger (FWV). "Es braucht daher ein besonderes Augenmerk auf die Zusammensetzung der Baumarten und einen andauernden Prozess." Für Edgar Schlotterbeck (SPD) ist ebenfalls klar, "dass man dem Klimawandel Rechnung tragen muss", obwohl man lange nicht geglaubt habe, "dass wir uns um unseren Wald mal sorgen müssten." Auch er befürworte daher die Pflanzung von resistenten Baumarten.

Preisexplosion kam nicht bei Holzerzeugern an

Immer wieder gingen in den vergangenen Monaten auch die Berichte über die Preisexplosion bei Holz in den Baumärkten durch die Medien. Wer nun glaubt, dieser Preisanstieg habe auch einen enormen Einfluss auf das Ergebnis aus dem Holzverkauf, der irrt. "Die hohen Preise sind nie in voller Höhe bei den erzeugenden Forstbetrieben angekommen", heißt es im Hiebs- und Kulturplan. Dennoch habe man im August 2021 einen Großvertrag über jeweils 3.000 Festmeter Douglasie für das Spätjahr 2021 und auch gleich für 2022 abschließen können. "Es ist schade, dass die Holzpreise nicht so beim Erzeuger ankommen" konstatierte aktiven-Rat Aaron Treut. Dennoch sei er froh, dass die Brettener zumindest nicht frieren müssten und die regelmäßige Versorgung mit Brennholz durch die Förster sichergestellt sei. Um möglichst alle Bürger und Ortschaften mit Brennholz zu versorgen, werden im nördlichen Stadtwald Buchenaltbestände durchforstet, das heißt, von minderwertigen Stämmen befreit.

Jagd spielt wichtige Rolle

Bei der Wiederaufforstung spielt indes auch die Jagd eine wichtige Rolle. So brauche es "waldverträgliche Wildbestände", damit verschiedene Baumarten ohne Verbissschäden wachsen könnten. "Wir wollen daher auch, dass mehr gejagt wird", fasste Kugler zusammen. Gerade bei den Drückjagden habe es aufgrund der Corona-Vorschriften im letzten Jahr Ausfälle gegeben.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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