Mobilitätskonzept
Dreh- und Angelpunkt zur Verkehrsreduzierung in Bretten

Am 11.07.2022 präsentierte das Regierungspräsidium Karlsruhe in der Schulsporthalle Rinklingen, unter reger Teilnahme von interessierten Bürgern, den aktuellen Planungsstand zur Umfahrung Brettens.

Die gesteckten Ziele hierfür sind widersprüchlich. Während das Regierungspräsidium Karlsruhe in der Gemeinderatssitzung am 23.11.2021 noch davon sprach, die Umfahrung hätte nicht die Aufgabe die Kernstadt Bretten zu entlasten, sondern den überregionalen Verkehr zu steuern, klang dies in Rinklingen ganz anders. Hier wurden Verkehrszahlen, Prognosen und mögliche Trassenführungen vorgestellt, welche eine Entlastung der Brettener Kernstadt nachweisen sollten.

Wesentlicher Baustein zum Erfolg: Die Umsetzung des Mobilitätskonzeptes

Die beiden am 11.07.2022 vorgestellten Varianten bringen, laut dem Regierungspräsidium Karlsruhe, eine Verkehrsentlastung innerhalb der Kernstadt Bretten. Die für Bretten erhoffte Entlastungswirkung kann jedoch nur erreicht werden, wenn zudem die Maßnahmen zur ebenfalls geplanten Gartenschau realisiert und das Brettener Mobilitätskonzept vollständig umgesetzt wird.

Betrachtet man die vorgestellten Zahlen [1] genauer und bezieht den Umgebungsverkehr mit ein, stellt man erstaunliches fest.

Grundlage der nachfolgenden Zahlen bildet der sog. Prognose Null-Fall. Dieser prognostiziert das Verkehrsaufkommen im Jahr 2035 ohne signifikante bauliche oder strukturelle Veränderungen. In diesem Fall werden für die Wilhelmstr. 23.500 Fahrzeuge/Tag erwartet. Eine Steigerung um 2.100 Fahrzeuge/Tag im Vergleich zu heute (21.400 Fahrzeuge/Tag).

Unterschiedliche Varianten und absolute Verkehrszahlen (Wilhelmstr. + Umgehung)

Während eine reine Umsetzung der Südwestumfahrung den Verkehr in der Wilhelmstr. auf geschätzt 19.600 Fahrzeuge/Tag reduzieren würde, könnte die zus. Umsetzung des Mobilitätskonzeptes und der Gartenschau-Maßnahmen den innerstädtischen Verkehr auf 14.300 Fahrzeuge/Tag reduzieren.
Wird im Gegensatz dazu nur das Mobilitätskonzept und die Gartenschau realisiert und auf eine Umfahrung verzichtet, kann der Verkehr auf 17.200 Fahrzeuge/Tag reduziert werden.

Diese Zahlen spiegeln jedoch immer nur die Belastungen in der Wilhelmstr. wider. Der durch eine Umfahrung zusätzlich generierte, überregionale Verkehr wird außen vorgelassen. Jegliche Variante, die eine Umgehung beinhaltet, bringt zusätzlichen Verkehr in den Großraum Bretten.

In absoluten Zahlen gesprochen, bedeutet dies ein Wachstum des Verkehrs von 23.500 Fahrzeuge/Tag auf 26.500 Fahrzeuge/Tag im Falle einer Umsetzung der Südwestumfahrung, Mobilitätskonzept und der Gartenschau bzw. 30.500 Fahrzeuge/Tag sollte nur die Südwestumfahrung umgesetzt werden.
Realisiert man jedoch nur das Mobilitätskonzept und die Gartenschau und verzichtet auf den Bau einer Umgehung, entsteht ein Verkehr von 17.200 Fahrzeuge/Tag. Dies entspricht rund 9.300 Fahrzeuge/Tag im Großraum Bretten weniger!

Egal welche aller Varianten man betrachtet. Dreh- und Angelpunkt ist die Umsetzung des Mobilitätskonzeptes. Ohne dieses wird die gewünschte Entlastung nicht eintreten.

Warum geht es bei der Umsetzung des Mobilitätskonzeptes nicht voran?

Das vielfach zitierte Mobilitätskonzept wurde vom Gemeinderat 2019 verabschiedet, seitdem ist es jedoch ruhig um die Umsetzung geworden. Es drängt sich die Frage auf: Warum? Ein so zentraler Baustein zur Verkehrsreduzierung wird nicht aktiv genutzt. Kann oder möchte die Stadt Bretten dieses Konzept nicht umsetzen? Glaubt die Stadt Bretten nicht an dieses Konzept? Viele Indikatoren deuten darauf hin. "Ich glaube nicht daran, dass der Verkehr in Zukunft weniger werden wird", äußert Bürgermeister Nöltner in der Informationsveranstaltung seine Sicht auf den Verkehr in der Zukunft. Chaos und die Unstimmigkeiten bei ersten Vorschlägen zur Verkehrsberuhigung in der Pforzheimer Str., während einer kürzlich vergangenen Gemeinderatssitzung, bestärken diesen Eindruck. Zudem ist die Umsetzung des Mobilitätskonzeptes mit Kosten und Aufwand für die Stadt Bretten verbunden.

Ist es da nicht einfacher, den Bund mit in Boot zu holen, eine Umgehung planen und bauen zu lassen? So kann man sich später nicht vorwerfen lassen, nichts getan zu haben.

Zur Wahrheit gehört ebenfalls, dass sich der Automobilverkehr nicht ändern kann und wird, solange keine Optionen geschaffen und Maßnahmen ergriffen werden. Eine derartige Veränderung wird durch die, in Bretten starke, Autofahrerlobby gerne verhindert. Hier sei beispielhaft nochmals auf die bereits erwähnte Gemeinderatssitzung verwiesen.
Möchte man, auf der einen Seite, nicht auf sein Auto verzichten, darf man sich auf der anderen Seite auch nicht über zu viel Verkehr beschweren und muss damit leben.

Warum wollen wir es uns antun, unsere Natur zu zerstören, belegbar mehr Verkehr nach Bretten zu ziehen, wenn eine nahezu vergleichbare Verkehrsreduzierung um 26,8% in der Kernstadt ohne den Bau einer Umgehung zu realisieren ist?
Möchten wir die Verkehrsschlinge um Bretten mit einer weiteren Straße noch enger ziehen, nur um eine weitere Entlastung um 2.900 Fahrzeuge/Tag in der Kernstadt zu erreichen und stattdessen aber 12.200 Fahrzeuge/Tag über den Rechberg donnern lassen?

Das Argument, die Klimaschutzziele wären ohne den Bau der Umfahrung, sind auch aus den o.g. Gründen ebenfalls nicht haltbar, denn Brettens Klimaschutzziele enden nicht an den Grenzen der Kernstadt, sondern sollten die komplette Gemarkung Brettens einbeziehen.

Als Brettener Bürger müssen wir die Umsetzung des Mobilitätskonzeptes durch die Lokalpolitik einfordern. Dessen Realisierung muss zügig und konsequent erfolgen. Denn genau dies hat die Informationsveranstaltung am 11.07. in Rinklingen gezeigt. Egal ob mit oder ohne Umfahrung.

Ohne eine Umsetzung des Mobilitätskonzeptes wird Bretten auch in Zukunft unter dem massiven Verkehr leiden.

Quellen:
[1] Präsentation Regierungspräsidium Karlsruhe am 11.07.2022 in Rinklingen

Autor:

Björn Böttle aus Bretten

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