DRK Bretten: „Wir fischen alle im selben Teich“
Staatssekretär Wilfried Klenk diskutierte in Bretten über Situation des DRK-Rettungsdienstes.
Bretten (swiz) Nicht eingehaltene Hilfsfristen, Personalknappheit und zum Teil mangelnde Infrastruktur. Die Probleme der Rettungsdienste im Land sind auch beim DRK Kreisverband Karlsruhe und in der Melanchthonstadt Bretten zu spüren. Über Lösungen für diese Problemstellungen sprach am gestrigen Montag der Politische Staatssekretär im Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg, Wilfried Klenk, auf Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten, Joachim Kößler, mit dem Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Karlsruhe, Jörg Biermann und der stellvertretenden Rettungsdienstleiterin Susanne Klostermann. „Bei den Rettungsfristen haben wir ganz klar ein Problem“, konstatierte Klenk zum Auftakt. Die Frist innerhalb derer ein Rettungsdienst einen Unfallort erreichen muss, beträgt zwischen zehn und fünfzehn Minuten. „Das muss besser werden, denn momentan entsprechen die erreichten Fristen nicht diesen gesetzlichen Vorgaben.“ Es gebe mehrere Gründe für diese Nichteinhaltung der Fristen. An der momentan vorherrschenden Personalknappheit bei den Rettungsdiensten dürfte ein rechtzeitiges Erreichen des Patienten aber nicht scheitern, betonte Klenk. „Das kann das Ministerium nicht tolerieren." Um einer eventuellen Personalnot zu entgehen, empfiehlt Klenk Kooperationen zwischen den vom Land Baden-Württemberg geförderten Rettungsdiensten DRK, ASB und dem Malteser-Hilfsdienst. Darüber hinaus könne es auch eine Kooperation mit privaten Anbietern geben. „Sollte das alles nicht funktionieren, dann müssen wir von Landesseite her handeln und Kooperationen mit verschiedenen Partnern schließen. Aber das wollen wir eigentlich nicht“, beschreibt Klenk die äußerste Lösung.
"Landesweite Jagd nach Mitarbeitern"
In Oberderdingen, Bretten und auch Menzingen sei das DRK inzwischen personell ganz gut aufgestellt, beruhigt Kreisgeschäftsführer Biermann. „Aber natürlich suchen wir ständig nach qualifiziertem Personal.“ Dies sei vor allem notwendig, weil in der näheren Zukunft eine größere Renteneintrittswelle bevorstehe, so Biermann. Eine Kooperation mit den anderen Diensten wie dem ASB oder auch dem Malteser-Hilfsdienst sieht er allerdings kritisch. „Das ist sehr schwer, denn auch bei denen ist das Personal knapp, und wir fischen ja alle im selben Teich." Doch nicht nur die Rettungsdienste bemühten sich inzwischen um die gut ausgebildeten und mit viel Erfahrung ausgestatteten Notfallsanitäter. Gerade auch Krankenhäuser oder normale Unternehmen haben diese Berufsgruppen inzwischen ebenfalls für sich entdeckt. „Inzwischen können sich die Mitarbeiter aussuchen, wo sie einen Job annehmen. Das ist ein landesweites Jagen nach Kräften", fasst Biermann ernüchtert zusammen. Das DRK versuche daher zum Beispiel mit sogenannten Benefits Mitarbeiter für sich zu gewinnen, erklärt Klostermann. „Das kann ein Job-Rad oder ein monatlicher Gutschein für das Fitnessstudio sein.“ Man werbe zwar keine Mitarbeiter von anderen Rettungsdiensten ab, so Klostermann. „Aber wenn jemand von einem anderen Dienst zu uns kommt, um sich zu informieren, dann weisen wir den natürlich auch nicht ab.“
Helfer vor Ort sind unersetzlich
Kein Ersatz für die nicht eingehaltenen Hilfsfristen, aber eine wichtige Ergänzung des DRK-Rettungsdienstes, sind laut Biermann, Kößler und Klenk die Helfer-vor-Ort-Programme. Bei diesen Helfern handelt es sich um Ehrenamtliche, die gemeinsam mit dem Rettungsdienst bei einem Notfall alarmiert werden. 70 solcher Gruppen gibt es im Landkreis Karlsruhe. Da sie zumeist schneller vor Ort sind, übernehmen sie die Betreuung der Patienten, bis der Rettungsdienst eintrifft. Von Landesseite bekommen diese Ehrenamtlichen, die unter anderem in Rinklingen, Gondelsheim, Büchig, Kraichtal, Bretten und Oberderdingen aktiv sind, für ihre Dienste keine Vergütung. Allerdings haben sich die Städte Kraichtal und Bretten darauf geeinigt, den Ehrenamtlichen jeden Einsatz mit 30 Euro zu vergüten.
Struktur der Leitstellen ändern
Um die Hilfsfristen besser einzuhalten und auch die Koordination zwischen den 34 Leitstellen in Baden-Württemberg zu verbessern, will das Land, so Klenk, außerdem die Struktur der Leitstellen ändern. „Die Stellen sollen durchgehend mit mindestens zwei Kräften besetzt sein. Außerdem wollen wir die Leitstellen mit einer einheitlichen Software ausstatten, damit alle mit den gleichen Daten arbeiten“, erklärt der Staatssekretär.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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