Frühlingserwachen im Jeremias: Leserbrief zum Vorgehen des Nabu am Rhododendron-Biotop

Leserbrief zum Vorgehen des Nabu am Rhododendron-Biotop.

Bretten. Es brummt und summt. Machen sie ihren Sonntagsausflug mal zum Jeremias, zwischen Bretten und Sprantal. Die Geokoordinaten sind N 49º 00'59.0" und O 08º 40'41.6". Hier hatte ein bekannter Gärtner und Rhododendronzüchter vor etwa 40 Jahren angefangen, Rhododendron zu pflanzen, züchten und prüfen. Hier hatten sie optimale Bedingungen. Einen sauren Lehmboden, genügend Feuchte, etwas Schatten und die kühle Luft des Waldes. Er züchtete hier neue Sorten, die mit unserem süddeutschen Klima besser zurechtkommen. Dieses Gelände ist sozusagen die Geburtsstätte von vielen Rhododendronsorten, die bei uns wachsen und haben eigentlich einen Status wie Kulturgut, das es zu erhalten gilt. Der Gärtner hat hier mit der Natur gearbeitet: Er hat das Kleinklima genutzt und er hat einen kleinen Teich zum Gießen angelegt. Ein 40 Jahre altes Biotop. Eine Heimat für Frösche, Molche, Feuersalamander und tausenden von Hummeln, ein erhaltenswertes Biotop.

Es ist nun artenärmer geworden. Die Rhododendren sind fast alle weg, nur noch wenige sind da. Wenig Nahrung für die vielen tausend Hummeln, sie finden nichts mehr. Kein guter Start in den Frühling. Der Boden, in dem Kröten, Frösche, Molche und Feuersalamander überwintert haben, wurde tiefgründig untergefräst. Somit ein Grab für diese Tiere. Es ist ein Naturfrevel auf höchster Ebene.

Es tut auch richtig weh, wenn man das Gelände von Kindheit an kennt. Nun hat der Nabu Bretten 2014 das Gelände gekauft. Es sei das optimale Gelände für ein Naturschutzzentrum. Das Gebiet soll artenreicher werden und die Rhododendren müssen weg. Sie gehören nicht in unsere Landschaft, auch wenn sie schon lange da sind.

Mit verschiedenen Projekten soll das Gelände nun artenreicher werden: Grünes Klassenzimmer, Mäuseburg, Insektenhotel und Trockenwiese. Alle Projekte des Nabu hätten genügend Platz zwischen den Rhododendren gehabt. Man hätte alles miteinander verbinden können, zum Wohle der hier lebenden Tiere. Nun hat man dieses Biotop erst zerstört, um ein neues, nach eigenen Plänen zu errichten. Es wäre ökologisch sinnvoller gewesen, einen Acker zu kaufen, um dort seine Projekte umzusetzen und die freien Flächen mit Blumenwiese zu ergänzen. Der Zaun um das Gelände scheint wertvoller zu sein, als die Tiere die hier leben. Ist ein 40 Jahre altes Biotop weniger wert, als ein Biotop das von Nabuleuten errichtet wird?

Die Arbeitsgruppe Jeremias hat die Befürchtungen der Leserbriefschreiber von 2014 fast komplett umgesetzt. Damals schrieb der zweite Vorsitzende: Von Kahlschlag war zu keinem Zeitpunkt die Rede. Im Gegenteil, auf sein Betreiben hin wurden die Rhododendren erst entfernt. Die Arbeitsgruppe Jeremias kann laut sagen: Man, was haben wir geschafft. Ja, sie muss es sogar laut schreien, damit man den Satz: Was haben wir alles kaputt gemacht, überhört. Was die Rhododendren betrifft, haben sie fast bessere Arbeit geleistet als ein Totalherbizid. Mich ärgert zusätzlich noch, dass ich, wie alle Brettener Bürger, ungewollt das tiefe Umfräsen der Fläche mitfinanziert habe. Solches Vorgehen seitens des Nabu, wie manch andere Projekte in Bretten, lassen an Sachverstand starke Zweifel aufkommen. Hier wird nicht für die Natur entschieden. Meine Bitte, erhalten sie den Rest der noch übrig geblieben ist, damit die Hummeln nicht ganz ausbleiben. Gebieten sie diesen Herren Einhalt, damit sie sich nicht noch mehr an der Natur vergreifen.

Robert Nagel
Bretten

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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