Gefährlicher Lärm bedroht die Gesundheit
Die Diskussion um das Brettener Verkehrschaos flammt wieder auf. Aufgrund neuer Lärmkarten will die Stadtverwaltung nun einen Lärmaktionsplan erstellen.
Bretten. (wh) Die Berliner Mauer fiel, der Film Titanic brach alle Oscar-Rekorde, die Türme des World Trade Centers verschwanden, der Euro wurde eingeführt, der Kosovo erklärte seine Unabhängigkeit und die Queen von England feiert die längste Regentschaft über das Königreich aller Zeiten: All das ist geschehen, seit man sich in Bretten 1981 das erste Mal Gedanken um eine Umfahrung gemacht hat. Passiert ist bis heute nicht viel.
Dafür liegen der Stadt neue Lärmkarten vor, aus denen hervorgeht, dass an vielen Stellen in Bretten Pegel von über 70 Dezibel am Tage und 60 Dezibel in der Nacht erreicht werden, beispielsweise in der Pforzheimer, Weißhofer und Melanchthonstraße, um nur einige wenige zu nennen. Aufgrund dessen soll ein Lärmaktionsplan erstellt werden.
Die Maßnahmen des Lärmasktionsplan-Entwurfs sehen die Einrichtungen von Tempo 30-Zonen in der Innenstadt, Fahrbahnsanierung der Weißhofer Straße mit schalldämpfenden Belägen sowie die Umgestaltung der Weißhofer Straße vor. Diesem ersten Entwurf stimmte der Gemeinderat einstimmig zu. Nun soll er unter Einbeziehung der Öffentlichkeit diskutiert und ausgearbeitet werden. Gunter Lange, ehemaliger Baudirektor, äußerte bereits in einer Mail an die Stadtverwaltung erste Kritik. Die geplanten Maßnahmen seien nur Symptombehandlung. Die Ursache, nämlich der hohe Anteil des Durchgangsverkehrs, werde nicht angegangen. So flammt die alte Diskussion um die Umgehungsstraße wieder auf. Das hatte sich bereits in der Gemeinderatssitzung angedeutet. Die Südwestortsumfahrung ist bereits als „zu untersuchendes Vorhaben“ in den Bundesverkehrswegeplan 2015 aufgenommen. Hier sollte man die Umsetzung forcieren, mahnt Lange an, der befürchtet, die Maßnahmen des Lärmaktionsplanes könnten die Priorität bei den zuständigen Entscheidern eher verringern.
Mit der Südwestumfahrung beschäftigen sich derzeit auch Studierende des Bauingenieurwesens am KIT. Die Ergebnisse sollen dann dem Verkehrsausschuss des Brettener Gemeinderates vorgelegt werden. Eine baldige Umsetzung der Umgehungstraße ist nicht zu erwarten.
Klar ist bisher nur: 777 Bürger sind nachts von gesundheitsgefährdendem Lärm unmittelbar betroffen, wobei dafür aber auch der Schienenverkehr verantwortlich ist. 1490 Menschen sind zusätzlich von Lärm betroffen, der die Auslösewerte von 55 Dezibel in der Nacht überschreitet. Für diese Menschen muss schnelle Abhilfe her.
Für Schienenlärm-Geplagte sieht es allerdings noch schlechter aus. Hier ist die Deutsche Bahn AG am Zug. Mehr als Bitten und Vorschläge machen kann die Stadt hier nicht tun. Allerdings ist die Sanierung von 2,9 Kilometern Schiene geplant.
Autor:Wiebke Hagemann aus Bretten |
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