Diplom-Meteorologe Siegfried Vogt spricht in Jöhlingen
Gegen Windkraft

Dipl. Meteorologe Siegfried Vogt. | Foto: bea
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Walzbachtal (bea) Die Themen Windkraft und Klimawandel sind in aller Munde. Daher organisierten die Ortsgruppen des Vereins „Gegenwind“ aus Walzbachtal und Weingarten einen Vortrag von Diplom-Meteorologe Siegfried Vogt. Dieser sprach in der Jöhlinger Jahnhalle über Energieversorgung. „36 Milliarden Tonnen CO2 wurden global gesehen im vergangenen Jahr freigesetzt“, sagte Vogt. Den Anteil Deutschlands an diesem Ausstoß bezifferte er auf 0,7 Prozent. Daher rief er zu mehr "Realitätssinn und weniger Ideologie" in der Diskussion um Windkraftanlagen auf.

Doppelte Windgeschwindigkeit bedeutet achtfachen Stromertrag

Da weder Sonne noch Wind rund um die Uhr eine ausreichende Menge an Strom liefern könnten, dürfe man nicht nur auf Solar- und Windenenergie setzen. Um dies zu verdeutlichen, erläuterte Vogt den Zusammenhang von Windgeschwindigkeit und Stromertrag: verdoppele sich der Erstere, würde sich der Zweite aufgrund des geltenden dritten Potenzgesetzes verachtfachen. Im Umkehrschluss bedeute eine Verringerung von zehn Prozent der Windgeschwindigkeit eine Reduktion von 40 Prozent des Stromertrags. Dies wiederum würde für den Investor eines Projekts Probleme bei der Finanzierung bedeuten.

Eigene Berechnungen ergeben geringere Windstärke am Heuberg

So auch für die ENBW, die auf dem Hinteren Heuberg zwischen Weingarten und Jöhlingen fünf Windkraftanlagen geplant habe. Laut Vogts Berechnungen herrsche dort eine durchschnittliche Windstärke von 5,3 Metern pro Sekunde vor, anstatt der von der ENBW angegebenen 6,6 Meter pro Sekunde. Die Gründe dafür: laut dem Ministerium für Umwelt und dem Energieverband müssten Windgeschwindigkeiten in einer Höhe von zweidrittel der Nabenhöhe gemessen werden sollten. Außerdem würden die fünf geplanten Anlagen auf dem Heuberg sehr nahe zusammen stehen, weshalb wegen der gegenseitigen Windabschattung ein weiterer Abzug beim Wind- und Stromertrag erfolgen müsste.

Bei Abschaltung von Anlagen werden Betreiber entschädigt

Da die ENBW zu 50 Prozent von Steuergeldern finanziert werde, würden die Bürger ein Scheitern des Projekts nicht wollen, so Vogt. Laut der Aufstellung des Meteorologen herrschten in der Region an 88 Tagen im Jahr Schwachwinde, die bei Windrädern keinen Ertrag liefern würden. An 151 Tagen würden 15 Prozent des Jahresstromertrags erzeugt, an 91 Tagen 41 Prozent, an 30 Tagen 36 Prozent und an fünf Tagen acht Prozent. Ebenfalls sprach Vogt über die Netzstabilität, die auf die Netzfrequenz von 50 Hertz im deutschen Stromnetz bezogen ist. Bei zu hoher Frequenz würden Wind- und Solaranlagen abgeschaltet und deren Betreiber für den Ausfall an Einnahmen entschädigt.

Mehr Kosten für Stromimporte als Einnahmen aus Stromexporten

Auch unterschiedliche Batteriespeicher sprach er an, sowie den Stromhandel mit den Nachbarländern: Inzwischen müsse Deutschland für den Stromimport mehr zahlen, als der Export einbringe. Auch würden die Nachbarländer bei der Produktion teilweilse größere Mengen CO2 produzieren. Daher müsse Deutschland in Forschung und Betrieb neuartiger Kernreaktoren investieren, CCS-Technik in Kohlekraftwerke eingebaut, Geothermie-Kraftwerke ausgebaut, eine neue Staustufe am Rhein in Richtung Karlsruhe gebaut und Subventionen und Privilegien für Wind- und Photovoltaik abgeschafft werden. Über diese Themen sowie verminderte Grundstückspreise und die Rentabilität von Anlagen im Süden fand eine rege Diskussion statt.

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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