Sanierung oder endgültige Schließung?
Gemeinderat entscheidet über Zukunft des Diedelsheimer Hallenbades

Darüber, ob die Schwimmbad-Türen endgültig zu bleiben, gibt es in Bretten viele Diskussionen. Foto: ger
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Bretten-Diedelsheim (swiz) Die drohende endgültige Schließung des Hallenbades in Diedelsheim bewegt derzeit die Gemüter vieler Menschen in Bretten und beherrscht die Diskussion in den sozialen Medien und der Lokalpolitik in der Melanchthonstadt. Genutzt wurde das Hallenbad bis zu seiner Schließung ausschließlich von Schulen und Vereinen. Nun ist die Schwimmstätte marode, unter anderem ist die Technik veraltet, der verstellbare Boden des Beckens ist verklemmt und in die darüberliegende Halle regnet es hinein. Auf wie viele Millionen sich die Sanierungskosten belaufen, ist Gegenstand vieler Spekulationen, die Rede ist von mindestens bis zu sechs Millionen Euro.

"Maroder Zustand" und Unterschriftenaktion

Viele Vereine und Bürger fordern dennoch den Erhalt und damit die Sanierung des Bades, so organisieren zum Beispiel der Elternbeirat und der Förderverein der Schwandorfgrundschule in Diedelsheim am 22. Oktober eine Unterschriftenaktion zum Bad-Erhalt in der Brettener Fußgängerzone.
Viele Emotionen, die der Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff nach eigenem Bekunden durchaus versteht. Im Gespräch mit der Brettener Woche/kraichgau.news weist er allerdings auch auf den "maroden" Zustand des Hallenbades hin.

"Am Ende seiner Lebensfähigkeit"

Nach über 50 Jahren sei das Bad einfach am Ende seiner Lebensfähigkeit. "Das ist wie bei einem alten Auto. Wenn da dann irgendwann eine größere Reparatur ansteht, lohnt es sich einfach nicht mehr", so Wolff. Gerade jetzt seien zum Beispiel die Stempel, die den Hubboden des Beckens halten, kaputt. Dazu sei die gesamte Technik völlig veraltet. "Es ist aber nicht so, dass wir nichts in das Bad investiert haben. In den Jahren 2012 bis 2022 haben wir insgesamt rund 361.000 Euro für Wartungs- und Instandhaltungskosten im Hallenbad ausgegeben." Dach, Heizung und Gebäudehülle würden dagegen über die Grundschule gebucht und könnten nicht auf das Hallenbad aufgeteilt werden. Die Kosten dafür würden noch einmal mit über 100.000 Euro jährlich eingeschätzt.
Die Entscheidung, ob man das Hallenbad trotz aller Mängel einer Generalsanierung unterziehe, treffe aber natürlich der Gemeinderat, so Wolff. Dieser wird sich in seiner Sitzung am 25. Oktober mit dem Thema beschäftigen.

"Wir kennen dieses Förderprogramm"

Immer wieder ist in der Diskussion um den Erhalt des Hallenbades auch das Förderprogramm des Bundes zur "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur" aus dem Jahr 2022 zur Sprache gekommen. Mit dem Programm will der Bund die Kommunen beim Abbau des bestehenden Sanierungsstaus, insbesondere bei Schwimmhallen und Sportstätten, unterstützen. Gefördert werden die Projekte mit einer Zuschusshöhe von maximal 45 Prozent der zuwendungsfähigen Gesamtausgaben. Bei Kommunen in Haushaltsnotlage sind sogar 75 Prozent Förderung möglich. "Wir kennen dieses Förderprogramm natürlich", betont OB Wolff. Entgegen anders lautender Aussagen befinde sich Bretten aber weder in diesem Jahr noch in 2023 in einer Haushaltsnotlage. Eine 75-prozentige Förderung sei also in jedem Fall ausgeschlossen gewesen. "Eine Notlage ist genau definiert. Sie ist nur dann gegeben, wenn die betreffende Gemeinde oder Stadt Mittel aus dem sogenannten Ausgleichsstock erhält und das tut Bretten nicht. Von daher wären bei uns auch nur 45 Prozent der Kosten förderfähig gewesen", so Wolff.

"Wollten keinen Schnellschuss beim Antrag"

Dazu komme, dass diese Art von Anträgen zumeist vielfach überzeichnet und nur ein sehr knapper Zeitrahmen zur Antragsstellung gegeben sei. Meist habe man nur zwei oder drei Monate Zeit, um einen kompletten Antrag für das zu fördernde Projekt abzugeben, sagt der Brettener Oberbürgermeister. "Beim Schwimmbad handelt es sich allerdings um einen sehr komplexen Antrag, dafür hätten wir gar nicht die Kapazitäten gehabt, diesen in der Kürze der Zeit fertigzustellen und einzureichen." Und einen Schnellschuss als Antrag habe man auf jeden Fall vermeiden wollen. "So etwas muss schon ganz genau berechnet werden."

Sanierung würde lange dauern

Sollte sich der Gemeinderat im Übrigen, trotz der hohen Kosten, für eine Generalsanierung des Hallenbades in Diedelsheim entscheiden, stellt Wolff klar: "Auch dann werden sich die Türen des Bades nicht wieder am nächsten Tag öffnen." Denn dann müsse das Projekt zuerst noch in den Haushaltsberatungen beschlossen werden. Danach gehe es dann an die konkreten Planungen und die Ausschreibungen. "Vom Zeitverlauf würde ich schätzen, dass ein Bau- beziehungsweise Sanierungsbeginn frühestens 2024 anzusetzen wäre. Mit einer Fertigstellung würde ich dann nicht vor Ende 2025 rechnen." Abhilfe verspricht der Brettener Oberbürgermeister indes für das Dach der über dem Schwimmbad liegenden Turnhalle. Laut Birgit Wendnagel, Rektorin der Schwandorfgrundschule Diedelsheim, regne es dort hinein. Die Turnhalle an sich sei von einer möglichen endgültigen Schließung im Übrigen nicht betroffen. Sie könne erhalten werden, so Wolff.

"Brauchen Bad für Sportunterricht"

Zur Aufrechterhaltung des Sportangebots an der Schule brauche man laut Wendnagel aber auch das Bad: "Die Grundschule Diedelsheim hat acht Klassen und eine Außenklasse an der Paula-Fürst-Schule. Sie teilt auch die Turnhalle mit der Pestalozzischule. Um alle Sportunterricht-Stunden abzudecken, benötigen wir das Schwimmbad." Im Moment sei man in den Möglichkeiten stark eingeschränkt und mache Sportunterricht auch in Klassenzimmern oder im Hof, so Wendnagel.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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