Genossenschaft gegen Wohnungsnot: Architekt fordert Gründung einer Wohnbaugenossenschaft in Bretten
Das Thema Wohnraummangel dominiert seit längerem die überregionale und regionale Berichterstattung. Auch für viele Brettener Bürger ist die Suche nach bezahlbarem Wohnraum inzwischen zu einem ernsten, manchmal sogar existenziellen Problem geworden.
Bretten (swiz) Das Thema Wohnraummangel dominiert seit längerem die überregionale und regionale Berichterstattung. Auch für viele Brettener Bürger ist die Suche nach bezahlbarem Wohnraum inzwischen zu einem ernsten, manchmal sogar existenziellen Problem geworden. Und während die Miet- und Kaufpreise für Immobilien weiter steigen, wächst auch die Zahl der Menschen, die über Wohnberechtigungsscheine Anrecht auf sozial geförderten Wohnraum haben. Weil auch in Mittelzentren wie Bretten der soziale Mietwohnungsbau über viele Jahre vernachlässigt wurde, hinkt man nun mit der Schaffung dieser Wohnräume hinterher. Helfen soll in Bretten ein kommunales Förderprogramm für die Schaffung von sozialem Mietwohnungsbau (wir berichteten).
Gründung einer Wohnungsbaugenossenschaft
Der Brettener Architekt Marcus Weiss hat nun im Gespräch mit der Brettener Woche seine Idee für die Eindämmung des Wohnungsmangels vorgestellt. "Ich schlage in Bretten die Gründung einer Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) vor." Eine WBG baut und vermietet Gebäude und hat die Aufgabe, ihre Mitglieder mit bezahlbarem, sicherem und unkündbarem Wohnraum zu versorgen. Bürger können Mitglied werden, indem sie über einen Anteilskauf ein Stimmrecht und ein Anrecht auf eine Mietwohnung in den Gebäuden der WBG erhalten. Zudem sind auch Kapitalanlagen ohne Mietabsicht möglich.
Weiss sieht Stadt in einer zentralen Rolle
Bei der Gründung sieht Weiss zwar auch die Bürger, in erster Linie aber die Stadt in einer zentralen Rolle. "Die Unterstützung durch die Stadt kann dabei finanzieller Art sein. Zielführender wäre aber das Einbringen von städtischen Grundstücken." Und Weiss hat als "Grundstücks-Startkapital" auch schon eine ganz bestimmte Fläche im Auge. "Am besten geeignet wäre dafür das zweite Baufeld des Sporgassen-Areals", so Weiss. Um die Fläche für die Genossenschaft noch zu vergrößern, könnten außerdem das Böckle-Haus sowie die nebenstehenden Häuser, die ebenfalls schon im städtischen Besitz sind, für die Genossenschaft zur Verfügung gestellt werden. "Das gleiche gilt für die Pinselfabrik und das benachbarte 'Türmle-Haus'. Diese sind zwar noch in Privatbesitz, aber die Besitzer würden meines Wissens die Gebäude verkaufen", so Weiss. Durch den Abriss und Neubau der Bestandsgebäude sowie die Sanierung der denkmalgeschützten und erhaltenswerten Gebäude, zu denen Pinselfabrik, Türmle und Böckle-Haus zählen, so Weiss, könnten schon 20 bis 25 Wohnungen geschaffen werden. Der Großteil der neuen Wohnungen würde dann aber auf dem zweiten Baufeld der Sporgasse entstehen. "Man muss sich die Frage stellen: Was will die Stadt hier? Wohnen und eine Tiefgarage. Und genau das kann die WBG Bretten liefern", so Weiss. Mit dem Erhalt der bestehenden Gebäude im hinteren Bereich der Sporgasse stimmt Weiss auch gegen eine von der Stadtverwaltung geplante Aufweitung des Straßenraums im Bereich der Kreuzung Weißhofer Straße/Sporgasse.
Mediathek in der Weißhoferstraße 2?
Auch die Errichtung einer Mediathek sowie eines Kultursaals auf dem zweiten Baufeld der Sporgasse sieht Weiss nicht unbedingt an dieser Stelle, bietet aber Alternativen. "Im Zuge einer Genossenschaft kann man auch Gemeinschaftsräume schaffen, vielleicht auch einen Veranstaltungsraum." Und für die Mediathek empfiehlt der Brettener Architekt einen gänzlich anderen Standpunkt. "Wenn Mediathek, dann in einem Altbau. Denn dann kann ich diesen durch Landesmittel gefördert sanieren." Er sehe den Bau daher eher im sanierungsbedürftigen Gebäude der Weißhofer Straße 2 mit angeschlossener Steinscheune. "Die Gebäude bieten ausreichend bauliche Möglichkeiten und die Lage ist prädestiniert."
"Die WBG sollte größter Immobilienbesitzer und Vermieter in Bretten werden"
Das Einfluss- und Baugebiet der Genossenschaft sieht Weiss aber nicht nur in der Kernstadt. "Als weiteres Betätigungsfeld würde ich die innerörtliche Entwicklung in Ruit sehen. Man wünscht sich dort Wohnraum und gemeinschaftliche Flächen und somit die Grundsätze der Genossenschaft." Auch in Diedelsheim wären Flächen für die WBG vorhanden, so Weiss. "Dort waren während der Flüchtlingskrise viele Bereiche für Geförderten Wohnbau oder für Folgeunterkünfte vorgesehen." Da diese wohl nicht mehr benötigt würden, wäre es zielführend, wenn ein großer Teil der für Wohnbau vorgesehenen Flächen an die Genossenschaft ginge. "Zudem würde ich in allen kommenden Neubaugebieten Flächen für die Genossenschaft fordern", betont Weiss und schildert seine Vision: "Die WBG sollte größter Immobilienbesitzer und Vermieter in Bretten werden, damit die Wohnungspolitik in einem bürgernahen und bedarfsgerechten Rahmen gesteuert werden kann."
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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