"Bisherige Verdichtung war zu zaghaft"
Grüne setzen auf höhere Verdichtung "Beim Weiherbrunnen" in Bauerbach

Die Brettener Grünen möchten, dass das Neubaugebiet "Beim Weiherbrunnen" in Bauerbach stärker verdichtet wird. Foto: Grüne Bretten
  • Die Brettener Grünen möchten, dass das Neubaugebiet "Beim Weiherbrunnen" in Bauerbach stärker verdichtet wird. Foto: Grüne Bretten
  • hochgeladen von Christian Schweizer

Bretten-Bauerbach (kuna) Bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper, besonders für junge Familien rückt der Traum vom Eigenheim zunehmend in weite Ferne. Auch in ländlichen Bereichen stehen die Chancen schlecht. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und hohe Baupreise kommen erschwerend hinzu. Im Brettener Ortsteil Bauerbach soll nun das Neubaugebiet „Beim Weiherbrunnen“ entstehen. Einfamilienhäuser, aber auch Mehrfamilien-, Reihen- und Doppelhäuser sollen dort zur Heimat für neue Einwohner werden. Doch der Brettener Grünen-Fraktion im Gemeinderat geht das noch nicht weit genug: Sie fordern eine höhere Verdichtung des Wohnraums in diesem Gebiet.

Kommunen richten sich nach Regionalplan

Bei der Planung von Neubaugebieten richten sich die Kommunen nach dem Regionalplan. Der Regionalverband Mittlerer Oberrhein gibt diesen Plan dabei für die Kommunen vor. Darin sind auch sogenannte „Dichtewerte“ vorgegeben. Sie geben vor, wie viele Einwohner es pro Hektar in einem Baugebiet geben soll. Je nach Ort unterscheiden sich die Dichtewerte. In der Kernstadt Bretten, die als "Mittelzentrum" eingestuft wird, gelten derzeit 90 Einwohner pro Hektar. In "Ortsteilen und sonstigen Gemeinden" – hierunter fällt Bauerbach – gilt ein Dichtewert von 50 Einwohnern pro Hektar.
Matthias Proske, Direktor des Regionalverbandes, erklärt gegenüber der Brettener Woche/kraichgau.news, dass es geplant sei, den Wert auf 55 Einwohner pro Hektar zu erhöhen. Er bezeichnet dies als ein „Gebot der Stunde“. Das Ziel sei eine flächen- und ressourcenschonendere Planung der Kommunen.

Dichtewert auf 65 Einwohner pro Hektar erhöhen

Der Brettener Grünen-Stadtrat und Fraktionssprecher Otto Mansdörfer sieht das ähnlich und erklärt: „Gerade in den Gemeinden und Ortsteilen wurde in den letzten 20 bis 30 Jahren sehr verschwenderisch mit Fläche umgegangen.“ Die Grünen haben im Regionalverband daher einen Antrag gestellt, dass der Dichtewert auf 65 Einwohner pro Hektar erhöht werden soll. Und wie Proske erklärt, gebe es gute Chancen, dass dieser Antrag durchgesetzt wird. „Die Verwaltung des Regionalverbandes hat empfohlen, dem Antrag zu folgen,“ berichtet der Direktor.

"Wir stellen Einfamilienhäuser nicht in Frage"

Doch was bedeutet es konkret, wenn die Einwohnerzahl im Bauerbacher Neubaugebiet erhöht wird? Eine Siedlung, die rein aus Einfamilienhäusern besteht, werde dann dort nicht mehr umsetzbar sein, erläutert Proske. Die Gefahr einer übermäßigen Verdichtung sieht Mansdörfer dabei nicht. Er erklärt den konkreten Plan der Grünen-Fraktion am „Weiherbrunnen“ folgendermaßen: Dort könnten Reihenhäuser, kleine Mehrfamilienhäuser mit vier Wohnungen und am Eingang des Gebietes, auf dem dreieckigen Baufeld, jeweils Häuser mit drei Wohnungen (statt der bisher geplanten zwei Wohnungen) entstehen. Damit würde noch viel Raum für mögliche Einfamilienhäuser bleiben, meint Mansdörfer. Und: „Vor allem im Talgrund des Bauerbachs stellen wir Einfamilienhäuser nicht infrage". Mit diesem Plan würde man eine höhere Verdichtung erreichen, als mit bisherigen Planungen der Stadt, die Mansdörfer als „zu zaghaft“ bezeichnet.

"Kein Konfliktpotential aufgrund zu hoher Verdichtung"

Ein Konfliktpotential aufgrund zu hoher Verdichtung gibt es in den Augen Mansdörfers nicht. „Die von uns Grünen vorgeschlagene Verdichtung führt nirgends zu einer zu starken Massierung von Bauvolumen“, verteidigt er. Weder die verstärkte Reihenhausbebauung noch die beiden zusätzlichen Mehrfamilienhäuser würden zu einer Erhöhung der überbaubaren Grundstücksfläche führen. Die Verdichtung ginge laut Mansdörfer „in die Höhe, nicht in die Breite“. Das heißt: Die Geschossflächenzahl soll angepasst werden. Sie gibt vor, wie viel Quadratmeter Geschossfläche je Quadratmeter Grundstücksfläche zulässig sind.

"Unsinnig, wenige Menschen in der Nähe von Haltestelle wohnen zu lassen"

Eine stärkere Verdichtung bringt aus Sicht der Brettener Grünen gleich mehrere Vorteile mit sich. So könnten durch Wohnformen wie Reihen- oder Mehrfamilienhäuser andere Naturflächen unangetastet bleiben. „Diese werden im Klimawandel immer wertvoller, weil sie ausgleichend wirken“, erklärt Mansdörfer. Außerdem verweist der Grüne auf die gute ÖPNV-Anbindung in Bauerbach. „Es ist ziemlich unsinnig, in fußläufiger Entfernung zu einer Stadtbahnhaltestelle nur wenige Menschen wohnen zu lassen“, meint er. Viele junge Familien würden verdichtete Bauformen zudem bevorzugen, da sie billiger seien. „Die Menge der Bauwilligen, die für ein freistehendes Einfamilienhaus geschwind mal 750.000 Euro finanzieren können, ist inzwischen überschaubar“, so der Brettener Grünen-Stadtrat. Ohnehin gebe es unterschiedliche Nachfragebereiche auf dem Wohnungsmarkt, die verschiedene Wohnformen zum Ziel hätten. So beobachte Mansdörfer, dass Wohnungen in Mehrfamilienhäusern zunehmend „Riesenbalkone, aber keinen Garten“ hätten.

"Mehrfamilienhäuser sind nicht automatisch sozialer Wohnungsbau"

Dennoch ist ihm klar: „Mehrfamilienhäuser sind nicht automatisch sozialer Wohnungsbau, sondern können Eigentumswohnungen oder frei finanzierte Mietwohnungen sein, in denen wohl betuchte Leute wohnen.“ Weiterhin meint er: „Sozialer Wohnungsbau wäre sicherlich auch im Weiherbrunnen sehr zu begrüßen.“ Dafür hätte die Stadt auf Initiative der Grünen-Fraktion ein Förderprogramm aufgelegt. Mit 65 Einwohnern pro Hektar könnten die Menschen in Bauerbach „immer noch unter sehr guten Wohn- und Lebensverhältnissen leben“, sind sich die Grünen in Bretten sicher. Mansdörfer holt aus und erklärt: „Ein Blick in das klassische Land der Reihenhäuser – nach England – zeigt, dass wir mit unserem Vorschlag noch weit unter den dortigen Dichtewerten bleiben.“ Außerdem würde eine höhere Einwohnerzahl in Bauerbach zu einer besseren Auslastung der sozialen Infrastruktur im Ort durch jüngere Menschen führen. "Das ist dringend notwendig, da die Bevölkerung in Bauerbach demografisch stark altert“, meint Mansdörfer.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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