Helga Essert-Lehn aus Oberderdingen berichtet von ihrer Skandinavien-Reise, Teil 9: Berge und Meer – entlang der schönsten Küstenstraße Norwegens, Mosjøen und Trondheim
17. Juni
Au weh, ausgerechnet heute regnet es. Wir sitzen schon um 7.00 Uhr am Frühstückstisch und möchten heute über die „Kystriksveien“ nach Mosjoen fahren.
Es soll eine der schönsten Küstenstraßen in Norwegen sein, entlang der Fjorde vorbei am Svartisen Gletscher, um uns anschließend südwärts über den Polarkreis zu führen. Wir fahren noch einmal über die Brücke am Saltstraumen und sehen den Gezeitenstrom in Richtung Meer fließen. Die ausgewählte Strecke ist nur ein Teil der Kystriksveien, die von Bodø nach Steinkjer führt. Die reine Streckenlänge beträgt 650 km über die RV17 und beinhaltet mehrere Fährfahrten. Es ist so, wie uns die freundliche und sehr mitteilsame Angestellte im Frühstücksraum des Hotels erzählt: Die Straßen sind glitschig, Wasser steht in den Senken und der permanente Regen scheint die Fahrt zu einer langsamen und anstrengenden Sache werden zu lassen. Insgesamt drei Fähren müssen wir nehmen und sind froh, dass wenigsten dieser Teil der heutigen Reise ohne längere Wartezeiten klappt. Trotz schlechten Wetters ist die Gletscherzunge Engenbreen, Teil des Svartisen-Gletschers gut zu sehen. Es gibt mehrere Haltepunkte, die eine Sicht auf diesen niedrigstgelegenen Gletscher des europäischen Festlandes möglich machen.
Mit der zweiten Fähre wird das Wetter besser. Die Sonne bahnt sich vorsichtig ihren Weg durch die Wolken. Die Straße führt entlang stiller Fjorde, hoher Berge, und kleiner Dörfer. Es ist eine Fahrt abseits des Massentourismus und wieder begegnen uns nur wenige Urlauber. Die Strecke ist abwechslungsreich und ständig möchte man anhalten, um zu entdecken wie Berge ins Meer fallen, sich in glatter See spiegeln, Wolken über die Gipfel wie Tischtücher gleiten und immer wieder das Farbenspiel genießen. Den Polarkreis überqueren wir auf der Fähre. Mosjoen, unser nächstes Etappenziel ist die älteste Stadt der Provinz Helgeland und befindet sich in der Mitte Norwegens. Unsere Unterkunft, das Fru Haugans Hotel ist das älteste Hotel Nordnorwegens, 1794 errichtet und liegt direkt im historischen Stadtteil Sjøgata. Die bunten Häuser aus dem 19. Jahrhundert schaffen eine besondere Atmosphäre in der Stadt. Alles ist von Kunst und Musik geprägt. Zahlreiche Festivals, Museen, Ausstellungen lassen sie lebendig und modern wirken. Man könnte stundenlang zwischen den Häusern und am Fluss Vefsna entlang diesen Stadtteil erkunden und würde immer wieder neue Details entdecken.
18. Juni: Auf dem Weg nach Trondheim
Und wieder verändert sich die Landschaft. Grüne Wiesen mit zahlreichen Blumen, Wäldern, Bergen und Flüssen, die unseren Weg begleiten. Oder ist es immer wieder der gleiche Fluss? Wir verlieren schnell den Überblick angesichts der zahlreichen Wasserfälle, reißenden Stromschnellen oder Staustufen, die wir zu sehen bekommen. Der Verkehr wird mehr und viele Reisebusse und Wohnmobile begegnen uns. Darauf müssen wir uns nach dieser langen Zeit auf fast einsamem Wegstrecken erst einstellen. In Staunen versetzt uns der Wasserfall Laksforsen (Lachsfall) bei Trofors. Der 17 m hohe Wasserfall beeindruckt weniger durch seine Höhe als durch die Kraft der Wassermassen, die hier durchfließen. Er gilt als der wasserreichste Wasserfall Europas. Fotografieren von der Terrasse des Restaurants kostet hier zum ersten Mal auf unserer Reise Geld. Wir sehen niemanden auf der Terrasse stehen. Geht man ein paar Schritte zu Fuß hat man einen ebenso guten Blick auf den Wasserfall. An einer Staustufe des Flusses Namsen machen wir Rast. Der Namsen, auch König der Flüsse genannt ist einer der besten Lachsflüsse Norwegens. Beeindruckend stürzen hier riesige Wassermassen über die Felsen. Die junge Bedienung am Tresen nimmt es gelassen: Die Schneeschmelze sei schuld daran, aber es sei für sie das sichere Zeichen, dass der Sommer vor der Tür steht und das wollen doch alle hier.
Die Fahrt dauerte durch die zahlreichen Stopps länger als erwartet, was uns nicht die Ruhe nimmt, denn in Trondheim waren wir schon einmal vor einigen Jahren. Wir besuchen den Dom, in dem gerade eine Messe abgehalten wird, schlendern, allerdings bei einsetzendem Regen, an den alten Lagerhäusern im Hafen entlang und flüchten schließlich in das Bistro „Folk & Fe“ direkt an der Brücke. Eine Kleinigkeit für den Magen wird zum Gaumenschmaus und das Gespräch mit dem aufmerksamen Besitzer zum absoluten Vergnügen an diesem Abend.
Wenn Sie weitere Teile des Reiseberichts lesen möchten, klicken Sie einfach auf unsere Themenseite: Skandinavien-Rundreise
Autor:Helga Essert-Lehn aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.