Biotopschutz und ökologische Bewirtschaftung
Insektenmonitoring in Baden-Württemberg

Ein Esparsetten-Widderchen. | Foto:  LUBW/T. Bittner
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Karlsruhe (kn) Die im Jahr 2018 begonnenen landesweiten Insektenkartierungen unter Federführung der LUBW (Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg) wurden nun erstmals für alle Probeflächen ausgewertet. Die Ergebnisse wurden heute bei einem gemeinsamen Pressegespräch von Umweltministerin Thekla Walker mit der LUBW vorgestellt.

"Die Ergebnisse sind ermutigend. Wir sind auf dem richtigen Weg. Es hat sich mehr als gelohnt, dass wir mit dem Insektenmonitoring bundesweit Maßstäbe gesetzt haben und noch weiter setzen werden, indem wir auch Naturschutz und Landwirtschaft gemeinsam an einen Tisch gebracht haben", sagte Umweltministerin Thekla Walker heute in Stuttgart. Die Untersuchungen würden deutlich zeigen, dass Biotope und die Vernetzung der Landschaft für Insekten und andere Lebewesen wichtig seien. "Die Entscheidung von Landwirten weniger Pestizide einzusetzen, wirkt sich auf den untersuchten Flächen positiv aus. Eine ökologische Bewirtschaftung führt für bestimmte Insekten, wie Laufkäfer, zu einer deutlich messbar besseren Entwicklung. Die Ergebnisse bestätigen uns, den eingeschlagenen Weg in beschleunigtem Tempo weiterzugehen", fasste Ministerin Walker die gewonnenen Erkenntnisse zusammen.

Tagfalter und Widderchen brauchen hochwertige Lebensräume

"Die Gruppe der Tagfalter und Widderchen ist ein guter Zeiger dafür, ob Insekten in einer Landschaft genügend hochwertiger Lebensraum zur Verfügung steht" ergänzte Ulrich Maurer, Präsident der LUBW, das Vorgehen. Und weiter: "Unsere Untersuchungen zeigen: Bereits ein Anteil von 10 bis 20 Prozent gesetzlich geschützter Biotope in der normalen Kulturlandschaft des Offenlandes erhält unsere typischen tagaktiven Schmetterlinge. Positiv wirkt sich zudem der Verzicht auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutz- und Düngemittel aus. Lebensräume für anspruchsvollere Arten finden sich dagegen fast ausschließlich in Schutzgebieten." Tagfalter und Widderchen seien sehr mobil und besiedelten verschiedenste Lebensräume. Sie stehen stellvertretend für weitere Artengruppen mit ähnlichen Ansprüchen an die Landschaft. "Entsprechend kommen die genannten Maßnahmen einem breiten Spektrum von Insekten zugute", so Maurer.

Ökologische Bewirtschaftung fördert Laufkäfer

Im Gegensatz zu Schmetterlingen sind Laufkäfer weniger mobil und bewegen sich kaum über ihren Lebensraum hinaus. Sie sind ein guter Indikator für den Zustand der von ihnen besiedelten Biotope wie Äcker, die im Monitoring untersucht wurden. Laufkäfer ernähren sich meist räuberisch. Sie sind auf intakte Böden und Lebensgemeinschaften angewiesen und reagieren empfindlich auf zu starke Bewirtschaftung, sowohl im Hinblick auf die Artenzahl als auch auf die Menge der Individuen.
"Durchschnittlich 9 Prozent der ausgewerteten Flächen wurden ökologisch bewirtschaftet. Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass sich bereits dieser Anteil günstig auf die Bestände der Laufkäfer auswirkt. Das hat uns positiv überrascht", erklärte Maurer. 

Monitoring wird fortgesetzt

Um mittelfristig Aussagen zur Entwicklung der Vielfalt der Insekten treffen zu können, werden weitere Gruppen von Insekten mit unterschiedlichen Ansprüchen im baden-württembergischen Monitoring berücksichtigt. Die Kombination der vorliegenden Daten zur Landnutzung, darunter auch die Bewirtschaftung der Landfläche, mit den erfassten Insektenbestände sollen Rückschlüsse auf Wechselwirkungen ermöglichen. "Die erste Auswertung der Daten aller Probeflächen hat die Eignung der gewählten Insektengruppen für das Monitoring bestätigt. Die präsentierten Ergebnisse sind belastbar", so Maurer. Mit der Fortsetzung des Insektenmonitorings könne man nun nicht nur verfolgen, wie sich die Bestände der untersuchten Insektengruppen verändern, "sondern wir können auch die Wirkung der ergriffenen Maßnahmen bewerten".

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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