Kindergarten bleibt in der Ortsmitte: Gemeinderat Bretten stimmt für Um- und Neubau des Krabbennests in Ruit
Selten hat es in der jüngeren Vergangenheit des Gemeinderats Bretten einen solchen Trommelwirbel für einen Tagesordnungspunkt gegeben wie beim "Antrag zur Aufhebung des Beschlusses zum Umbau/Erweiterung und Neubau Kinderkrippe Krabbennest Ruit".
Bretten (swiz) Selten hat es in der jüngeren Vergangenheit des Gemeinderats Bretten einen solchen Trommelwirbel für einen Tagesordnungspunkt gegeben wie beim "Antrag zur Aufhebung des Beschlusses zum Umbau/Erweiterung und Neubau Kinderkrippe Krabbennest Ruit". Letztendlich stimmte der Rat am gestrigen Dienstag einstimmig für den von der Verwaltung favorisierten Um- und Neubau am alten Standort an der Knittlinger Straße. Doch der Entscheidung im Rat zwischen Bau am alten Standort und Neubau neben der Grundschule war eine emotionale und kontroverse Debatte vorausgegangen, die von rund 40 nicht minder stark engagierten Zuschauern verfolgt wurde.
Neubau und Sanierung am alten Platz
Zu Beginn der Debatte skizzierte Bürgermeister Michael Nöltner noch einmal das von der Verwaltung geplante Vorhaben. Demnach soll das einstöckige Gebäude des bestehenden Kindergartens bis auf die Bodenplatte abgerissen und durch einen modernen Neubau ersetzt werden. Das nebenstehende zweistöckige Gebäude wird kernsaniert und beherbergt nach der Sanierung die Besprechungsräume der Erzieherinnen und die Sanitäranlagen.
300 Quadratmeter mehr Freifläche durch Grundstückskauf
Überraschend zog Nöltner dann noch eine bisher unbekannte Planung der Gemeinde aus dem Hut. Man habe sich die Argumente Verkehrssicherheit und mangelnder Platz auf dem Spielareal zu Herzen genommen. "Wir könnten das Nachbargrundstück zum Kindergarten erwerben und somit 300 Quadratmeter mehr Freifläche schaffen", so Nöltner. Außerdem solle es in der Straße Am Hohlebaum zukünftig eine Einbahnstraßenregelung sowie zusätzlich Haltebuchten geben. Dies soll die Verkehrssituation entspannen. "Am Schluss haben wir einen Kindergarten, der sich auch vor einem kompletten Neubau nicht verstecken muss", betonte der Bürgermeister. Was folgte, war eine emotionale Debatte, in der schon deutliche Wahlkampftöne zu vernehmen waren.
Einbußen bei Gewerbesteuer in Höhe von fast 5 Millionen Euro
Diese Debatte sowie die Ankündigung des OB, der städtische Haushalt habe überraschend Einbußen bei der Gewerbesteuer in Höhe von fast 5 Millionen Euro zu verkraften, veranlassten den Ortsvorsteher von Ruit und CDU-Stadtrat, Aaron Treut - maßgebliche Triebfeder beim Engagement für einen Neubau an der Grundschule - am Schluß zu der Äußerung: "Manchmal muss man nachgeben, um nach vorne zu schauen". Er stimme daher notgedrungen für den Umbau am alten Standort, forderte diesbezüglich aber eine schnelle Lösung und eine unbedingte Verbesserung der Verkehrssituation. Man habe das Projekt im Haushalt 2019 veranschlagt und strebe einen Baubeginn Ende des laufenden Jahres an, betonte daraufhin Nöltner.
"Finanzierung ist beim Neubau nicht sicher gestellt"
Zuvor hatte sich Ute Kratzmeier (Bündnis 90/Die Grünen) ebenfalls für den Bau am bestehenden Standort ausgesprochen. "Die Finanzierung ist beim Neubau nicht sicher gestellt", führte sie an. Zudem könne auch die Verkehrssituation auf der grünen Wiese Gefahren bergen. "Wir sollten nicht versuchen den Verkehr zu optimieren, sondern zu minimieren." Auch Heidemarie Leins (FWV) sprach sich für den Erhalt des alten Standorts aus. „Es gibt einen massiven Kostenunterschied zum Neubau an der Schule, und es würde dort kein Kindergartenplatz mehr geschaffen.“ Zudem sei die Nähe der Grundschule zum Kindergarten nicht förderlich, denn die Kinder könnten dort nicht so laut sein wie sie wollten. „Und schreien gehört eben dazu.“ Hermann Fülberth (Linke) kritisierte indes die Verwaltung. Die neuen Fakten, die Bürgermeister Nöltner eingangs präsentiert hatte, hätte man früher gebraucht, so Fülberth.
Auch CDU ist contra Treut
Kein Rückenwind erhielt Neubau-Befürworter Treut aber auch von der eigenen CDU-Fraktion. Die Meinung der CDU-Fraktion unterscheide sich von der Meinung Treuts in einigen Punkten, erklärte Kurt Dickemann. Er verstehe den Einsatz seines Fraktionskollegen als Ortsvorsteher und Vater, allerdings sei er auch ein bisschen übermotiviert. „Wir müssen unsere Gesamtstadt im Auge behalten und es ist unsere Pflicht, von dieser Schaden fernzuhalten“, so Dickemann.
SPD will Neubau "irgendwo im Ort"
Gänzlich anderer Meinung war hingegen die SPD-Fraktion. Sie befürworte weder den Umbau am alten Standort, noch den Neubau an der Grundschule, gab Birgit Halgato zu verstehen. „Wir sind für einen Neubau in Ruit, aber an einem anderen Standort.“ Genau verorten konnte die Fraktion das in Frage kommende Areal aber nicht. „Unten im Dorf“, hieß es dazu lediglich von SPD-Sprecherin Renate Knauss. Der Antrag der SPD für einen entsprechenden Neubau wurde allerdings mit klarer Mehrheit abgelehnt.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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