Interview mit Gondelsheimer Bürgermeister
"Knappes und sehr teures Gut"

Zwei Drittel des bisherigen Stromverbrauchs in der Saalbachhalle soll mit neuer LED-Beleuchtung eingespart werden – davon sind Markus Rupp (rechts) und Ralf Ferentschik, Hausmeister der Gemeinschaftsschule und Saalbachhalle, überzeugt. Foto: hk | Foto: hk
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  • Zwei Drittel des bisherigen Stromverbrauchs in der Saalbachhalle soll mit neuer LED-Beleuchtung eingespart werden – davon sind Markus Rupp (rechts) und Ralf Ferentschik, Hausmeister der Gemeinschaftsschule und Saalbachhalle, überzeugt. Foto: hk
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Gondelsheim (hk) Mit der Umrüstung der Saalbachhalle auf LED-Leuchten hat die Gemeindeverwaltung Gondelsheim eine erste Antwort auf die aktuelle Energiekrise mit unsicherer Gasversorgung und explodierenden Gas- und Strompreisen gegeben. Mit diesem Schritt ist auch ein Punkt des kürzlich aufgestellten 28-Punkte-Maßnahmenplans zur Energieeinsparung für die kommunalen Einrichtungen der Gemeinde umgesetzt. Bürgermeister Markus Rupp spricht im Interview darüber, wo die Gemeinde weitere Potenziale zur Energieeinsparung sieht.

Herr Rupp, wie ist der 28-Punkte-Maßnahmenplan zur Energieeinsparung entstanden?
Ich habe die Zeit, in der ich im Urlaub war, genutzt, um in Ruhe darüber nachzudenken, was wir als Gemeindeverwaltung tun können. Als ich zurückkam, habe ich mein Team zusammengetrommelt. So ist unser 28-Punkte-Programm entstanden, das natürlich beliebig ergänzt werden kann. Der Maßnahmenplan ist nicht statisch. Auch im Nachklang haben wir über Institutionen wie den Städte- und Gemeindetag oder die Energie- und Umweltagentur des Landkreises Karlsruhe weitere Anregungen erhalten. Trotzdem bin ich stolz auf mein Team, weil wir das meiste innerhalb der Verwaltung erarbeitet haben.

Wie sieht der Plan im Detail aus?
Am Rathausplatz haben wir seit vielen Jahren einen Wärmeverbund mit einer Holzhackschnitzelanlage, an den das Rathaus, der Bauhof, die Saalbachhalle, der Evangelische Kindergarten und die Alte Schule angeschlossen sind. Bisher haben wir bei Spitzen- und Schwachlast auf Gas gesetzt und die Grundlast mit Hackschnitzeln abgedeckt. Jetzt sind wir auf die alleinige Befeuerung mit Holzhackschnitzeln umgestiegen, um Geld und Gas zu sparen.

Welche Maßnahmen haben Sie noch umgesetzt?
Thermostate mit smarter Temperaturfühlung und Programmierung, provisorische Dämmung zwischen Heizkörper und Gebäudeaußenwand sowie die Dämmung von Heizungsrohren in den Nebenräumen ermöglichen es uns im Rathaus den Energieverbrauch zu reduzieren. Den alten Kühlschrank im Sozialraum der Mitarbeiter haben wir durch einen neuen, energieeffizienten Kühlschrank ausgetauscht. Die Warmwasserboiler an den Hand-Waschtischen haben wir ausgeschaltet. Wir werden auch versuchen, Brückentage zu nutzen, um das Rathaus mal zu schließen. Und wo wir dort noch keine LED-Beleuchtung haben, werden wir sie entsprechend umstellen. Außerdem haben wir angefangen, im Amtsblatt und natürlich auch auf Social Media die Bevölkerung für diese Themen zu sensibilisieren.

In der Saalbachhalle ist die Umrüstung von Quecksilberdampf-Leuchten auf LED-Leuchten ja bereits geschehen.
Richtig. Künftig werden wir dadurch etwa 66 Prozent Strom einsparen. Zusätzlich haben wir nun eine bessere Lichtqualität und können das Licht dimmen. Dort werden wir die Raumtemperatur auch senken und Bewegungsmelder installieren, um zum Beispiel die Leuchten in den Fluren zu regulieren.

Das Rathaus ist denkmalgeschützt. Gestaltet es sich dort schwieriger, etwas umzusetzen?
Das Rathaus ist unter energetischen Gesichtspunkten nicht vergleichbar mit einem Neubau, wie zum Beispiel in Walzbachtal. Der Speicher in unserem Haus beispielsweise ist in einem ungedämmten Zustand. Dort werden wir die historischen Türen von innen isolieren, damit es keine Kaltluftbrücken mehr gibt. Es ist zu begrüßen, dass das Land umdenkt und es künftig hoffentlich möglich sein wird, Photovoltaik-Anlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden wie dem Rathaus einzusetzen. Wenn durch diese Maßnahme die Qualität des Denkmals beeinträchtigt wird, wie es zum Beispiel beim Schloss Gondelsheim der Fall wäre, geht das natürlich nicht.

Während der Heizperiode empfiehlt der Gesetzgeber in öffentlichen Gebäuden eine Raumtemperatur von 20 Grad …
… und sollte der Gesetzgeber noch tiefer gehen, tun wir das auch. Bekanntermaßen wird rund sechs Prozent Energie gespart, wenn die Temperatur nur um ein Grad Celsius gesenkt wird.

Gilt das auch für die Gemeinschaftsschule?
Ja, wir werden auch dort die Raumtemperatur anpassen müssen, was natürlich auch an die Eltern kommuniziert wird. Die Schule hat zudem ein Blockheizkraftwerk auf Gas-Basis in Betrieb – dazu werden wir uns Gedanken machen und uns mit der Frage beschäftigen müssen, auf welcher Basis wir die Schule künftig beheizen können, wenn Gas weiterhin ein knappes und sehr teures Gut bleibt. In der Schule haben wir auch noch das Problem, dass sich manche Maßnahmen nun beißen. In den Klassenzimmern stehen Luftreiniger. Wie kann man angesichts dessen Strom sparen und gleichzeitig verhindern, dass die Corona-Pandemie verschärft wird? Es gibt Widersprüche, die kann man nur schwer lösen. Aktuell werden wir die Luftreiniger nicht einschalten, wenn es nicht notwendig ist. Wenn die Corona-Pandemie jedoch im Herbst wieder große Probleme bereiten sollte und die Schließung der Schule droht, dann müssen wir meiner Meinung nach, die Luftreiniger wieder einschalten.

Gab oder gibt es auch Punkte, die noch zur Diskussion stehen?
Ja, die Straßenbeleuchtung. Da müssen natürlich auch Sicherheitsaspekte berücksichtigt werden. Darüber sind wir mit der EnBW im Gespräch. Einspareffekte lassen sich etwa durch die Reduzierung, beziehungsweise das Abschalten der LED-Straßenbeleuchtung zum Beispiel in den Nachtstunden erzielen.

Die umgesetzten Maßnahmen sind durchaus proaktiv. Ist das auch Ihr genereller Führungsstil?
Zu meiner Aufgabe als Bürgermeister gehört es, Entwicklungen zu erkennen und Herausforderungen frühzeitig anzugehen. Es war mir immer wichtig, dass wir als Gemeinde unseren eigenen Weg gehen und dass Gondelsheim immer mit an der Spitze von Entwicklungen steht. Wir haben auch viele Anfragen von anderen Gemeinden bekommen, ob wir unseren Maßnahmenplan teilen können, wobei natürlich viele Punkte sehr ortsspezifisch sind. Wir sind aber keineswegs missionarisch unterwegs, um alle von unseren 28 Punkten zu überzeugen (lacht). Aber ich würde mir sehr wünschen, dass zumindest die Gondelsheimer Bürger diesen Weg mitgehen, jeder auf seine Weise.

Zwei Drittel des bisherigen Stromverbrauchs in der Saalbachhalle soll mit neuer LED-Beleuchtung eingespart werden – davon sind Markus Rupp (rechts) und Ralf Ferentschik, Hausmeister der Gemeinschaftsschule und Saalbachhalle, überzeugt. Foto: hk | Foto: hk
Bürgermeister Markus Rupp im Interview. | Foto: privat
Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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