Öffentlicher Stromkasten am Brettener Marktplatz wurde angezapft
Laden am Markt?
Bretten (bea) Sonntagmorgen gegen 8.15 Uhr. Ein Hybridfahrzeug steht auf dem Marktplatz in Bretten und ist an dem Stromkasten für Marktbeschicker angeschlossen. „Ich habe mir gedacht, dass es doch nicht sein kann, dass ein Privatmensch sich am öffentlichen Strom bedient“, erklärte die Brettenerin Susanne Gauß gegenüber dieser Zeitung. Daraufhin habe sie bei der Polizei angerufen. „Ich finde es ist eine Sauerei, dass jemand so etwas macht“, sagt Gauß. Zu diesem Zeitpunkt wusste sie noch nicht, zu welcher Person das Fahrzeug gehört. Doch die Polizei habe den Fall nicht vor Ort aufgenommen, sondern den Delinquenten lediglich angerufen, sagt sie. Kurz darauf sei der Brettener Gemeinderat Ingo Jäger zum Auto gegangen und habe dieses vom Marktplatz gefahren.
"Zum Stromtanken gibt es Ladesäulen"
"Zum Stromtanken gibt es Ladesäulen. Und als Gemeinderat hat er eine zusätzliche Vorbildfunktion", sagt Gauß. Da ihrer Meinung nach der Vorfall die Polizei nicht interessierte, rief Gauß am Montagmorgen beim Ordnungsamt an. Dort habe man ihr gesagt, dass das Amt nicht zuständig sei, da es sich möglicherweise um Diebstahl handele und dafür die Polizei zuständig sei. In dieser Hinsicht gebe es viele Facetten, bestätigt Amtsleiter Simon Bolg auf Nachfrage. Es könnte auch sein, dass es sich lediglich um eine Unterschlagung handele, daher müsse die Angelegenheit zuerst genau überprüft werden. In jedem Fall gehörten die Stromkästen in den Verantwortungsbereich des Liegenschaftsamts, so Bolg. Auch Stefan Kleck, Geschäftsführer der Stadtwerke, bestätigte auf Anfrage der Brettener Woche/kraichgau.news, dass die Kosten für den Strom des Marktkastens durch die Stadt Bretten beglichen würden.
"Ich werde es nicht mehr machen"
Auf diese Situation angesprochen, sagte Oberbürgermeister Martin Wolff, dass es per se nicht erlaubt sei, an einer fremden Steckdose Strom zu entnehmen. Ebenfalls sei der Stromkasten auf dem Marktplatz keine offizielle Ladestelle für E-Autos oder Hybridfahrzeuge. Ob der Kasten vor fremdem Zugriff geschützt sei, müsse er überprüfen. Weiterhin müsse man sich überlegen, welcher Schaden entstanden sei, schließlich müsse man auch die Verhältnismäßigkeit zum Verwaltungsaufwand sehen. Daher wolle Wolff nichts unternehmen, bevor er nicht Beweise, wie ein Foto mit Datum und Uhrzeit, vorliegen habe. Auf den Vorfall angesprochen, bekannte sich Jäger direkt schuldig: "Ich habe einen Fehler gemacht." Eigentlich habe er ein Stromkabel aus dem Geschäftskeller zu seinem Fahrzeug legen wollen, doch in seiner Eile habe er sein Auto am Sonntagmorgen einfach am Stromkasten angeschlossen und rund 30 Minuten getankt. Als Erklärung führt er an, dass er versuche in der Innenstadt rein elektrisch zu fahren. Die Ladesäule beim Lidl sei außer Betrieb gewesen. Für seine bislang gefahrenen 600 Kilometer habe er lediglich zwei Liter Benzin getankt. "Ich werde es nicht mehr machen", sagt Jäger.
Autor:Beatrix Drescher aus Bretten |
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