"Sehe jeden Tag, was ich erreicht habe"
Lisa Masch macht eine Ausbildung zur Stahlbetonbauerin

Lisa Masch hat eine ungewöhnliche Berufswahl getroffen: Sie lässt sich zur Stahlbetonbauerin ausbilden. Foto: ger
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Bretten (ger) Stahlbetonbau – das ist gewiss keine Tätigkeit, die jungen Frauen in den Kopf kommt, wenn sie über ihre Berufswahl nachdenken. Auch Lisa Masch aus Walzbachtal begann nach der Schule erst einmal eine Ausbildung im Einzelhandel. Dabei war sie als Tochter eines Dachdeckers schon von Kindesbeinen an mit handwerklichen Tätigkeiten vertraut. „Als Kind habe ich schon viel gewerkelt“, erinnert sich die 21-Jährige. Eine Ausbildung im Baugewerbe hatte sie für sich aber vor allem aus einem Grund ausgeschlossen: Bei Wind und Wetter draußen zu sein, dieser Aspekt schreckte sie ab.

Im Praktikum sehr gut aufgenommen

Dennoch ließ der Gedanke sie nicht los, und so löcherte sie ihren Zwillingsbruder Lukas, der sich für die Ausbildung zum Stahlbetonbauer entschieden hatte, was er da genau mache. Der Abwechslungsreichtum, den Lukas schilderte, sprach sie besonders an. Sie informierte sich gründlich über den Beruf und machte ein Praktikum in diesem Bereich bei der Brettener Traditionsfirma Harsch, wo auch ihr Bruder arbeitet. Dort wurde sie sehr gut aufgenommen: „Ein Kollege, Adriano, hat mir von Anfang an ganz viel gezeigt“, erinnert sie sich. Für sie war es dann keine Frage mehr, dass sie sich für die Ausbildung entschied. Inzwischen ist sie im zweiten Lehrjahr bei Harsch und ist restlos überzeugt von der Richtigkeit ihrer Entscheidung.

Selbstbewusst im Baugewerbe

In ihrer Ausbildung ist Lisa Masch von Anfang an voll und ganz auf dem Bau dabei. Sie macht Schalungen, steuert Radlader und Mini-Bagger, flechtet Eisen oder bedient die Flex. „Ich sehe jeden Tag, was ich erreicht habe“, sagt Lisa Masch. Das sei für sie neben der Abwechslung des Berufs der Aspekt, der ihr am besten gefällt. „Es ist toll, wenn ein Gebäude fertig ist, und man weiß, dass man an diesem Projekt beteiligt war.“ Ihr Tipp für alle jungen Menschen, die einen solchen Beruf anstreben: „Man muss interessiert sein, dann ist man auf jeder Baustelle willkommen.“ Sie selbst sei sehr neugierig, wolle immer wissen, was die Kollegen machen, und probiere dann alles selbst aus.

Und wie ist es auf dem Bau als junge, hübsche Frau unter lauter Männern? „Ich fühle mich wohl“, sagt Lisa Masch schlicht und strahlt. Natürlich müsse sie sich auch mal durchsetzen oder auf den einen oder anderen blöden Spruch reagieren. Dabei helfe ihr, dass sie schlagfertig und selbstbewusst ist. „Dass ich da bin, bringt auch einen frischen Wind rein bei den Männern“, schmunzelt sie. Nur die Mitarbeiter von Subunternehmen würden etwas nerven. Von ihnen würde sie immer unterschätzt. „Da muss ich mehrfach sagen, dass ich das allein kann und dass ich weiß, was ich tue.“

Teamarbeit, Kreativität und Karrierepläne

Wie sich herausgestellt hat, ist die Witterung gar kein großes Problem. Sowohl an die Kälte und Nässe im Winter, als auch an die Hitze im Sommer habe sie sich schnell gewöhnt. Dass sie nicht ganz so stark ist, wie mancher männliche Kollege, sei ebenfalls kein Nachteil. „Auf dem Bau arbeitet niemand allein, hier ist immer Teamarbeit gefragt“, betont sie. Beim Setzen oder Ausschalen von großen Schaltafeln fragt sie dann eben um Hilfe. Ein netter Nebeneffekt: Durch die Arbeit habe sie selbst auch schon mehr Muskeln aufgebaut.

Die Kreativität der Arbeit sei ein großes Highlight für sie: „Wenn man selber Schalungen gebaut und die dann betoniert hat, ist das immer wie ein Überraschungsgeschenk“, findet sie. Außerdem schätzt sie an dem Job, dass er sich immer weiterentwickelt und gleichzeitig demjenigen, der ihn ausübt, Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Wenn sie die dreijährige Ausbildung abgeschlossen hat, will sie zwei Jahre Erfahrungen auf Baustellen sammeln und dann den Meister machen oder die Weiterbildung zum Vorarbeiter/Polier einschlagen. „Die Verantwortung für eine Baustelle zu tragen, würde mir gefallen.“

Karriereperspektiven und Familienplanung

Auch ein Studium zur Bauleitung wäre denkbar und, für die weitere Zukunft, zum Beispiel in der Familienphase, gäbe es auch die Möglichkeit, im Bereich Koordination und damit nicht mehr unmittelbar auf der Baustelle zu arbeiten. Eins steht für Lisa Masch aber fest: Wenn sie mal Kinder hat, muss ihr Partner die Betreuung mit übernehmen, denn ihren Job möchte sie nicht aufgeben.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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