Gesundheitsamt analysiert Infektionslage im Stadt- und Landkreis Karlsruhe
Mutationen bereiten weiter Schwierigkeiten - "Diffuses Infektionsgeschehen"

Der landesweite Lockdown hat auch im Stadt- und Landkreis Karlsruhe Wirkung gezeigt. | Foto: Duris Guillaume - stock.adobe.com
  • Der landesweite Lockdown hat auch im Stadt- und Landkreis Karlsruhe Wirkung gezeigt.
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Landkreis Karlsruhe (kn) Der landesweite Lockdown hat auch im Stadt- und Landkreis Karlsruhe Wirkung gezeigt. Beliefen sich die Sieben-Tage-Inzidenzen am 20. Dezember in der Stadt mit 151,6 und im Landkreis mit 224 auf einem Höchststand, sind die Zahlen seither kontinuierlich gesunken und in der Stadt am 17. Februar auf die Marke 35,9 und im Landkreis am 2. März auf die Marke 50,1 gefallen. Seitdem wachsen die Zahlen allerdings wieder an: aktuell auf 77,9 in der Stadt und auf 75,5 im Landkreis (Stand 10. März) - mit steigender Tendenz.

132 positive Tests im Fleischwerk in Rheinstetten

In einem Schreiben des Landratsamts analysiert das Gesundheitsamt die derzeitige Corona-Lage im Stadt- und Landkreis differenziert. "Ein großer Ausbruch ist aktuell lediglich bei Beschäftigten des Edeka-Fleischwerks in Rheinstetten zu verzeichnen. 132 Tests waren positiv; nach dem Wohnortprinzip entfallen davon auf das Stadtgebiet 62 und auf den Landkreis fünf Fälle, viele Mitarbeiter wohnen in benachbarten Landkreisen", so das Amt. Selbst wenn man aber dieses Infektionsgeschehen bei Edeka unberücksichtigt lasse, verbleibe eine Inzidenz von deutlich über 50. Das Infektionsgeschehen an den Pflegeheimen sei dagegen deutlich rückläufig. "Mit Ausnahme zweier Heime mit 18 beziehunsgweise zehn positiven Fällen sind diese Einrichtungen nur noch vereinzelt und im niedrigen einstelligen Bereich betroffen. Die Zahl der Verstorbenen ist stark zurückgegangen, ebenso die schweren Krankheitsverläufe in diesem Bereich", heißt es in der Analyse des Gesundheitsamts.

Impfteams kommen auch in Städte und Gemeinden

Dies führt das Gesundheitsamt auch auf den Einsatz der mobilen Impfteams in den Pflegeheimen zurück. Sobald deren Arbeit in den Heimen beendet ist, sollen die Teams dann in die Städte und Gemeinden fahren, um vor Ort Menschen zu impfen, die 80 Jahre oder älter sind. Mit zunehmender Öffnung der Schulen und Kindertageseinrichtungen würden auch dort wieder mehr Infektionen beobachtet, bisher jedoch zumeist nur Einzelfälle oder kleinere Ausbrüche, erklärt das Amt in seiner Analyse weiter. "Die Ausweitung der Impfberechtigung auf das Lehrpersonal und Beschäftigte an Schulen sowie das Betreuungspersonal an Kindertagesstätten und weitere Personengruppen lässt weitere positive Wirkungen erwarten, allerdings erst in einigen Wochen."

"Impfzentren arbeiten reibungslos"

Weitgehend reibungslos würden die Impfzentren arbeiten, so das Gesundheitsamt. "Abgesehen von den nach wie vor bestehenden Schwierigkeiten, einen Impftermin zu ergattern, werden im Zentralen Impfzentrum seit Weihnachten und in den Kreisimpfzentren seit Ende Januar zuverlässig Impfungen verabreicht." Sämtlich zur Verfügung stehender Impfstoff sei bereits verimpft oder fest verplant. Sobald mehr Impfstoff zur Verfügung stehe, könnten die Kapazitäten ausgeweitet werden. "Auch die angekündigte Belieferung von Hausärzten mit Impfstoff wird zur Entspannung beitragen."

"Rasante Zunahme der Virusmutationen"

Schwierigkeiten bereiten dem Gesundheitsamt allerdings nach eigenen Angaben vor allem zwei Dinge: Zum einen seien weiterhin bei einem Viertel der Fälle die Infektionsquellen unbekannt. Zum anderen verursache die rasante Zunahme der Virusmutationen Sorge: "Waren noch vor vier Wochen nur etwa zehn Prozent der Fälle auf ein mutiertes Virus zurückzuführen, ist mittlerweile jeder zweite neue Fall auf die als hochansteckend bekannte britische Mutation zurückzuführen. Mit der Folge, dass weitaus mehr Kontaktpersonen in Quarantäne verfügt werden müssen und es zu deutlich mehr Folgefällen kommt."

Notbremse bei Inzidenz über 100

Dem gegenüber stünden nun die Erwartungen und Forderungen der Einwohner und Unternehmen nach weiteren Lockerungen und lang vermisster Normalität. Die Bundeskanzlerin und die Länderchefs hätten ein schrittweises Öffnungsszenario vereinbart. Ausschlaggebender Wert ist demnach die Inzidenz-Marke von 50. Darunter sind weitergehende Lockerungen möglich. Bis zur Inzidenz 100 sind Lockerungen unter bestimmten Voraussetzungen möglich und über 100 tritt eine so genannte „Notbremse“ in Kraft, die wieder die strengen Beschränkungen der Vormonate aufleben lässt – im äußersten Fall bis hin zu nächtlichen Ausgangsbeschränkungen, die im Stadt- und Landkreis Karlsruhe momentan nicht mehr gelten.

Viele Lockerungen seit 8. März

Das Gesundheitsamt hatte am 7. März festgestellt, dass sich sowohl der Stadtkreis als auch der Landkreis im Korridor zwischen 50 und 100 Neuinfektionen mit dem Coronavirus je 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen befindet. Damit dürfen seit 8. März neben Buchhandlungen, Blumengeschäften und Gartenmärkten, die abhängig von der Verkaufsfläche bereits seit 1. März wieder öffnen durften, Einzelhandelsgeschäfte sogenanntes „Terminshopping“ anbieten, also Einkäufe mit vorheriger Terminbuchung. Ebenso sind mit Terminbuchung und Dokumentation auch Besuche von Museen, Galerien, Zoos und Gedenkstätten wieder möglich. Von den Lockerungen ebenfalls umfasst sind ab sofort Individualsportarten im Außenbereich mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten beziehungsweise maximal 20 Kindern.

"Infektionsgeschehen ist nach wie vor diffus"

„Unser Infektionsgeschehen ist nach wie vor diffus“, sagt der Leiter des Gesundheitsamts Dr. Peter Friebel. Selbst der große Ausbruch im Edeka-Fleischwerk beeinflusse die Inzidenzwerte für den Stadt- und Landkreis nicht wesentlich. Er rechne angesichts der Lockerungen mit einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen. Die jetzt anlaufenden Schnelltestaktionen bieten laut Friebel aber die Chance, unbemerkte Infektionen frühzeitig aufzudecken, und durch schnelle Quarantäne der Ausbreitung entgegenzuwirken. Er appelliere deshalb weiterhin an alle, die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten, von nicht notwendigen Kontakten abzusehen und vom Impfangebot Gebrauch zu machen. „Wir haben es großteils selbst in der Hand, die Weiterverbreitung des Virus zu stoppen“, betont Friebel.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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