Faktencheck Dossier


Durch eine Kooperation mit dem Bundesverband kostenloser Wochenzeitungen (BVDA), dem 157 Verlage mit einer wöchentlichen Auflage von 35,3 Mio. Exemplaren angehören, erscheint in den kostenlosen Wochenzeitungen regelmäßig ein Faktencheck des unabhängigen und gemeinnützigen Recherchezentrums CORRECTIV. Die vielfach ausgezeichnete Redaktion deckt systematische Missstände auf und überprüft irreführende Behauptungen. Wie Falschmeldungen unsere Wahrnehmung beeinflussen und wie Sie sich vor gezielten Falschnachrichten schützen können, erfahren Sie unter correctiv.org/faktencheck.

CORRECTIV - FAKTENCHECK DER WOCHE
Nein, Anne Will hat nicht für dubioses Investment in ihrer Sendung geworben

Foto: Dylan Calluy - Unsplash

Hat die Deutsche Bundesbank Talkshow-Moderatorin Anne Will verklagt, weil sie in ihrer Sendung für eine Bitcoin-Software warb? Das suggeriert angeblich ein Artikel der Tagesschau – doch der ist gefälscht.

Über den Chatbot von CORRECTIV.Faktencheck können Menschen Hinweise einreichen – und genau dort erreichte uns im Oktober mehrfach der Link zu einer Internetseite. Sie imitiert die Webseite der Tagesschau und wirbt mit dem Namen von Talkshow-Moderatorin Anne Will für eine Bitcoin-Software. Der Link wurde laut Analysetool Crowdtangle am 12. Oktober 2023 auf Facebook geteilt.

In dem Artikel mit dem Tagesschau-Logo heißt es: Die Deutsche Bundesbank habe Anne Will verklagt, nachdem sie Robert Habeck in der Sendung von einer Bitcoin-Software erzählt habe. „Daraufhin rief die Deutsche Bundesbank die Sendung an. Sie forderte, die Live-Übertragung zu stoppen und zurückzuziehen, weil sie Angst hatte“, heißt es im Text.

Verantwortlich für die Inhalte von Tagesschau.de ist der NDR. Eine Pressesprecherin schrieb uns am 26. Oktober: „Bei diesem Artikel handelt es sich nicht um einen tagesschau.de-Artikel. […] Derartige Seiten melden wir dem Justitiariat, da es sich bei der Verwendung des Tagesschau-Logos um eine Markenrechtsverletzung handelt. Allerdings sind die Urheber besagter Seiten in der Regel nur schwer festzustellen.“

So unterscheidet sich Tagesschau.de von der gefälschten Webseite

Woran sich die Fälschung erkennen lässt, fasste uns die Sprecherin kurz zusammen: Die Schriftarten stimmen nicht mit denen bei Tagesschau.de überein. Auch im Layout gibt es Unterschiede – so findet sich über dem Titelbild keine zusätzliche Überschrift, sondern eine Navigationsleiste, die Lesezeit wird bei Tagesschau.de nicht angegeben und es gibt auch keine Bannerwerbung auf der Seite.

Webseite ahmt Tagesschau-Layout nach und imitiert auch Medien aus anderen Ländern

Was die Webseite ebenfalls als Fälschung enttarnt: Sie beginnt mit einer völlig anderen Adresse als Tagesschau.de – sie lautet arenalines.com. Sie hat zudem weitere Unterseiten, die zu ähnlichen  Artikeln zum Beispiel über einen polnischen Journalisten oder einen Moderator aus Brasilien führen.

Immer wieder tauchen auf dubiosen Internetseiten Artikel auf, in denen für Finanzprodukte geworben wird. Die deutsche Nachrichtenagentur DPA berichtete über mehrere Fälle: Mal hieß es, die Deutsche Bundesbank habe Barbara Schöneberger verklagt. Mal ging es um angebliche Festnahmen von Markus Lanz oder Hape Kerkeling.

Die Seiten haben kein Impressum – ein Hinweis, dass sie nicht vertrauenswürdig sind

Für gewerblich genutzte Seiten ist in Deutschland ein Impressum gesetzlich vorgeschrieben, in dem der Kontakt und die Postadresse eines Verantwortlichen angegeben ist. Solche Angaben fehlen auf der Fake-Webseite. Auch der Link zur Bitcoin-Software in dem Artikel über Anne Will führt zu einer Seite ohne Impressum. Dort wird man aufgefordert, persönliche Daten einzugeben.

Laut einer Recherche von Zapp wurden durch Betrugsmaschen wie diese bereits hunderte Millionen Euro gestohlen, Ermittlungsbehörden schätzen einen Schaden in Milliardenhöhe.
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Stand vom 31. Oktober 2023. Mögliche Änderungen oder Aktualisierungen finden Sie hier im Originalartikel: https://correctiv.org/faktencheck/2023/10/31/nein-anne-will-hat-nicht-fuer-dubioses-investment-in-ihrer-sendung-geworben/

Fakten für die Demokratie
Durch eine Kooperation mit dem Bundesverband kostenloser Wochenzeitungen (BVDA), dem 157 Verlage mit einer wöchentlichen Auflage von 35,3 Mio. Exemplaren angehören, erscheint in den kostenlosen Wochenzeitungen regelmäßig ein Faktencheck des unabhängigen und gemeinnützigen Recherchezentrums CORRECTIV. Die vielfach ausgezeichnete Redaktion deckt systematische Missstände auf und überprüft irreführende Behauptungen. Wie Falschmeldungen unsere Wahrnehmung beeinflussen und wie Sie sich vor gezielten Falschnachrichten schützen können, erfahren Sie unter correctiv.org/faktencheck.

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Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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