Auch durch Freiwillige Helfer läuft Pflegebetrieb im Haus Schönblick in Neibsheim weiter
Neue Corona-Fälle und große Solidarität

Im Pflegeheim Haus Schönblick in Neibsheim sind bisher 86 der 181 Bewohner positiv auf Corona getestet worden. bea
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Bretten/Region (bea) Am gestrigen Dienstag, 7. April, hat das Land Baden-Württemberg die Ausgangsbeschränkungen für Bewohner von Alten- und Pflegeheimen verschärft. So sollen die Bewohner ihre Einrichtung nur noch aus triftigen Gründen verlassen dürfen. In ganz Baden-Württemberg sind laut Landesgesundheitsamt 454 Bewohner und Pfleger in mehreren Einrichtungen an Covid-19 erkrankt, 43 daran verstorben (Stand 7. April). Erst gestern hat auch die Gemeinde Walzbachtal vermeldet, dass zwei Bewohner des Seniorenzentrums „Am Losenberg“ positiv auf das Corona-Virus getestet wurden. Weitere Tests von Bewohnern und Pflegern stehen noch aus. Bürgermeister Timur Özcan und Landrat Christoph Schnaudigel appellierten an alle derzeit nicht in der Pflege aktiven Pflegekräfte und Angehörige pflegenaher Berufsgruppen sich zu melden, um bei der Bewältigung der Corona-Krise Unterstützung zu leisten. Seine Bereitschaft kann man bei Özcan unter rathaus@walzbachtal.de anmelden.

"In Neibhseimer Heim wird jede kundige Hand gebraucht"

In Bretten beträgt die Zahl der Corona-Fälle 163, darunter sind aber auch schon 22 Genesene. Im Pflegeheim Haus Schönblick im Brettener Stadtteil Neibsheim sind bisher 86 der 181 Bewohner und 49 der 166 Angestellten positiv auf das Virus getestet worden. Sechs Bewohner sind verstorben (Alle Zahlen Stand 7. April). Auch Oberbürgermeister Martin Wolff hatte mit einem Aufruf an Helfer aus dem pflegerischen Bereich appelliert, sich zu melden: „In der Neibsheimer Einrichtung nützt jetzt jede kundige und helfende Hand“. Bislang haben sich beim Gesundheitsamt elf Personen gemeldet. "Ich bin dankbar, dass sich in dieser Situation Menschen melden und helfen wollen", sagt Wolff.

„Allen, die noch können, gehört nicht nur ein großer Applaus"

Die Helfer prüft die Heimaufsicht nun auf ihre Tauglichkeit. „Drei freiwillige Helfer sind bereits im Heim eingesetzt“, teilt Martin Zawichowski, Pressesprecher im Landratsamt Karlsruhe, auf Anfrage mit. Diese werden auch dringend gebraucht. Derzeit habe sie viele Ausfälle bei ihrem Personal zu verzeichnen, erklärt Pflegedienstleiterin Clarita Kosel. „Allen, die noch können, gehört nicht nur ein großer Applaus, sondern viel mehr“, sagt Kosel. Die gute Nachricht: inzwischen seien Spenden und eine Lieferung der dringend benötigten Schutzausrüstung eingetroffen.

„Grundsätzlich gehen alle Infizierten in Quarantäne"

Auf die Frage, wie 49 fehlende Fachkräfte ersetzt würden, erklärt Zawichowski: „Grundsätzlich gehen alle Infizierten in Quarantäne. In besonderen Situationen, zu denen auch Personalmangel zählt, sehen die Richtlinien des Robert-Koch-Institutes aber vor, dass auch Pflegepersonal, das keine Krankheitssymptome aufweist, arbeiten darf. Natürlich unter besonders strengen Schutzvorkehrungen. Von dieser Möglichkeit hat das Gesundheitsamt in einigen Fällen in Neibsheim Gebrauch gemacht. Mit den oben genannten Helfern und Angehörigen, die sich zur Pflege angeboten haben, läuft der Pflegebetrieb derzeit weiter“.

“Wir hangeln uns von Halbtag zu Halbtag"

Die letzten Tests im Haus Schönblick sollten im Laufe des gestrigen Tages durchgeführt werden. „Mein Dank geht an alle Beschäftigten im Pflegeheim Schönblick, die in dieser schwierigen Zeit Außergewöhnliches leisten, um die Betreuung und Pflege der Bewohnerinnen und Bewohner weiter zu gewährleisten. Ebenso danke ich den Ärzten und den beteiligten Behörden, die dazu in Abstimmung ihr Möglichstes tun“, sagt Oberbürgermeister Martin Wolff, bekennt aber auch: “Wir hangeln uns von Halbtag zu Halbtag, um die Situation neu zu bewerten und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen".  Und weiter: Die Betreuung und Pflege der Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenheims sei prekär, aber gerade noch gewährleistet.

Genügend Betten- und Beatmungskapazitäten in den Kliniken

Der Pressesprecher der RHK-Kliniken, Alexander Tsongas, teilt unterdessen mit, dass es im Klinikverbund genügend Betten- und Beatmungskapazitäten für Covid-19 Patienten gebe. In Ludwigsburg und Bruchsal seien jeweils Corona-Schwerpunktzentren eingerichtet worden, um Patienten mit schweren Krankheitsverläufen zu behandeln. Derzeit seien von 150 maximal verfügbaren Beatmungsplätzen rund 40 belegt, so Tsongas. Zusätzlich könnten viele Corona-Patienten in den RKH-Kliniken mit ihren insgesamt 2.500 Betten aufgenommen werden. "Was in unseren Kräften steht, haben wir vorbereitet", sagt Tsongas.

Schlossblick und Edelberg noch ohne Fälle 

In vielen Seniorenheimen ist das Virus glücklicherweise noch nicht angekommen. Im Seniorenhaus Schlossblick in Gondelsheim habe man sich bereits seit Anfang der Krise vorbereitet, erklärt Heimleiterin Cornelia Hölzle. "Hier trägt jeder Mitarbeiter einen Mundschutz. Weiterhin wurden die Wohnbereiche voneinander getrennt." Laut einer Pressemitteilung hat das Haus Edelberg in Oberderdingen ebenfalls frühzeitig umfangreiche Schutzvorkehrungen ergriffen, um einer Ausbreitung des Coronavirus wirksam zu begegnen. Dazu zählten die Aufstockung von Lagerbeständen an Hygieneartikeln, Desinfektionsmitteln und Schutzkleidung. Laufend würden die Mitarbeiter geschult, teilt Pressesprecher Bernhard Rössler mit. Weiterhin gelte ein grundsätzliches Besuchsverbot, für das die Bewohner jedoch großes Verständnis zeigten.

Kontaktlose Geschenke Im Brückle

Das Evangelische Altenpflegeheim Im Brückle in Bretten habe bereits vor rund vier Wochen ein Besuchsverbot für die Angehörigen der Bewohner erlassen, erklärt Heimleiterin Simone Schmidt. Mitarbeiter bekamen die Auflage, ihre sozialen Kontakte auf die eigene Familie zu beschränken. Neu aufgenommene sowie aus dem Krankenhaus zurückkehrende Menschen müssen 14 Tage lang in Zimmer-Quarantäne bleiben. Diese besucht in jeder Schicht eine einzige Pflegekraft in Vollmontur mit Haube, Handschuhen, Maske und Kittel. Angehörige können nach Ankündigung zudem kontaktlos, Gegenstände wie gemalte Bilder oder Blumen für ihre Lieben abgeben.

Konzert im Hof bei ASB Seniorenresidenz Am Saalbach

In der ASB Seniorenresidenz Am Saalbach in Bretten, in der es bislang ebenfalls keinen Corona-Fall gibt, werde ausschließlich mit Mund-Nasen-Schutz gearbeitet, berichtet Simone Baumgartner aus der Presseabteilung des ASB. „Wie lange wir in dieser glücklichen Lage bleiben, lässt sich natürlich nicht vorhersagen und liegt auch nur begrenzt in unserer Hand“, erklärt sie. Betreuungsangebote für Gruppen seien durch Einzelangebote ersetzt worden. Mitarbeiter würden dazu angehalten, ihre eigene Wohnung nur zu verlassen, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen, so Baumgartner. In der vergangenen Woche habe der Enkel einer Bewohnerin ein Konzert im Hof gegeben, dem alle Bewohner zuhören konnten. Auch die Angehörigen seien sehr verständnisvoll, sagt Baumgartner. „Laut unserer Pflegedienstleitung in Bretten kommen regelmäßige Schokoladen- und Sektlieferungen ins Haus.“

„Menschen stellen Schokolade oder Blumen mit einem Brief vor die Tür"

Kleine Geschenke für Bewohner und Mitarbeiter gibt es auch im Sozialwerk Bethesda in Bauschlott. „Menschen stellen Schokolade oder Blumen mit einem Brief für ihre Angehörigen oder einem Dank an unsere Mitarbeiter vor die Tür“, sagt Peter Mayer, Vorsitzender des Sozialwerk Bethesda. Seine Mitarbeiter habe er dazu aufgerufen, ihre Wohnung nur zu verlassen, um zur Arbeit zu kommen. So soll das Risiko einer Ansteckung minimiert werden. „Die Mitarbeiter machen mit, dafür gehört ihnen ein großes Dankeschön“, so Mayer. Die Gemeinde habe eine Aktion gestartet, bei der Kinder Bilder für die Bewohner malen und im Rathaus abgeben könnten, sagt er. Diese würden danach gesammelt im Sozialwerk Bethesda abgegeben.

"Bleibt zu Hause"

Erneut richtete auch der Brettener Oberbürgermeister seinen Appell an die Bevölkerung, zu Hause zu bleiben und nur die nötigsten Besorgungen zu machen. "Wir haben eine Einkaufsgemeinschaft mit unseren Nachbarn eingerichtet", gibt Wolff ein privates Beispiel. Auch könne man den Lieferservice der örtlichen Unternehmen nutzen und Gemeinschaftsbestellungen mit den Nachbarn abgeben, schlägt er vor. "Die Übertragung des Virus ist tückisch", sagt Wolff. Nach wie vor sehe er in manchen Bereichen Sorglosigkeit bei den Bürgern. Daher würde die Einhaltung der Landesverordnung permanent kontrolliert.

Spendenkonto der Stadt Bretten

Auf Anfrage aus der Bevölkerung hat die Stadtverwaltung Bretten zudem ein Spendenkonto mit dem Stichwort „Corona“ eingerichtet: bei der Sparkasse Kraichgau, IBAN: DE87 6635 0036 0005 0300 36, BIC: BRUSDE66XXX und bei der Volksbank Bruchsal-Bretten, IBAN: DE88 6639 1200 0000 5000 03, BIC: GENODE61BTT

Mehr finden Sie auf unserer Themenseite Coronavirus.

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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