Leserbrief zu "Windkraftanlagen ..." BreWo 17.4.24
Sozialer Kitt an Rotorblättern

Foto: Copyright Greenpeace

Nicht schön, aber zweckmäßig: Windräder
Schön sind sie nicht. Ich hätte mir gewünscht, dass wir ohne sie auskommen. Windräder haben ästhetisch ungefähr den Rang von Hochspannungsmasten. Nicht schön, aber nützlich. Oder kennt jemand jemanden, der sagt: „Ich finde das nicht schön, ich verzichte auf Stromversorgung“? Wir haben uns an Strommasten gewöhnt. Nordsee ohne Windräder? Inzwischen undenkbar.
Bis ein Autokrat über Nacht das Gas abdrehte, konnte uns fast egal sein, wie der Strom (bzw. Wärme) in unsere Steckdosen kommt. Die Klimakrise gefährdet unsere Wälder, Natur und Gesundheit. Wer erneuerbaren Strom vor der eigenen Haustüre erzeugt, ist gleich für mehrere Krisen gewappnet. Mit den Planungen des Regionalverbandes Mittlerer Oberrhein liegt das Thema Windenergie nun auch für Bretten auf dem Tisch. Nur die Standorte mit der geringsten Belastung für Mensch und Natur kommen überhaupt in Frage. Im Amtsblatt vom 10.04.24 sprechen unser Oberbürgermeister und Bürgermeister die Situation direkt und in großer Besonnenheit an. Damit ist der Ton gesetzt, der für die kommenden Debatten leitend sein sollte.
"Unser Geld bleibt hier"
Eine neue Sichtweise brachte Landrat a.D. Bertram Fleck bei der EnergieWendeMesse aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis mit. Er berechnete die Summe, die für Energie pro Jahr abfließt in Öl- und Gasförderländer. In Bretten sind das ca 50 Mio., basierend auf Zahlen des Landkreises. Im Rhein-Hunsrück-Kreis baute man bereits vor 20 Jahren Windräder. In Kitas und Schulen gibt es Mittagstisch und Ältere kommen mit dem Pendelbus überallhin. Beides gratis. Im Brettener Kommunalwalhlkampf setzt jede demokratische Partei auf den Zusammenhalt der Gesellschaft. Aber am Ende fehlen doch wieder die Mittel für das Soziale. Mit Pachteinnahmen, direkten Investitionen der Bürger (Anteile an Genossenschaften/Stadtwerken) und günstigem Strom profitieren wir selbst an der Wertschöpfung des Strommarktes. Manches Vorhaben für mehr Zusammenhalt wird machbar, zB. für Kinder, Senioren, günstiger Wohnraum, Treffpunkte in Stadtteilen und in den Quartieren u.a. Wenn wir es klug anstellen, bringen die Rotorblätter mehr sozialen Kitt in unsere Städte und Dörfer.
Empörung reicht nicht
Apropos sachliche und besonnene Diskussion. Skepsis und das Recht auf Ablehnung gehören zur Demokratie. Das ist hoffentlich unstrittig. An diese Stelle gehört eine Einordnung der Meinungsäußerungen in den Sozialen Medien. Im Fachjargon gilt: „Katastrophe und Hass knallt auf den Kanälen“. Gehen die negativen Emotionen hoch, werden die Beiträge häufiger angezeigt, um weitere Kommentare zu erzielen. Nun kommt die Künstliche Intelligenz hinzu, die in kurzer Zeit echt aussehende Kommentare ähnlichen Inhalts erzeugt, sogenannte Bots. Ein Beitrag kann schon mal in zwei Stunden 1500 solcher Hassbotschaften erhalten. Das ist schwer erträglich. Man muß sich klar machen: Das spiegelt nicht die Meinung „der Bürger“, auch wenn genau dieser Eindruck beabsichtigt ist.
Sachliche Kommunikation tut not
Hier sind Regionalverband und Stadt gefragt, vor allem im direkten Gespräch (Veranstaltungen zB.) zur sachlichen Meinungsbildung beizutragen. Bitte überlassen Sie das nicht allein den phantasievollen Flugblättern und Chatgruppen! Viele Bürgerinnen und Bürger sind zu gewinnen, wenn es besonnen und respektvoll zugeht. Man muß sie nicht schön finden, die Windräder. Aber lassen Sie uns respektvoll zu Lösungen kommen. Am Ende könnte die Stadtgesellschaft der Gewinner sein.

Jutta Biehl-Herzfeld, Bretten.

Autor:

Jutta Biehl-Herzfeld aus Bretten

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