1. Ethikforum der Regionale Kliniken Holding an der Rechberglinik Bretten
Verlässliche Wege zur wunschgemäßen Behandlung

An der Rechbergklinik in Bretten hat das 1. Ethikforum der RKH Regionale Kliniken Holding getagt. | Foto: ch
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BRETTEN (kn) Nach der Umstrukturierung der Ethikgremien in der Regionalen Klinik Holding (RKH) veranstaltete das Ethikkomitee der RKH Kliniken des Landkreises Karlsruhe sein 1. Ethikforum. Es wurde moderiert von Dr. Jürgen Knieling. Prof. Martin Schuster begrüßte die etwa 30 Teilnehmer, vor allem die Referentin, Prof. Dr. Annette Riedel, und stimmte auf das Thema ein.

"Behandlung im Voraus planen"

Eingeladen waren außer den Klinikmitarbeitern auch Interessierte diverser Einrichtungen des Gesundheitswesens. Sie alle bemühen sich um gangbare und verlässliche Wege, um zu erfahren, wie Menschen behandelt werden möchten im Alter, bei schwerer Erkrankung oder am Lebensende. Ein gutes Modell zeichnet sich im Konzept von "Behandlung im Voraus planen", auch Advance Care Planning, kurz ACP genannt, für die Betroffenen ab. Denn obwohl einerseits Selbstbestimmung vor allem am Lebensende gesellschaftlich ganz im Trend liegt, zeigen sich andererseits bei der Umsetzung vorgegebener Patientenverfügungen Schwierigkeiten.

Mehrere Gesprächsanläufe

ACP zeichnet nun aus, dass die Vorstellungen in einem längeren kontinuierlichen Prozess zwischen Patienten und Behandlern festgehalten werden und dies auch mit Menschen, die etwa durch eine Demenz in ihrer Kommunikation eingeschränkt sind. Es ist ein Gesprächsangebot, bei dem die Werte eines Menschen im Mittelpunkt stehen, die in einem gegliederten Gespräch und gegebenenfalls in mehreren Gesprächsanläufen artikuliert und festgehalten werden. Es geht also nicht zuallererst darum, ein fixes Dokument zu produzieren. Es ist eine professionelle Begleitung im Gespräch, um Angehörigen und eventuell Betreuern eine gute und sie entlastende Grundlage an die Hand zu geben für einen Notfall, in dem adäquates Handeln gefordert ist. Die Sorge um das, was dann jemand möchte, steht im Vordergrund.

Ausgebildete und zertifizierte Begleiter

Gesetzliche Grundlage dafür ist ein Zusatz in § 132 des Sozialgesetzbuches, dem einige Heime bereits nachkommen können, indem sie die dazu erforderliche ACP-Begleiter haben ausbilden lassen und es so anbieten können. Bei aller Begrenztheit, gesundheitliche Vorkommnisse exakt vorauszuplanen, kann so vorurteils- und wertneutral durch ausgebildete und dafür zertifizierte Begleiter dieses angeboten werden. Diese Begleiter brauchen neben Berufs- auch Lebenserfahrung, personale Kompetenz für die gelegentlich anspruchsvolle Kommunikation und daher eine entsprechende Ausbildung, um Menschen in ihrer je verschiedenen Lebenswelt gerecht zu werden. In der Altenhilfe ist dies gerne angenommen, um Menschen mit ihren Vorstellungen und Wünschen im Alter und gerade der letzten Lebensphase gerecht zu werden. Darüber hinaus ist es eine Herausforderung für unsere Gesellschaft, sich dieser Aufgabe bewusst zu sein, immer wieder verschiedene Aspekte zu bedenken und in einem passablen Verfahren zu gewährleisten, dass das Selbstbestimmungsrecht angemessen zur Geltung kommen kann. 

Interdisziplinärer Dialog auf Augenhöhe

Das Thema des 1. Ethikforums der Kliniken des Landkreises Karlsruhe war daher zukunftsrelevant, doch gibt es zahlreiche ähnliche Themen im Ethikkomitee. In ethischen Fallbesprechungen, bei palliativen Konsilen und anderen Fragen sind ethische Aspekte einzubeziehen und unabdingbar, um das Spannungsfeld zwischen individuellen Wünschen und Ansprüchen und deren Abwägung vornehmen zu können. Es ist ein interdisziplinärer Dialog auf Augenhöhe verschiedener Professionen einer Klinik, denn nur so kann Entlastung und Handlungssicherheit erreicht werden. Das Ethikkomitee und die Ethikkonferenz geben nach ausgiebiger Abwägung Handlungsempfehlungen ab und Orientierung in mitunter komplexen Sachverhalten.

Ethikkomitees vor Ort

Dies in einer Klinik zur Geltung zu bringen und in den Blick zu nehmen ist Aufgabe der Ethikkomitees vor Ort, während die übergreifende Ethikkonferenz der Holding übergreifend Themen behandelt, so auch Unternehmenskultur. Dies sichert Qualität, damit Leitbilder gelebt werden. Einrichtungen des Gesundheitswesens leben davon, dass die hier tätigen Menschen für ihre Arbeit motiviert bleiben, weil sie Wertschätzung ihrer Tätigkeit erfahren und diese in Übereinstimmung bringen können mit ihren persönlichen Werten und Verpflichtungen. So lassen sich Erosionsprozesse der Motivation in Grenzen halten in komplexer gewordenen gesellschaftlichen Bedingungen. Es ist eine ethische Herausforderung, Ökonomie und Ökologie in einen nachhaltig guten Ausgleich zu bringen. 

Zukunftsthema Umweltethik

Umweltethik ist deshalb ein anderes Zukunftsthema, dem sich die Holding stellen wird bis hin zur Vision einer klimaneutralen Klinik, in der verantwortlich und nachhaltig mit sachlichen wie personellen Ressourcen umgegangen wird. Ethische Orientierung in vielen Facetten ist unabdingbar in Einrichtungen des Gesundheitswesens, so das Fazit des Ethikforums.

Mehr auf unseren Themenseiten Regionale Kliniken Holding und Rechbergklinik

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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