Beteiligung von Bürgern erwünscht
Vielfältiger Klimaschutz in Bretten

Foto: kn

Bretten (kn) Klimaschutzprozesse in Kommunen würden heutzutage in neuen Formaten durchgeführt, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Bretten. So habe die Stadt am 6. Oktober 2020 unter Teilnahme der Öffentlichkeit eine Klimaschutzwerkstatt durchgeführt. Auch das Mobilitätskonzept sei in einem öffentlichen Beteiligungsprozess erarbeitet worden. Im Projektbeirat, der sich, wenn es die Corona-Situation erlaube, regelmäßig treffe, würden sich Bürgerinnen und Bürger mit Expertise in diesem Gebiet einbringen. Um dem Bedürfnis nach Information Rechnung zu tragen, werde die Stadtverwaltung in den kommenden Monaten über den Stand der Klimaschutzaktivitäten der Stadt Bretten informieren.

Einbeziehung von Bürgern

"Wichtig ist, dass wir die Bürgerinnen und Bürger einbeziehen, wie etwa beim Mobilitätskonzept geschehen oder in Workshops“, sagt Oberbürgermeister Martin Wolff. Während in den Kommunen in der Vergangenheit Arbeitskreise und Agenda-Gruppen sehr aktiv und wirksam waren, da sie die Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen gelenkt hätten, würden die Klimaschutzaktivitäten inzwischen vorwiegend prozess- und projektorientiert umgesetzt. Insbesondere im Baurecht greife die Stadt seit über zehn Jahren regulierend in die Stadtentwicklung ein, indem Maßnahmen in Bebauungsplänen festgesetzt würden. Dadurch würde darauf geachtet, dass Flächen nicht zu stark versiegelt, in Neubaugebieten heimische Pflanzen verwendet oder Schottergärten ausgeschlossen würden. Oft ließen sich Häuslebauer durch Beratung überzeugen. So biete die Stadt Bretten gemeinsam mit dem Nabu Bretten Beratung zur Gartengestaltung und eine Fruchtsträucher-Bestellaktion an. Energieberater der UEA (Umwelt- und Energieagentur Kreis Karlsruhe) erörterten kostenlos Fragen zur Gebäudesanierung oder zur Installation von Photovoltaikanlagen (Beratungstelefonnummer: 0172 936 99690 oder unter www.zeozweifrei.de).

Naturerlebnistag und Förderprojekte

Klimaschutz-Erziehung fange bereits im Kindergarten an, etwa mit dem Naturerlebnistag, den die Stadt Bretten seit 2013 gemeinsam mit Brettener Vereinen ausrichte oder durch Schulprojekte, die sich mit Klimaschutz, Erneuerbaren Energien, Mobilität und Konsum befassten. Mit den Förderprojekten "Natur nah dran" des Landesumweltministeriums habe die Stadt gemeinsam mit dem NABU Bretten einen Grünzug mit blühenden Wildblumen inmitten der Stadt geschaffen. Auch Landwirte beteiligten sich an einem vergleichbaren Projekt (KomBlü), indem sie Blühstreifen als Nahrungsgrundlage von Insekten anlegten. An drei Standorten in Bretten könnten Elektrofahrzeuge ausgeliehen werden. Das Projekt "zeozweifrei-unterwegs" habe seit 2019 einen regen Zulauf aus der Bevölkerung. Einen großen Stellenwert beim Klimaschutz nehme auch die Sanierung von öffentlichen Einrichtungen wie Schulen ein. Die Maßnahmen reichten von der Dämmung der Fassaden und Innenräume, über die Erneuerung technischer Ausstattungen wie Heizungsanlagen und Warmwassererzeugung bis zur Installation energiesparender LED-Leuchten.

Beitritt zum Klimaschutzpakt

Am 24. November 2020 hatte der Brettener Gemeinderat den Beitritt zum Klimaschutzpakt der Landesregierung beschlossen und damit einen wichtigen Schritt zum kommunalen Klimaschutz unternommen, der mit umfangreichen Fördermöglichkeiten verbunden sei. Neben der Einstellung eines Klimaschutzbeauftragten, die kurz bevorstehe und die mit über 300.000 Euro gefördert werde, habe die Stadt gemeinsam mit dem Gemeinderat das Ziel einer klimaneutralen Verwaltung formuliert. Zur Umsetzung der Ziele bis 2040 werde der Prozess des European-Energy-Award genutzt. Für die Prozessteilnahme von 2021 bis 2024 erhalte Bretten eine Fördersumme von 10.000 Euro. Der European-Energy-Award-Prozess zeichne sich dadurch aus, dass über einen Zeitraum von drei Jahren Verwaltungsstrukturen aufgebaut, eine Bestandsaufnahme gemacht und konkrete Maßnahmen entwickelt, priorisiert und umgesetzt würden. Unterstützt werde der Prozess durch die UEA, die ihre Niederlassung im Technischen Rathaus habe.

Ausbau von Wärmenetzen in Bretten

Ein weiterer wesentlicher Baustein bei der Klimaschutzstrategie der Stadt sei die „kommunale Wärmeplanung“. Diese sei im Rahmen der Novelle des Klimaschutzgesetztes verpflichtend und müsse bis zum 31. Dezember 2023 vorliegen. Dieser Prozess wurde in Bretten, bereits vor Inkrafttreten des Landesgesetzes, durchgeführt und abgeschlossen. So habe die Stadt Bretten in Kooperation mit den Stadtwerken und der UEA über zwei Jahre hinweg bereits einen Energieplan in Form einer geodatenbasierten Datenbank erarbeitet. Konkret wurde hierbei eine Bestandsaufnahme von Wärmebedarf, Gebäudetypen und der aktuellen Versorgungsstruktur erstellt und Möglichkeiten ermittelt, wie eine Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energien, durch Abwärme oder Kraft-Wärme-Kopplung hergestellt oder die Energieeffizienz der Anlagen gesteigert werden könne. Die Stadt Bretten erhalte dafür eine Förderung von 70.000 Euro.

Planung von Wärmenetzen

Im nächsten Schritt werde ganz konkret an der Umsetzung dieser Ergebnisse gearbeitet. Für 2021 gingen die Stadtwerke Bretten in die konkrete Planung von Wärmenetzen für den Kernort Bretten. Hierbei würden Ausbauvorschläge mit allen wichtigen technischen und wirtschaftlichen Parametern aufbereitet. Dafür würden die Stadtwerke einen Förderantrag beim Bund - über das Programm „Wärmenetze 4.0“ stellen. Für dieses Vorhaben stünden voraussichtlich über 140.000 Euro zur Verfügung. Der Antrag werde Ende Februar beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) eingereicht.

Einrichtung von Energiequartieren

Gemeinsam mit den Stadtwerken habe die Stadt Bretten so genannte Energiequartiere ausgewiesen. Hierbei handele es sich um ein durch die KfW-Bank gefördertes Projekt zur Darstellung von Energie-Einsparpotenzialen. Ziel sei es, den Energieverbrauch in diesem Gebiet deutlich zu senken und ein Konzept für eine nachhaltige Energieversorgung zu entwickeln. Die Energiequartiere hießen „Rechberg“, „Diedelsheimer Höhe“ und „Kupferhälde“. Immobilienbesitzer hätten die Möglichkeit, sich kostenfrei und neutral über sinnvolle energetische Sanierungsmaßnahmen zu informieren. So analysierten Fachleute der UEA die Gebäudestruktur und Alter der Gebäude, Art und Alter der Heizanlagen, Energieverbrauch und Sanierungsmaßnahmen aus der Vergangenheit und für die Zukunft.

Kostenfreie Beratung unabhängiger Energieberater

Die Stadt selbst erhalte durch die Projekte verlässliche Informationen über die Gebäudezustände und Sanierungserfordernisse und könne dadurch eine übergreifende Strategie für eine umweltfreundlichere Energieversorgung im jeweiligen Quartier ableiten. Zusätzlich würden in den Wintermonaten thermografische Aufnahmen der Gebäude im Gebiet gemacht - die Begehungstermine würden vorab im Amtsblatt veröffentlicht. Diese Aufnahmen würden dabei helfen, den energetischen Zustand einer Immobilie zu beurteilen. In einem letzten Schritt würden unabhängige Energieberater die Bürger kostenfrei zu sinnvollen energieeinsparenden Maßnahmen auf Basis der Auswertung der thermografischen Aufnahmen beraten.

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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