Bretten pflegt Deportiertenfriedhof in Gurs
Das Camp de Gurs im gleichnamigen französischen Ort nordöstlich der Pyrenäen hat im zweiten Weltkrieg gerade in Baden, dem Saarland und der Pfalz traurige Berühmtheit erlangt. Denn in das Internierungslager wurden viele Juden aus diesen Bundesländern gebracht. Die Stadt Bretten ist nun unlängst der Arbeitsgemeinschaft zur Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs beigetreten.
Bretten/Gurs (hl) Gurs – ein kurzes Wort, das für 6500 Juden aus Baden, dem Saarland und der Pfalz jedoch für das schlimmste Grauen im zweiten Weltkrieg stand. Denn das Internierungslager Camp de Gurs bedeutete für mehr als 1000 von den Nationalsozialisten deportierten Juden den Tod. Sie starben dort auch aufgrund katastrophaler Verhältnisse und wurden auf dem dortigen Friedhof bestattet. Auch aus Bretten wurden am 22. Oktober 1940, die letzten 18 in Bretten noch lebenden Bürger jüdischen Glaubens nach Gurs transportiert. Einige der Deportierten konnten fliehen, die anderen kamen in die Vernichtungslager im Osten. Die damals noch lebenden Brettener wurden in Auschwitz ermordet. Für die, die auf dem Friedhof in Gurs geblieben sind, sorgt die Arbeitsgemeinschaft zur Pflege des Deportiertenfriedhofs. Dieser Gemeinschaft ist unlängst auch die Stadt Bretten beigetreten.
Anstoß zur Friedhofpflege kam von Karlsruher OB Klotz
Dem Karlsruher Oberbürgermeister Günter Klotz ist es zu verdanken, dass sich Städte und Orte im Saarland sowie in Rheinland-Pfalz und Baden zusammentaten, um den Friedhof in Gurs zu pflegen. Sie wollten sich damit auch ihrer Verantwortung aus der Vergangenheit stellen. Die Arbeitsgemeinschaft wird dabei von der Stadt Karlsruhe verwaltet. Jedes Jahr besucht dabei auch eine Delegation aus den Mitgliedsgemeinden die Gedenkveranstaltung an der nationalen französischen Gedenkstätte. Für Bretten nahm diesmal Stadträtin Heidemarie Leins (FWV) an der Veranstaltung teil. Leins konnte dabei viele Gespräche mit Vertretern der Städte führen, denn die Thematik, wie Friedhöfe, Recherchen in den Archiven, ist bei allen gleich gelagert.
Gräber der Brettener Juden besucht
Wichtig war Leins vor allem auch der Besuch der Gräber der Brettener Juden, um nach jüdischer Sitte einen Stein aus Bretten auf den Grabstein zu legen. Doch nicht alle Schicksale der Brettener Juden sind bis heute aufgeklärt. So ist der Verbleib von Pauline Wertheimer, der Frau von Isaak, noch immer unklar. Sie soll in der Stadt Pau in der Region Aquitanien im Krankenhaus gestorben sein. Aber alle Recherchen dazu blieben bisher erfolglos. Im Juni soll in Pau weiter geforscht werden.
Zeitzeugen kommen ebenfalls nach Gurs
Einer, der sich den jährlichen Besuch in Gurs nie nehmen lässt, ist Paul Niedermann, 1927 in Karlsruhe geboren. Er kommt als Zeitzeuge aus Paris, wo er lebt. Glücklich macht ihn heute, Jugendlichen von seinem Lager- und Fluchtleben zu erzählen. Seine Botschaft ist dabei aber immer Versöhnung, so Leins. „Und die Jugendlichen hingen an seinen Lippen, wenn er ihnen sagte, dass er den Nachfahren der Täter für die Verbrechen der Vergangenheit keine Schuld anlastet.“ Sie könnten nichts dafür. „Aber er möchte, dass sie aufstehen, wenn irgendwo Menschenrechte verletzt werden“, so Leins. Gerade in der heutigen Zeit, eine wichtige Botschaft.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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